
Albsüdrandweg (HW2)
Tom Schilling
Für meine Mutter
Impressum
Auflage September 2023
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland
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gedruckt im Selbstverlag
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Inhalt
- Vorbereitung
- Anreise → Schutzhütte vor Jägerhaus
- Schutzhütte vor Jägerhaus → Naturfreundehaus Steighöfe
- Naturfreundehaus Steighöfe → Sigmaringen
- Sigmaringen → Ruine Heuneburg
- Ruine Heuneburg → Heyingen
- Hayingen → Tiefental
- Tiefental → Blaubeuren
- Blaubeuren → Ulm
- Ulm
- Ulm → Nerenstetten
- Nerenstetten → Giengen
- Giengen → Oggenhausen
- Oggenhausen → Trugenhofen
- Trugenhofen → Unterliezheim
- Unterliezheim → Donauwörth
- Donauwörth
- Rückfahrt


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2023 Wandern auf dem Albsüdrandweg (HW2) der Schwäbischen Alb von Tuttlingen nach Donauwörth
L 286 km, U 391 m, O 813 m, Z 16 Tage
Inhalt
- Vorbereitung
- Anreise → Schutzhütte vor Jägerhaus
- Schutzhütte vor Jägerhaus → Naturfreundehaus Steighöfe
- Naturfreundehaus Steighöfe → Sigmaringen
- Sigmaringen → Ruine Heuneburg
- Ruine Heuneburg → Heyingen
- Hayingen → Tiefental
- Tiefental → Blaubeuren
- Blaubeuren → Ulm
- Ulm
- Ulm → Nerenstetten
- Nerenstetten → Giengen
- Giengen → Oggenhausen
- Oggenhausen → Trugenhofen
- Trugenhofen → Unterliezheim
- Unterliezheim → Donauwörth
- Donauwörth
- Rückfahrt
Vorbereitung
Der Grundstein für diese Wanderung wurde gelegt, als ich mir für den Albsteig (HW1) letztes Jahr den Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag gekauft hatte. Darin ist neben dem HW1 auch der HW2 enthalten. Beide zusammen umrunden die Schwäbische Alb, der HW2 auf der Südseite. Den GPS-Track habe ich wie letztes Jahr aus dem Track des Buches zusammengebastelt.

Für die An- und Abreise hatte ich meine Hoffnung auf das neue Deutschlandticket für 49 € gesetzt, das ab Mai eingeführt wird. Ich hatte deshalb den Wanderbeginn auf 1.5. gesetzt. Leider ist die Reise von Dresden nach Tuttlingen mit Nahverkehrszügen extrem umständlich und langwierig. Im besten Fall würde ich fast 14 Stunden und 4 Umstiege brauchen, wenn ich 5:25 Uhr in Dresden Strehlen losfahre und als Mindestumsteigezeit überall 20 Minuten ansetze. Die reine Entfernung ist nur 500 km, das ergibt also eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 36 km/h, immerhin 4-fache Postkutschengeschwindigkeit von vor 200 Jahren!
Aus mir unerfindlichen Gründen gibt es aber ein Supersparticket der Deutschen Bahn für die Hinfahrt für 17,90€ und für die wesentlich kürzere Rückfahrt für 27,90€. Die kaufe ich und komme damit in 9 Stunden hin und in 7 Stunden, 45 Minuten zurück. Damit ist der Termin festgelegt: Ich wandere vom 3.-19.5.23. Zwei Regentage im Hotel sind eingerechnet.
Das Deutschlandticket ist für deutschlandweite Verbindungen eigentlich nicht zu gebrauchen.
Anreise ↣ Schutzhütte vor Jägerhaus
K km 14, L 15 km, U 601 m, O 791 m

Die Anreise per Bahn ist entspannt. Es liegen Bahnstreiks in der Luft, aber nicht heute. Dank großzügiger Umsteigezeiten tangieren mich die 22 Minuten Verspätung in Stuttgart nicht. Die Züge sind nicht voll, so daß ich zwei Sitze für mich habe und die Beine hochlegen kann. Ich versuche, Nachtschlaf nachzuholen, der für mich schon 4 Uhr zu Ende war, aber es gelingt mir nicht.

Nach der Ankunft in Tuttlingen um 15 Uhr habe ich noch einiges vor. Ich plane bis zur ersten Schutzhütte noch 15 Kilometer zu gehen. Das ist gleich ein ordentlicher Einstieg mit gut gefülltem Rucksack. Wasser für die Übernachtung habe ich noch aus Dresden mit, damit ich keine Zeit verliere.

Der HW2 geht in Tuttlingen von der Donau weg auf eine Hochfläche. Dort bin ich allein. Ich gönne mir erst nach zehn Kilometern am Bergsteig eine kurze Rast (bei der ich eine 2 € Münze finde) und gehe auf sanft abfallendem Pfad wieder zur Donau hinunter.

Die senkrechten Felsen, die die Donau einrahmen, werden wunderschön von der tiefstehenden Sonne angestrahlt. Die Schutzhütte erreiche ich gegen 19 Uhr. Die Bänke in der Hütte sind für eine Übernachtung brauchbar. Ich mache schnell Abendessen und gehe zu Bett, bevor es dunkel wird.

Schutzhütte vor Jägerhaus ↣ Naturfreundehaus Steighöfe
K km 40, L 26 km, O 811 m, U 601 m
Ich schlafe ganz gut, wenn man davon absieht, daß ich zu jedem Lagewechsel in den Halbschlaf wechsele, damit ich meine Lage zur Wand justieren kann, um nicht von der Bank zu fallen.
Morgens steht die Sonne am strahlend blauen Himmel. Nur zur Hütte gelangt sie nicht, dafür sind die Felswände zu steil. Weil es noch kalt ist, packe ich ohne Frühstück zusammen und hole das auf der ersten sonnenbeschienenen Bank nach. Es sind einige Radler an der Donau unterwegs.

