
Albsteig (HW1) 2022
Tom Schilling
Für meine Mutter
Impressum
Auflage September 2023
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland
Dieses Buch ist ein Ausdruck der Webseite
"https://www.tom--schilling.de/wandern/
gedruckt im Selbstverlag
Die auf der Webseite herunterladbare PDF-Datei ist im Format A5 gedruckt, damit sie auf eBook-Readern oder Handys mir kleinem Bildschirm unterwegs optimal gelesen werden kann. Fotos sind in dieser Version naturgemäß winzig. Benötigt man größere Formate, kann die WEBSEITE (nicht dieses PDF) mittels der Druckfunktion des Browsers in beliebigen Größen ausgedruckt werden. Für elektronische Versionen ist ein Browser auf Chromium-Basis (wie Edge oder Vivaldi) zu empfehlen, weil er die Verlinkung des Inhaltsverzeichnisses zu den Kapiteln ins PDF übernimmt, wenn über "Als PDF speichern" gedruckt wird.
Für Ausdrucke auf Papier empfehle ich chlorfrei gebleichtes Papier, das aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt, in denen Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden und das mit FSC- oder blauem Engel-Siegel zertifiziert wurde. Wohlhabenden empfehle ich darüber hinaus einen Ausdruck in Farbe, damit die vielen Fotos zu Geltung kommen.
Sollten Sie mehr als 25 Druckexemplare anfertigen, denken sie bitte daran, ein Pflichtexemplar an die Deutsche Nationalbibliothek zu schicken, siehe
"https://www.dnb.de/DE/Professionell/Sammeln/
Mehr Informationen zum optimalen Druck dieser Webseite finden Sie auf
"https://www.tom--schilling.de/programmieren/
Inhalt
- Vorbereitung
- Donauwörth
- Donauwörth → Mönchsdeggingen
- Mönchsdeggingen → Ringlesmühle
- Ringlesmühle → Wöllerstein
- Wöllerstein → Unterkochen
- Unterkochen
- Unterkochen → Naturfreundehaus Himmelreich
- Naturfreundehaus Himmelreich → Naturfreundehaus Immenreute
- Naturfreundehaus Immenreute → Boßler
- Boßler → Burg Teck
- Burg Teck → Bad Urach
- Bad Urach → Stahleck
- Stahleck → Genkingen
- Genkingen → Talheim
- Talheim → Raichberg
- Raichberg → Laufen an der Eyach
- Laufen an der Eyach → Schörzing
- Schörzing → Risiberg
- Risiberg → Tuttlingen


Download dieser Seite als .pdf
zurPackliste
2022 - Wanderung auf dem Albsteig (HW1) entlang der Nordkante der Schwäbischen Alb von Donauwörth bis Tuttlingen
L 360 km, U 379 m, O 1015 m, Z 18 Tage
Inhalt
- Vorbereitung
- Donauwörth
- Donauwörth → Mönchsdeggingen
- Mönchsdeggingen → Ringlesmühle
- Ringlesmühle → Wöllerstein
- Wöllerstein → Unterkochen
- Unterkochen
- Unterkochen → Naturfreundehaus Himmelreich
- Naturfreundehaus Himmelreich → Naturfreundehaus Immenreute
- Naturfreundehaus Immenreute → Boßler
- Boßler → Burg Teck
- Burg Teck → Bad Urach
- Bad Urach → Stahleck
- Stahleck → Genkingen
- Genkingen → Talheim
- Talheim → Raichberg
- Raichberg → Laufen an der Eyach
- Laufen an der Eyach → Schörzing
- Schörzing → Risiberg
- Risiberg → Tuttlingen
Vorbereitung
Der HW1 (Hauptwanderweg Nr. 1) entlang des Nordrands der Schwäbischen Alb steht auf meiner Liste, seitdem mir letztes Jahr jemand auf dem Ostweg davon vorgeschwärmt hat. Nach anderthalb Monaten auf der faulen Haut liegen, war es wieder so weit: Ich will wieder nach draußen.
Große Vorbereitung brauchte es nicht. Ich hab mir den Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag gekauft, den GPS-Track heruntergeladen und Rucksack gepackt. Außer dem Track zum Wanderführer, der die Einzeletappen und viele Wegpunkte mit detaillierter Beschreibung enthält, gibt es noch einen kompletten Track ohne Wegpunkte auf der Webseite des Deutschen Wanderverbands, die auch den Titel Qualitätswanderweg vergeben. Nachdem ich die Etappen des Conrad Stein Tracks in die richtige Reihenfolge gebracht hatte, konnte ich alles zu einem durchgehenden Track verbinden. Im Original enthält der Track einigen Kram, die erkennen lassen, in welcher Reihenfolge der Autor die Teilstrecken abgelaufen ist, daß der Autor ein Frühaufsteher ist, der die meisten Etappen zwischen 7 und 8 Uhr begonnen hat und wo er das GPS in die Hand genommen hat (die Temperatur steigt kurz an). Koordinaten und Höhen sind dort von Garmin mit 14 Stellen nach dem Komma angegeben, das entspricht 1 Nanometer Genauigkeit in Länge und Breite und 10 Femtometer in der Höhe (was etwa 6 Protonen-Durchmessern entspricht). All das bläst den Track auf das vierfache gegenüber einer sinnvollen und immer noch kaum erreichbar hohen Genauigkeit auf (6 Nachkommastellen für Länge und Breite (≈ 10 cm) und 1 Meter in der Höhe). Ich habe das für mich korrigiert und beide Tracks verbunden. Doppelt hält besser. :-)

Der auf der Webseite des Schwäbischen Albvereins angebotene Track ist komplett unbrauchbar. Er ist unstrukturiert und enthält 287 Routenabschnitte in ungeordneter Reihenfolge, keine Höhenangaben, dafür ebenfalls 16stellige Koordinaten und massenweise Datenmüll aus dem verwendeten GIS (geographisches Informationssystem). Es reicht eben nicht, im GIS mal auf einen Knopf zu drücken, und zu hoffen, daß hinten alles richtig rauskommt.
Während die Länge der Tour und tiefster und höchster Punkt in allen Quellen etwa gleich angegeben ist, reichen die Angaben über aufzusteigende Höhenmeter von 5740 m (Wanderbares Deutschland), 8346 m (Outdooractive), 8950 m (Komoot), 9500 m (Conrad Stein), 10471 m (Albverein) bis 11634 m (wildganz.com), je nachdem, ob der aufzeichnende Wanderer einen wippenden Gang hatte, oder energiesparend geradeaus lief. Ich lasse mich mal überraschen. Weil ich selber kein GPS mitlaufen habe, gebe ich da nichts mehr an.
Die Hinfahrt erfolgt mit dem Supersparticket der Bahn am 27.9.22. Rückzu werde ich wohl ein Quer durchs Land Ticket nehmen, da bleibe ich flexibel.
Ich werde wieder versuchen, live von unterwegs zu berichten. Die volle Schönheit gibt es wie immer erst hinterher, wenn die Kamerabilder gesichtet und die vielen Tippfehler ausgemerzt sind. :-)
Donauwörth
Die Zugfahrt war nicht weiter aufregend. Ich hatte ein erste Klasse Ticket gebucht und die Züge waren alle nicht voll.
Kurz vor 16 Uhr war ich in Donauwörth. Im Ort muß ich mich mal eine halbe Stunde unterstellen, um einen Regenschauer durchzulassen. Weil ich die Hauptstraße entlanggegangen bin, auf der Suche nach einem Laden, wo ich den Regen abwarten kann, verpasse ich den originalen Anfang der Tour.