Am Bronner Wehr macht jemand, der keinen Namen angegeben hat, Stimmung gegen den bevorstehenden Abriß des Wehres. Das Wehr hatte 400 Jahre lang für die Mühle Wasser aufgestaut. Nachdem die Mühle 1960 durch einen Hangrutsch zerstört wurde, gibt es keine Notwendigkeit mehr für dieses menschengemachte Bauwerk. Ich kann die Argumente für einen Abriß gut verstehen und bin ebenfalls der Meinung, daß man der Natur ihren Lauf lassen sollte. Die Gegenseite versteigt sich zu absurden Behauptungen wie, daß die Vorfahren Wasser und Wegerechte einfach für diesen Damm verschenkt hätten. Wer's glaubt.




Nach dem gut ausgebuchten Jägerhaus macht die Donau endlich einen Knick, daß eine Sitzbank von der Sonne beschienen wird und ich zu meinem Frühstück komme. Bei der Vorbereitung der Tour war mir aufgefallen, daß die bisher von mir auf Reisen viel konsumierten Marmeladen- und Butternäpfchen aus allen Supermärkten verbannt worden waren. Mir blieb nichts weiter übrig, als mir Marmelade in eine Vorratsflasche abzufüllen und auf Kiri als Unterlage umzusteigen. Kleiner Spoiler: Das ging ordentlich schief. Durch das andauernde Geschüttel hatte die Marmelade nach zwei Wochen die Konsistenz von Orangensaft und schimmelte.

In Beuron bekomme ich in einer öffentlichen Toilette Wasser und kann mich etwas reinigen. Es ist heiß geworden.

Mittags komme ich am Etappenziel des Wanderführers an, der Burg Wildenstein. Hier würde ich gerne mal übernachten. Wie die Burg Teck ist sie zur Jugendherberge ausgebaut worden und hat einen hübschen Innenhof und grandiosen Ausblick ins Tal.




Leider würde es die Moral senken, schon am ersten vollen Wandertag nur bis hier zu gehen. Ich habe heute noch viel vor und für den ganzen Tag ist Sonnenschein angesagt. Der Weg macht einen großen Dreiviertelkreis, so daß die Burg Wildenstein noch einige Male in den Blick kommt.

Der HW2 ist wesentlich schlechter ausgeschildert als der HW1. Mit weiten Abständen zwischen den Wegzeichen kann ich leben, wenn sie an den Abzweigungen wenigstens richtig wären. Schon seit dem Aufstieg aus Tuttlingen bin ich häufig über den Weg im Unklaren und verlaufe mich ein paar Mal. Klar, ich könnte ständig mit einem Handy meine Position überprüfen, aber der Sinn einer Beschilderung ist doch, das nicht tun zu müssen. Mein Handy hat nur rudimentäre GPS-Funktionen und kann auch schon mal 10 Minuten für einen Fix brauchen. Deshalb will ich es eigentlich nicht aus der Tasche holen.


Der HW2 endet am Kloster Beuron. Ich folge dem oberen Wegweiser, hätte aber wie der zweite gehen sollen. Am Bahnhof bemerke ich meinen Fehler.
Burg Wildenstein: Der dritte Wegweiser von oben zeigt in Richtung des fünften. Richtig wäre die Richtung des vierten.



Zwischen Eichfelsen und Schloß Werenwag finde ich ein schickes Samsung Handy neben dem Weg. Nach einer Weile ruft der Besitzer an und wir vereinbaren eine Übergabe am Schloß. Das bringt 10 € Trinkgeld, aber auch eine kleine Verzögerung, weil der HW2 vom Schloß weg verlegt wurde.

Obwohl ich noch keinen Kletterer gesehen habe, wird mir plötzlich bewußt, das ich mich in einem Klettergebiet befinde. Auf einer Wiese begegne ich dem Hubschrauber der Schweizer Bergwacht, der die letzte halbe Stunde über den Felswänden gekreist war, und einem Rettungswagen, noch ohne Patient. Drei Leute telefonieren mit Handys. Offensichtlich hatte jemand einen abgestürzten Bergsteiger gemeldet, den sie bis jetzt noch nicht gefunden hatten. Als ich an ihnen vorbei bin, startet der Hubschrauber wieder und das Geräusch begleitet mich, bis ich außer Hörweite bin. Auch ich sehe mir an der Aussicht die Felsen genauer an, finde aber niemand.


Mein Tagesziel ist das Naturfreundehaus an den Steighöfen. Dort will ich zelten. Die Wiese ist groß und leer, auch im Haus ist wie erwartet niemand. Bewirtschaftet wird das nur am Wochenende. Im Wanderführer steht, daß die Benutzung der sanitären Anlagen auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich ist. Leider sind die vier Wasserhähne der Waschstelle abgeschraubt. Von einer Nachbarin im Ort bekomme ich zwei Trinkflaschen gefüllt. Ich bin zu erschöpft, um vor dem Zelt zu kochen und mich mit den Mücken herumzuschlagen, und esse nur Wurst und Brot.

Naturfreundehaus Steighöfe ↣ Sigmaringen
K km 61, L 21 km, O 802 m, U 578 m
Meine Zeltstelle unter den Bäumen am Grundstücksrand hatte wunderbar weiches Moos. Sehr erholsam! Ich starte schon um 6 Uhr kurz nach Sonnenaufgang in den Tag, weil gegen 9 Uhr Regen einsetzen soll. Nach gutem Frühstück bin ich 8 Uhr abmarschbereit. Nicht weit ist es bis zur Stetter Schutzhütte, in der man auch schön übernachten kann. Etwa acht Leute packen vor der Hütte ihre Sachen zusammen. Nach den großen Rucksäcken zu urteilen, sind das auch Weitwanderer, ich habe sie allerdings nicht wieder gesehen.

Abgesehen von einem kurzen Nieselschauer am Morgen bleibt es den ganzen Tag trocken. Meist scheint die Sonne und es ist schwüler als gestern, so daß ich recht schlapp bin und unheimlich viel trinken muß.




In Gutenstein muß ich mich erst mal um Trinkwasser kümmern. Glücklicherweise entpuppt sich die in OSM eingezeichnete Schutzhütte am Ortseingang als Toilettenhäuschen. Den Anstieg zum Teufelsloch lasse ich aus und gehe stattdessen an der Donau entlang. Auch schön und vor allem kraftsparend.

Der Felskopf, auf dem die Reste der Burg Gebrochen Gutenstein stehen, ist wirklich winzig. Wie hat man das früher in dieser klaustrophobischen Enge nur ausgehalten?

Die Inzinkofer Grotten sind eine große Ansammlung von Überhängen und Höhlen, für die ich mir Zeit nehme. Früher hat der Fürst hier große Jagdfeste gefeiert. Sie sind der letzte Anstieg auf dieser Etappe, der Rest geht am Ufer der Donau entlang.


Ich will mir in Sigmaringen ein Hotel nehmen, weil am Abend Gewitter angesagt sind. Gerade rechtzeitig checke ich im Gasthof Traube ein. Ich hatte nicht voraus gebucht und bekomme das letzte Zimmer. Doppelt Glück gehabt.

Das Zimmer ist sehr klein, aber praktisch eingerichtet. Steckdosen, wo ich sie brauche (am Kopfende des Bettes und am Schreibtisch), und andere witzige Details, wie einem Wandhalter für die obligatorische Hotelmappe, damit sie keinen Platz auf dem Tisch verschwendet. Das Restaurant hat wegen einer geschlossenen Veranstaltung leider geschlossen, so daß ich mich nach dem Gewitter aus dem riesigen Kaufland versorge. Genau das Richtige für einen Fernsehabend. Im Unterschied zu den Azoren gibt es eine größere Auswahl an deutschen Sendern. :-)
Sigmaringen ↣ Ruine Heuneburg
K km 86, L 25 km, U 578 m, O 732 m


Die heutige Etappe ist im Wanderführer als 31 Kilometer lang angegeben. Ich hatte deshalb schon bei der Planung beschlossen, sie zu teilen. In der Mitte liegt eine große Schutzhütte mit Grill- und Parkplatz. Die könnte mein Ziel sein.
Leider bin ich schon 14:30 Uhr dort. Viel zu früh, um schon Schluß zu machen. Ich ruhe mich eine halbe Stunde auf der Bank aus und gehe weiter. Kurz vor der Ruine Heuneburg ist im Tal noch eine Hütte eingezeichnet. Das wird mein nächstes Ziel.


Leider sieht meine für die Übernachtung vorgesehene Hütte nicht sehr einladend aus. Auf dem Betonboden liegen zerbrochene Dachziegel zerstreut und im Inneren warten schon die Mücken. Die Bankbreite wäre OK gewesen. Ich gehe noch weiter auf das Plateau.

Der Wald ist oben sehr durchsichtig. Von der Heuneburg sind nur noch die Steinwälle übrig, die mit Bäumen überwachsen sind. Keine hübsch gemähte Wiese. Nach langem Hin- und Herlaufen finde ich eine passende Stelle nicht weit vom Weg. Weil ich nicht mehr genug Wasser zum Kochen habe, gibt es wieder nur kalte Küche, Käse und Brot und dazu noch den Rest Rotwein von gestern.

Ruine Heuneburg ↣ Heyingen
K km 103, L 17 km, O 779 m, U 563 m
Zum Frühstück werfe ich für einen Kaffee kurz den Kocher an. Im nächsten Ort, Upflamör, grüßt mich ein Mann nett zurück, der vor dem Haus werkelt, und ich frage ihn nach Trinkwasser. Auch der heutige Tag wird wieder heiß, erst am Abend soll es gewittern.

Bis Zwiefalten hätte ich es gestern abend noch schaffen können, aber ob am Wochenende im einzigen Hotel noch was freigewesen wäre, erschien mir unwahrscheinlich. Nach dem Ort geht der Weg entlang der Zwiefalter Ach durch ein wunderschönes Tal.


Jemand hatte die Enten mit altem Brot beworfen.
Fische warten an der Brücke auf Angler.
Es ist Sonntag und viele Ausflügler begegnen mir. Die Höhlenbesichtigung lasse ich wegen zu großem Gedränge ausfallen. Danach wird es wieder leerer, obwohl der Weg den Bach entlang immer noch schön ist.



An einer Brücke laufe ich ein wenig im eiskalten Wasser umher und trockne mich auf einer Bank.


Wegen der Gewitter am Nachmittag will ich heute nur bis Hayingen und dort im Gasthof zum Kreuz nächtigen. Ich komme vor dem Regen an und bekomme ein Zimmer im Gästehaus gegenüber. Vermutlich war ich der einzige Gast. Das Zimmer ist etwa dreimal so groß wie mein letztes und hat einen schönen Balkon. Nach Wäsche waschen und Schwäbischen Maultaschen im Restaurant, nehme ich mir noch ein Bier mit aufs Zimmer und falle müde aufs Bett.