Donau bei Donauwörth
Der Eingang in die Altstadt
Heute will ich nur die zwei Kilometer zum Kanu Club kommen und dort mein Zelt aufschlagen. Außer dem Diensthabenden und drei älteren Herren, die am Stammtisch ihr Bier trinken, ist niemand dort. Ich habe freie Zeltplatzwahl. Der Platz ist recht nett, speziell, wenn man eine Rundtour mit dem Kanu machen möchte. Nach Aufbau unterhalte ich mich noch eine Weile mit den Einheimischen und mache zum Abendbrot ein Fertiggericht warm.

Donauwörth ↣ Mönchsdeggingen
Die Nacht über regnet es ab und zu. Auch nach dem Morgenkaffee kommen nochmal Schauer runter, die ich lieber noch im Zelt abwarte. Gegen Mittag soll laut Norweger der Regen aufhören.

Gegen 11 Uhr hört der Regen auf und ich mache mich auf den Weg. Es geht entlang der Wörnitz auf breiten Wegen, die am Anfang von Apfelbäumen gesäumt sind. Ich probiere einen Apfel, bis auf die Maden sehr gut.


Mühle an der Wörnitz
Mögliches Nachtlager für Leute mit Rücken / Prinzessinnen
Ohne große Anstrengung, aber auch ohne besondere Höhepunkte geht es den ganzen Tag auf breiten Kieswegen voran.




20 Minuten später sichte ich das erste Reh.
Die Wälder sind voller Pilze.
Bei Harburg macht der Weg eine Schleife, die man auch abkürzen und dadurch 5 Kilometer Weg sparen könnte. Der Führer verspricht am Ende der Schleife eine herrliche Aussicht, also gehe ich auf dem originalen Weg weiter. Hier ist die Aussicht:


Am und kurz nach dem Aussichtspunkt hat jemand einen Märchenwald erschaffen und die Bäume mit Unmengen Strickwaren behängt. Bizarr und auch ein bißchen gruselig.











Die Burg schaue ich mir nur von außen an und gehe auch nicht in den Ort hinunter, weil ich mir noch viel für die Etappe vorgenommen habe.

Vom Bocksberg habe ich einen schönen weiten Blick ins Nördlinger Ries. Nur der Ipf verbirgt sich im Nebel.

Grob betrachtet, stimmt das auch. In Wirklichkeit schaut der Mann in eine VR-Brille, wo er das Bild seines Quadkopters sieht, der manchmal Richtung Nördlinger Ries schaut. ;-)
Vier Kilometer vor Mönchsdeggingen rufe ich im Gasthof am Buchberg an, ob sie für mich eine Übernachtung haben. Leider ist heute Ruhetag und die Frau am Telefon ist schon auf dem Sprung. Macht nichts, ich finde sofort einen schönen Zeltplatz an einer Waldkante gleich neben dem Weg. Dichtes Buschwerk verbirgt mich vor eventuellen Passanten.

Mönchsdeggingen ↣ Ringlesmühle
Nachts war im Wald einiges los. Es raschelt öfter mal und ab und zu knackt ein Ast. In der Früh schießt in der Nähe ein Jäger. Die Dichte an Hochständen ist hier in der Gegend außerordentlich hoch.



Nach vier Kilometern komme ich am gestrigen Etappenziel, dem Gasthof am Buchberg vorbei. Im Klostergelände läßt sich niemand blicken, die Martinsklause ist geschlossen. Kurz nach einem Anstieg kommt eine schöne Aussicht auf das Ries unter tief hängenden Wolken.




Ein wenig später wird der Wald wieder durch Kunst aufgehübscht. Im Wald stehen Objekte von 2022 des Projektes "Kunst Wald Baden". Außerdem trifft man auf die fast verblaßten Baumbemalungen des 2010er Kunstprojekts "Natur am Hang und Kunst im Wald". Gefällt mir sehr, gerade weil ich immer wieder überrascht werde.