Hayingen ↣ Tiefental
K km 124, L 21 km, U 586 m, O 781 m
Das Frühstück ist ausgezeichnet. Ich hatte mir als Extras einen Obstsalat, Joghurt und ein Ei bestellt. Es nieselt leicht und ich trödle mit dem Losgehen noch etwas herum.


Hayingen
Die traun sich was.
Nach einem Kilometer verlaufe ich mich wieder mal, weil an einen Baum 30 Meter von der Kreuzung entfernt das rote Dreieck angenagelt war, an einem Weg, der von der Route wegführt und auch keine Abkürzung darstellt. Weil ich weite Abstände zwischen den Wegmarken des HW2 mittlerweile gewohnt bin, fällt mir der Fehler erst nach 500 Metern auf. Toll, ein zusätzlicher Kilometer gleich zu Beginn!

Das nebelverhangene Tal sieht sehr hübsch aus. Gleich nach den Ochsenlöchern, was zwei kleine Höhlen sind, liegt ein junges Reh am Weg. Ich gehe in zwei Meter Entfernung an ihm vorbei und es ergreift nicht die Flucht. Es sieht mich blinzelnd an. Ist es verletzt?


Ochsenlöcher
Große Lauter


Reh
Schwarzlochfelsen


Nach Aufstieg aus dem Tal auf die Hochfläche komme ich zu einer Schutzhütte mit zwei Bänken und Tisch drin und schöner Aussicht auf den Wald. Der Regen hat zugelegt, also mache ich erstmal eine Kakao-Pause und schreibe ein wenig Blog.


Erst 14:30 Uhr gehe ich weiter. Gleich nach dem Abstieg treffe ich auf eine Gruppe von 8 Leuten, die den HW2 in Gegenrichtung wandern.


Hier hätten die Schilder nach links gezeigt, wenn welche dran wären.
Silicon Valley
Die Schutzhütte am Parkplatz Wolfsfalle finde ich nicht. Vielleicht hätte ich eine Abzweigung nehmen müssen? Egal, mein Ziel für heute ist die Schutzhütte im Tiefental. Wie immer bin ich sehr gespannt, was mich erwartet. Als sie in Sicht kommt, bin ich begeistert. Schön am Rand der Wiese gelegen, breite Bänke, keine Mücken, keine Menschen. Ich mache zum Abendbrot mein zweites nicht dehydriertes Fertiggericht warm, Cevapcici mit Reis. Mein Gewichtsabbau im Rucksack läuft mal wieder nicht wie geplant.


Tiefental ↣ Blaubeuren
K km 148, L 24 km, O 724 m, U 507 m
In der Nacht bellen einige Rehe, ganz nah und weiter weg. In meine Hütte kommen sie nicht. Am Morgen mache ich einige artistische Verrenkungen, um im Schlafsack liegen bleiben zu können, während ich Kaffee koche und frühstücke. Wenn ich im Zelt übernachte, kann ich das neben mir tun, hier muß ich auf das Stück Bank über meinem Kopfende ausweichen. Es ist aber auch zu schön, die Schlaf-Wärme so lange wie möglich zu erhalten.
Es gibt sehr viele Schnecken in der Gegend, die noch ein Haus mit sich rumtragen. Nicht nur die Nacktschnecken wie sonst überall. Ich achte sehr darauf, auf keine draufzutreten. Sie sind überall.

Den Abzweig zum offiziellen Etappenende Hütten lasse ich links liegen. Schon in Talsteußlingen mache ich auf einer Bank die erste Rast. Bänke sind in dieser Gegend dünn gesät, ich muß nehmen, was kommt. Die Sonne scheint, für den Nachmittag sind wieder Gewitter angesagt. Neben meiner Bank hat man ein restauriertes Wasserrad aus der nahen Mühle in den Bach gestellt. Wegen Moos-Bewuchs auf einigen Schaufeln läuft es sehr unrund und bleibt in jeder Runde fast stehen. Ich bin versucht, das durch abkratzen des Mooses zu reparieren, lasse es aber.



Die Schutzhütte vor dem Hof Muschenwang steht kurz vor dem Einsturz. Schade, das wäre eine schöne Übernachtung gewesen.

In Schelkingen hole ich mir beim Metzger ein Fleischkäsebrötchen als kleines Mittagessen, damit ich für die kommenden zwei Anstiege gerüstet bin. Dann gehe ich ohne Pause weiter bis Blaubeuren, hauptsächlich deshalb, weil Sitzgelegenheiten fehlen. Lediglich die Ruine Günzelburg sehe ich mir kurz ohne Rucksack an. Ist nicht viel davon übrig. Das "Felsenlabyrinth" ist ganz nett, ein paar Kletterfelsen am Weg, aber nicht vergleichbar etwa mit den Tisaer Wänden.

Die beiden Hotels in Blaubeuren liegen gleich nebeneinander. Ich frage zuerst im Ochsen, dort sind die billigeren Zimmer belegt, die zwei verbliebenen starten bei 99 € pro Nacht. Ich probiere es im Löwen, aber das Restaurant macht erst 17:30 Uhr wieder auf und auf mein Klingeln am Hintereingang reagiert niemand. Also schaue ich erst noch in der Touristeninfo vorbei, von der ich einen Zettel mit Adressen bekomme, die meisten davon weit außerhalb des Ortes. Klassische Fremdenzimmervermittlung macht die nicht mehr. Zurück im Löwen bekomme ich ein Zimmer für 55 €, was fair ist. Ich kaufe im Norma mein Abendbrot ein und verzehre es auf einer Bank oberhalb des Blautopfs.

Das ist ein tiefes Loch von vielleicht 30 Metern Durchmessern im Boden, aus dem ein kompletter Fluß entspringt. Der Pegelmesser zeigte einen Abfluß von 219 L/s an. Durch die Klarheit des Wassers und das bodenlose Loch ist es wirklich schön blau, auch wenn sich im Frühjahr das Laub der Bäume darin spiegelt. Leider schaffe ich es nicht mehr, die vielen Infotafeln zur Erforschung des Blautopfs zu lesen, weil das Gewitter startet. Ich verziehe mich lieber auf mein Zimmer.


Blaubeuren ↣ Ulm
K km 170, L 22 km, O 685 m, U 478 m
Die heutige Etappe ist technisch sehr einfach. Es geht nur zu Beginn mal 150 Meter hoch und dann lange Strecken geradeaus auf vorwiegend breiten Kieswegen. Erst kurz vor Ulm geht es wieder zur Donau hinunter.


Trotz einsetzendem Regen mache ich den Abstecher zum Steinkreis Allewind. Na ja, ist nicht soo beeindruckend. Menschenopfer finden gerade keine statt.


Wanderwegverbreiterung
Steinkreis Allewind



In Ulm und um Ulm rum sind die Hotelpreise etwas höher als bisher. Es ist die größte Stadt in der Gegend und die hat einiges zu bieten. Ich wollte deshalb beim Kanu-Klub Ulmer Paddler auf der Zeltwiese unterkommen. Leider fing es schon tagsüber zu nieseln an und für den nächsten Tag ist noch schlechteres Wetter angesagt. Ich beschließe, doch ins Hotel zu gehen und den nächsten Tag zum Ruhetag zu machen.
Ganz oben auf meiner vorher recherchierten Hotel-Liste stand das Hotel Bäumle. Das liegt in der Nähe des Münsters und strahlt auf der Webseite altehrwürdigen Charme aus. Ich gehe zielstrebig dort hin und bekomme für 70 € ein Zimmer im obersten Stock, von dem ich restlos begeistert bin. Fenster zu beiden Seiten des breiten bequemen Bettes lassen viel Licht herein und ich fühle mich wie in einem Ausguck. Dunkelbraunes Holz, weiße Wände und einige goldene Akzente machen einen gediegenen Eindruck. Hier läßt sich ein Regentag aushalten!

Ulm
Vormittags nieselt es nur leicht und ich mache eine große Runde durch Ulm und Neu-Ulm. Das bedeutet, daß ich schon mal einen Abstecher nach Bayern mache. Die Donau ist hier Grenzfluß und Neu-Ulm ist bayrisch. Natürlich mit komplett eigener Stadtverwaltung.


Ulmer Münster, 500 Jahre im Bau und scheint immer noch nicht fertig.
Rathaus Ulm
Die Rundwanderroute "durch Ulm und Neu-Ulm" in einem Flyer des Hotels hat die kürzest mögliche Route durch Neu-Ulm gefunden, nämlich über eine Brücke hin und über die nächste wieder zurück. Es scheint aber wirklich so, daß die Musik in Ulm spielt und nicht in Neu-Ulm.


Im Donauschwäbischen Zentralmuseum sehe ich mir eine Ausstellung alter Landkarten aus der Donauregion an. Viele davon wurden gezeichnet, um die Schlachten mit dem Osmanischen Reich zu dokumentieren.

Ulm ↣ Nerenstetten
K km 194, L 24 km, U 470 m, O 576 m
Die heutige Etappe wird im Wanderführer als sehr langweilig angegeben. Schon bei der Planung hatte ich mir vorgenommen, aus drei Etappen vier zu machen, um kleinere Hotels nutzen zu können. Mal sehen, ob die da mitspielen, schließlich ist Wochenende.


Türme von Tony Cragg
Viel fehlt nicht mehr
Früh nieselt es noch leicht, danach bleibt es trocken. Zuerst geht es lange auf Asphalt an der Donau entlang, die ordentlich gefüllt war. Vom monotonen Gehen auf hartem Belag taten mir schnell die Hüften weh. Ich mache öfter mal Pause. Später ging es auf angenehmeren Wegen weiter. Ein Stück durch den Wald war wie Schlittschuhfahren. Auf der glatten nassen Lehmschicht rutschte ich mit jedem Schritt irgendwohin. Solange der Weg kein Gefälle hatte, war das ganz lustig. Lange Strecken ging es über grasbewachsene Feldwege. Völlig wasserdicht sind meine Schuhe nicht.


Die Etappe war nicht ganz so schlimm, wie der Führer erwarten ließ. Pluspunkte gab es von mir für die vielen Bänke und die seit Ulm wesentlich bessere Beschilderung. Die Schilder mit den roten Dreiecken haben jetzt wieder schwarze Pfeile drunter, die zeigen, wo der Weg verläuft.
Über das Schild "Eiche am Hungerberg" hat jemand "Linde" gekritzelt. Die Blätter sehen für mich definitiv nicht nach einer Eiche aus. Ich vergaß leider, mal ein Blatt von Nahem aufzunehmen und mein Weitwinkel-Festobjektiv an der Fuji ist hier nicht hilfreich. Auch der Wanderführer spricht von einer Eiche.


Aus der gemütlichen Zweidrittel-Etappenlänge wurde leider nichts. Der Gasthof Krone in Albeck hatte geschlossen. So wurden es doch die vollen 24 Kilometer. 17 Uhr bin ich in Nerenstetten und bekomme ein Zimmer im Gasthof Adler. Das Restaurant hat geschlossen. Macht nichts, ich hatte mir in Albeck schon was beim Metzger besorgt.