Heiner Hildebrand: Das Lächeln der Blume
Gertrud Ziegelmeier: Waldblick - Fenster nach Innen


An zwei ehemaligen Steinbrüchen am Weg kann man sich über die Folgen des Meteoriteneinschlags vor 15 Millionen Jahren informieren. Weil die ausgeworfenen Gesteinsmassen alle Abflüsse verschüttet hatten, bestand einige Zeit ein Kratersee, in dem es zu Sedimentablagerungen kam. Mehrere Abfolgen mit großen Kieseln (schnell fließendes Wasser) und kleinen Kieseln (langsam fließendes Wasser) liegen übereinander, dasselbe was der chinesische Marsrover gerade mit seinem Radar gefunden hatte.

Auch am Kühstein liegt die Abfolge der verschiedenen Gesteinsschichten offen und eine Tafel erklärt, was man sieht.




Die Quelle des Bautenbachs wird von einer Nixe bewacht. Es gibt einen Seiten-Zugang zum Wasser, an dem man sich recht unbequem seine Flasche füllen könnte. Mein Wasservorrat ist noch ausreichend voll.


Nach Christgarten durchquere ich für drei Kilometer ein Wild-(schwein)-gehege. Obwohl der umgepflügte Boden auf die Anwesenheit vieler Schwarzkittel hindeutet, läßt sich keiner blicken. Ein wenig enttäuscht bin ich schon, aber vielleicht kommen sie mich ja später noch am Zelt besuchen. :-)


Für die Übernachtung auf dem Campingplatz Ringlesmühle verlasse ich den Albsteig. Der Track führt mich auf geradem Waldpfad zur Straße, obwohl in OSM weder dieser Weg, noch die querenden Wege vorhanden sind.


Auf dem Platz steht außer meinem kein Zelt, nur drei Wohnmobile auf einer anderen Wiese. Ich freue mich, heiß duschen zu können, bloß zum Wäsche waschen ist es zu spät, zu feucht und zu kalt. Ich mache mir ein Reis-Fertiggericht warm und verziehe mich mit meinem eiskalten Bier in den Schlafsack.
Ringlesmühle ↣ Wöllerstein
Früh ist es laut Norweger 4°C, der Gaskocher entwickelt mit der fast leeren Kartusche, die ich am Kanu Camp gefunden hatte, keinen Druck mehr. Ich könnte sie zwar mit Handwärme aufheizen, aber viel bequemer ist der Umstieg auf den Alkoholkocher. Wenn man eine brennende Lunte direkt in den Alkohol tunkt, zündet der und macht danach ordentlich Betrieb. Ich genieße den Morgenkaffee eingemummelt im Schlafsack.
Das Zelt ist naß vom Morgennebel. Gegen 10 Uhr bin ich abmarschbereit. Gleich hinter der Zeltwiese führt ein Steg über den Bach, der mich zu meinem Zubringer zurück auf den Albsteig bringt. Nach einem Anstieg im Wald laufe ich über wunderschön nebelverhangene Wiesen. Leider sind meine wasserdichten Schuhe mal wieder nicht wasserdicht.


Danach gehe ich auf einem Weg, der in OSM mit "Schweden" bezeichnet ist, und komme nach der Mutterbuche wieder auf den Albsteig. Nach einer Wegbiegung sehe ich die Hintern zweier junger Wildschweine im Busch verschwinden. Auch Rehe hatte ich schon mehrere aufgescheucht. Nur Menschen sehe ich keine.


Unterhalb der Burgruine Flochberg scheint zum ersten Mal die Sonne durch den Nebel und ich mache kurz Rast auf einer Bank. Nach Bopfingen gibt es den besten Blick auf den viel gelobten Ipf. Im Wanderführer steht, daß er ein Zeugenberg ist und mein erster Mitwanderer erklärt mir später, was das ist: Er ist Zeuge der ursprünglichen Höhe des Landes, weil er oben noch unversehrt aus der allgemeinen Verwitterung heraussteht.

Zum Steinbruch hoch laufe ich zum ersten Mal auf einem schmalen Pfad, statt wie bisher auf breiten Kieswegen. Sehr angenehm. Wenigstens wurden Strecken auf Asphalt bisher gut vermieden.