Nach dem Duschen mache ich noch eine Runde um den Ort. Weil ich entgegen des Uhrzeigersinns gehe, komme ich erst ganz zuletzt am Hofladen vorbei, der gleich gegenüber des Gasthofs liegt. Obwohl der Laden schon geschlossen hat, bekomme ich noch etwas fürs Abendbrot.
Nerenstetten ↣ Giengen
K km 217, L 23 km, O 544 m, U 463 m
Beim Frühstück bin ich der einzige Gast. Ich breche schon 8:30 Uhr auf. Zuerst geht die Etappe so langweilig weiter wie gestern. Größere Höhenunterschiede gibt es schon lange nicht mehr zu bewältigen. Trotzdem gibt es manchmal weite Ausblicke, eben weil das Land so flach ist. Das "einzigartige Lonetal" ist anfangs nur ein krautüberwachsenes Rinnsal in einer Wiese. Ob unter dem Kraut wirklich Wasser fließt, ist kaum zu erkennen.

Ich nehme die Landschaft mit allen Sinnen auf: Der bleigraue Himmel über mir, das stete Rauschen der nahen A7, der durchdringende Gestank der großflächig auf die Felder gekippten Gülle, meine nassen Füße vom ersten Abschnitt über einen tropfnassen Wiesenweg und die schmerzenden Hüften von der Asphaltstraße danach.

Auch heute versuche ich, eine kürzere Etappe zu gehen, und scheitere wiederum. Das Hotelrestaurant "Zum Mohren" in Stetten ist ausgebucht. Ich liebäugle danach sogar wieder mit einer Übernachtung im Freien. Nach Giengen gibt es zwei Schutzhütten am Weg. Im Internet finde ich ein Bild von der ersten: Ein großes bis zum Boden reichendes Dach mit Bänken drin. Also geht es erst mal weiter.

Um Hürben herum beleben sich die Wege. Es ist Wochenende und die Höhlen und das Höhlenhaus ziehen viele Besucher an. Mir ist das zu viel Trubel und ich verzichte auf die Besichtigung. Für Übernachtungen gäbe es im Tal gegenüber der Höhle eine schöne große Holzhütte und sogar ein Fleckchen ebener Wiese zum kostenlosen zelten. Sehr nett, aber im Moment noch mit spielenden Kindern der Tagesausflügler besetzt.


Ich gehe weiter nach Giengen an der Brenz. Bei den beiden Hotels mit 100 € Zimmerpreis frage ich gar nicht erst nach, weil ich ja eigentlich draußen nächtigen will. In OSM ist kein einziger Supermarkt im Ort eingezeichnet. Ich suche nach großen Parkflächen, aber davon gibt es viele. Durch Zufall entdecke ich den Rewe und hole mir mein Abendbrot. Weil der Weg am Gasthof Schlüssel-Keller vorbeiführt, frage ich dort ohne große Hoffnung nach einer Übernachtung. Für 69 € komme ich unter, allerdings gibt es kein Frühstück. Das ist das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis bisher. Ich bin der einzige Übernachtungsgast.

Im Restaurant esse ich ein Schnitzel und versuche dann zusammen mit dem Hotelbesitzer meinen Fernseher zum Laufen zu bekommen. Es waren keine Sender programmiert und der Suchlauf förderte auch keine zutage. Der Eingang war auf USB gestellt und das war der einzige Fernseher bisher, auf dem ich meine Filme direkt vom USB-Stick abspielen könnte. Trotzdem wollte ich mich eigentlich über den Bahnstreik informieren. Am Ende sehe ich mir doch nicht meine mitgebrachten Filme an, sondern gucke den ganzen Abend Hubert und Staller.
Giengen ↣ Oggenhausen
K km 225, L 8 km, U 463 m, O 573 m
Heute will ich nur eine Mini-Etappe machen. Die letzten beiden Tage bin ich stets weiter gegangen, als ich geplant hatte, deshalb sind heute nur 8 Kilometer bis nach Oggenhausen übrig. Ich könnte auch durchmarschieren bis zu meiner nächsten geplanten Zeltübernachtung in Dischingen, müßte dann aber am Schluß viel Zeit in Donauwörth verbringen.
8:30 Uhr stehle ich mich aus dem verlassenen Gasthof. Ich hätte zum Sonntag auch mal ausschlafen können, bin aber schon früh wach. Auf jeden Fall will ich mir die beiden Schutzhütten ansehen, ob ich was Schönes verpaßt habe.
In der Kirnberghütte wären die Eichenbänke vermutlich ausreichend breit, damit ich nicht herunterfallen würde. Allerdings ist die Hütte, Sitzbänke und Grillplätze sehr zugemüllt. Es stehen viele Mülleimer zur Mülltrennung bereit, wesentlich mehr Müll liegt daneben. Hauptbestandteil des Bodens rund um die Sitzgruppen sind Flaschenverschlüsse. Sobald man von der Devise abweicht, daß aller Müll wieder mit nach Hause genommen werden muß, hat man ein Problem. Wenn ich gestern hier übernachtet hätte, wäre Zelten auf der Wiese die angenehmere Option gewesen. Ich mache mir trotzdem einen Kaffee und frühstücke. Im Bild ist übrigens meine Lösung für den sicheren Transport von Kaffeesahne seit 2009 zu sehen (im Kaffee). Das Ganze steckt dann im Trinkbecher aus Titan.


Die Rötenberg-Hütte ist eine geschlossene Privathütte mit einer winzigen Bank unter einem kleinen Vordach. Zur Übernachtung ungeeignet.

Gegen 11 Uhr bin ich schon am Gasthof Traube in Oggenhausen. Eigentlich sind die Zimmer erst 15 Uhr bezugsfertig, aber in eines kann ich doch schon einziehen.

Nachmittags bummle ich durch den Ort. Der wird dominiert von einer großen Brauerei. Außerdem hat er noch einen hohen Turm (vermutlich ein Wasserturm?), und einige schöne Ecken. Ich mache es mir auf der Liegebank an einem Wiesen-Platz bequem und fasse die Erlebnisse der letzten Tage zusammen.


Die Kessel der Brauerei
Wiesenplatz Oggenhausen mit Liegebank
Danach versuche ich mir ein Bier der hiesigen Brauerei aus dem Automaten zu holen. Durch Wählen der Produktnummer erfahre ich, daß es 2,50 € kosten soll. Nur Kleingeld einwerfen und Produkt auswählen reicht nicht. Es kommt ein Fehler, daß eine Altersverifikation nötig ist. Mit einem unbeschrifteten Knopf lasse ich mir das Geld wiedergeben und versuche es mit Kreditkarte. Die sollte ja verifiziert sein. Ganz oben in den vielen Bedienelementen ist ein Gerät, das aussieht wie ein alter Magnetkarten-Durchzugsleser. Nur kann man die Karte nicht durchziehen, weil der Spalt oben geschlossen ist. Das Einstecken der Karte erzeugt einigen Widerstand, ich habe Angst, daß die Karte brechen könnte. Schnelles und langsames Durchziehen bewirkt nichts. Ich gebe auf.

Zufällig kommt eine Angestellte des Restaurants vorbei, um den Automaten aufzufüllen. Sie erklärt mir, das der Slot-Leser für den Personalausweis ist. Nach drei Versuchen habe ich das richtige Tempo raus, mit dem man nach unten ziehen muß. Nur noch Kleingeld einwerfen und ich bin am Ziel! Fast, denn die Flasche bleibt im Ausgabemechanismus stecken. Mittlerweile war noch jemand vom Personal dazugekommen und die Anwesenheit der beiden hindert mich daran, mal kräftig gegen den Automaten zu treten. Der Mann öffnet den Automaten, gibt mir die Flasche und holt noch 50 Cent Wechselgeld aus dem Restaurant. Ein Abenteuer!
Mein Zimmer hat eine Veranda und zu allem Überfluß scheint manchmal durch Wolkenlücken die Sonne darauf! Die hatte ich schon so vermißt. Perfekt zum Bier.
Oggenhausen ↣ Trugenhofen
K km 244, L 19 km, O 610 m, U 461 m
Heute steht nicht viel auf dem Programm. Ich will zum Camping Trugenhofen kommen, das sind nur 19 Kilometer. Die Sonne scheint manchmal und das Wandern fällt leicht.
Eine erste Pause mache ich am Biotop vom Zöschingen und höre den Fröschen beim Konzert zu. An der Kapelle Maria Steinbrunn teste ich die Wassertretanlage.


Froschteich Zöschingen
Kneipp-Anlage
In Dischingen will ich auf dem Bürgeramt meinen Obolus für den Zeltplatz entrichten, aber das Amt ist geschlossen und Termine gibt es nur nach Voranmeldung. Unter den Aushängen ist nichts mit Bezug zum Zeltplatz. Ich werde dort einfach mal hingehen, vielleicht gibt es ja eine technische Lösung vor Ort. Beim Metzger bekomme ich noch was für den Abend, ansonsten hat montags alles zu.

Der "englische Wald", den ich auf zwei langen Geraden durchquere, sieht für mich wie ein normaler, etwas verwahrloster Wald aus. Die Quelle des Karlsbrunnens ist durch ein Gitter versperrt, aber der Brunnen davor und die Teiche sind hübsch angelegt.

Auf dem Zeltplatz treffe ich einen Mann, der sich Wasser abfüllt. Er hat nichts dagegen, daß ich hier campe. Der Platz ist sehr gepflegt, kein Müll liegt herum und Wasser ist verfügbar. Mehr brauche ich nicht.
Bevor ich das Zelt aufbaue, setze ich mich in die Abendsonne und lese Zeitung, bis der Handy-Akku leer ist. Glücklicherweise haben die Steckdosen außen an den Toiletten Strom.


Zum Abendbrot gibt es das letzte schwere Fertiggericht, das ich von Beginn an mit herumschleppe. Dazu noch die Leckereien vom Metzger.
Trugenhofen ↣ Unterliezheim
K km 263, L 19 km, O 553 m, U 442 m
Ich schlafe gut. Morgens ist das Zelt naß. Bis zum Abbauen vertrödle ich viel Zeit, so daß die fahle Sonne es trocken bekommt.
Auch die heutige Etappe ist mit nur 13 Kilometer recht kurz, wenn ich wie im Wanderführer vorgeschlagen, im Schlössle in Finningen übernachte. Dafür wird die morgige letzte Etappe mit 29 Kilometern noch mal sehr lang. Die könnte ich zur Not auch teilen, ich habe noch einen Reservetag.
Nach einer Stunde Marsch beginnt es zu regnen. Da habe ich die Regenklamotten doch nicht umsonst mitgenommen. Auf einem Wiesenweg, der eher wie ein Reisfeld aussieht, versinke ich mit beiden Schuhen 2 Zentimeter im Wasser, worauf sie vollaufen. Während ich gestern Wassertreten nur als 2-Minuten-Spaß hatte, dauert es heute den ganzen Tag an. Ich tröste mich mit dem Gedanken, daß ich schon bald im warmen, trockenen Hotel sitzen werde.

Schon als ich am Restaurant sehe, daß neuerdings Mo, Di Ruhetag ist, schwant mir nichts Gutes. Im Führer steht nur Montag. Ich klingle an Restaurant und Hotel. Niemand da. Ans Telefon geht nur der Anrufbeantworter und niemand ruft zurück. Ich warte eine halbe Stunde, dann gehe ich weiter. Der Regen hat aufgehört.


Nette Bank unterm Apfelbaum
Auf dem Feld sehe ich einen Fuchs, der sehr beschäftigt ist und lange braucht, um mich zu bemerken.
In Sichtweite des nächsten Ortes, Unterliezheim, treffe ich zwei Wanderer, die mir in der Ferne die Ferienunterkunft zeigen. Ich hatte da vorher schon angerufen und niemand ging ran. Aber Vorbeigehen schadet ja nicht. Tatsächlich ist jemand zu Hause und ich komme im Ferienhaus Andrea unter. Weil die Kneipe im Ort heute Ruhetag hat, bekomme ich von der Wirtin sogar noch ein Abendbrot spendiert!

Unterliezheim ↣ Donauwörth
K km 286, L 23 km, O 556 m, U 408 m
Nach einem üppigen Frühstück starte ich um 9 Uhr gestärkt zur letzten Etappe. Es sind noch 23 Kilometer zu gehen. Die Sonne scheint, dazu bläst ein recht kühler Wind.


Die Beschilderung des Wegs ist spärlich, aber meist ausreichend. Man muß keine Angst haben, daß man einen abzweigenden Schleichpfad übersieht, denn der HW2 verläuft nur noch auf mindestens 3 Meter breiten Wegen, die man nicht übersehen kann. In Bayern wird nicht geschlichen! Das war auch auf dem HW1 schon so.

Ich komme mit einigen kurzen Pausen gut voran und sehe schon 14 Uhr Donauwörth vor mir. Ursprünglich hatte ich geplant, noch eine Nacht auf dem Gelände des Kanu-Klubs zu zelten und die zweite Nacht in einem Hotel in der Stadt zu verbringen. Letztlich entscheide ich mich für die bequemere Variante: zwei Tage Hotel. Nur welches? Innenstadtnah sollte es schon sein. Die Preise auf booking.com liegen für 2 Tage bei 180 bis 250 €. Der Goldene Hirsch mitten im Zentrum ist nicht mehr im Angebot. Ich lege meine Route durch die Stadt so, daß dort als Erstes vorbeikomme und habe Glück. Ich bekomme ein hübsches Einzelzimmer für 124 € für zwei Nächte.

Abends bummle ich noch durch die Stadt und kaufe im Supermarkt eine Menge ein. Ich finde auch die Steintafel mit der Routenübersicht zu HW1 und HW2, die ich letztes Jahr verfehlt hatte. Zurück im Hotel gibt es Agatha Christie Abend auf One.

Donauwörth
Beim Frühstück merke ich, was für ein Glück ich hatte, noch ein Zimmer zu bekommen. Das Hotel ist gefüllt mit einer großen Gruppe Radfahrer.
Wohin in Donauwörth? Ich lese mir die Flyer in der Hotelmappe zum historischen und zum grünen Stadtrundgang durch und erfahre, daß die Stadt am 11. und 19. April 1945 komplett zerstört wurde. Ein klassisches Kriegsverbrechen gegen ein ziviles Ziel, wie es ja aktuell in der Ukraine wieder geschieht. Auf den ersten Blick sieht man den Gebäuden der Reichsstraße nicht an, daß es bloß Kopien sind. Es gibt nur ein Fachwerkhaus, aber vielleicht waren die anderen Gebäude schon immer aus Stein gemauert? Ich wollte in der Touristen-Info fragen, ob sie ein Foto der zerstörten Stadt haben, aber die hat geschlossen. Heute ist Feiertag!
So vorbereitet, mache ich einen großen Rundgang durch die Stadt. Ich gehe den HW1 nochmal bis zum Kanu-Klub, sozusagen der Beginn der zweiten Runde um die schwäbische Alb. Auf dem Gelände steht nur ein Zelt, aber dessen Besitzer erzählt mir, daß nachts alles voll war. Er hatte im Einer die Wörnitz befahren, davor das Altmühltal.


Störche und Reiher lassen sich das Heu wenden.
Zeltwiese am Kanuclub


Mündung der Wörnitz (rechts) in die Donau
Bild des alten Hafens am Hafen


Färbertörl
Alter Stich an der Wetterstation der Promenade


Mangoldfelsen
Eisenbahntunnel, der Schienenabstand hat nur Kinderwagenbreite!
Für ein Bier suche ich einen Biergarten am Wasser, aber leider sind die beiden weit außerhalb der Stadt. In die vielen Straßencafés zieht es mich nicht, die sind alle in Steinwüsten ohne jegliches Grün aufgebaut, oder noch schlimmer, direkt an der Hauptstraße. Dabei hat die Stadt so viel und so schöne Grünflächen!
Rückfahrt
Morgens nutze ich die Zeit im Hotel voll aus. Mein Zug geht erst um zwölf.

Die Rückfahrt verlief trotz Streiks, von denen ich nichts mitbekommen hatte, reibungslos. 18:30 Uhr bin ich zu Hause.
Ich freue mich, das Kapitel Umrundung der Schwäbischen Alb abgeschlossen zu haben, und muß mir bald überlegen, was ich im Sommer unternehmen will.