Von der Ruine Schenkenstein ist nicht viel mehr übrig als ein teilweise restaurierter Turm. Man hat Ausblick auf ein gigantisches Holzlager im Tal, an dem man später vorbeikommt. Hier lagert das Holz mehrerer Wälder, adrett in rote Folie eingeschlagen und hoch übereinander gestapelt.



Nach der Egerquelle stehen am Weg zwei runde Schutzhütten, die als Regenschutz sehr gut sind, zum Übernachten weniger. Die Bank-Segmente sind zu kurz und zu schmal, auf dem Tisch wäre allerdings genug Platz.


Mein Ziel ist heute das Gasthaus Villing in Hülen. Ich rufe eine Stunde, bevor ich Hülen erreiche und nochmal am Ortseingang dort an und niemand geht ran. Also spare ich mir den Abstecher in den Ort und es wird doch eine Übernachtung im Freien. So komme ich wenigstens noch einige Kilometer Richtung Unterkochen voran. Für die nächsten beiden Tage ist Regen angesagt und ich plane, morgen im Regen nach Unterkochen zu gehen und den zweiten Tag im Hotel auszusitzen.
Am Abzweig in den Ort gibt es Trinkwasser, was ich jetzt für meine Übernachtung im Freien dringend benötige. Außerdem steht da ein GPS-Referenzpunkt. So einen Punkt hatte ich schon auf dem Rennsteig am Kurfürstenstein gesehen. Anhand der Angaben in UTM-Koordinaten kann man leicht die Genauigkeit abschätzen, mit der er vermessen wurde. Ausgehend vom Ursprung der jeweiligen Zone (Zone 32), sind die Angaben in Metern angegeben, die ich nach Osten vom linken Rand der Zone aus (589792 m) und nach Norden vom Äquator aus (5412912 m) gehen muß, um an diese Position zu kommen. Hinter dem Dezimal-Komma stehen also die Zentimeter. Der Referenzpunkt in der Scheibenmitte ist daher zentimetergenau vermessen (steht auch auf dem Schild). Mehr Nachkommastellen anzugeben wäre Unsinn.


In OSM sind noch zwei Schutzhütten eingezeichnet, eine gleich hinter der Autobahn und das Hundshülb, das auch im Führer als "kleiner Unterstand" erwähnt ist. Die erste Hütte hat eine Bank unter einem Vordach, sieht mir aber zu privat aus. Ich gehe weiter.
Bevor ich das Hundshülb erreiche, macht mich ein kleiner Wegweiser auf den Wöllerstein aufmerksam. Das ist mit 723 Metern der höchste Gipfel in der Umgebung und da oben soll auch eine Hütte stehen. Tatsächlich ist in OSM in einer einzigen Zoomstufe (18) dort eine Hütte eingezeichnet. Die will ich mir ansehen.

Die Hütte auf dem Gipfelplateau ist sehr hübsch. Auf vielen kleinen Tafeln stehen Infos zum Berg und zum Erbauer der Hütte. Im Gipfelbuch unter dem Kreuz hatte sich am Vortag eine Albsteig-Wanderin eingetragen. Es gibt sie also doch, obwohl ich noch nie einem begegnet bin!


Zum Übernachten in der Hütte sind die Bänke zu schmal. Ich baue das Zelt auf einem ebenen Platz davor auf. Nachdem das Zelt steht, kommt noch ein Mountainbiker vorbei und wir unterhalten uns kurz. Ich mache mein viertes Fertiggericht warm und freue mich, daß der Rucksack schon um einiges leichter geworden ist. Ich weiß, daß ich maximal 20 kg gut tragen kann und so hatte ich zu 3 dehydrierten Mahlzeiten noch 5 nicht dehydrierte Packungen wie Onkel Bens Reis oder indische Bohnensuppe mitgenommen, deren Verfallsdatum nahe rückte. Die hätte ich natürlich auch unterwegs im Supermarkt kaufen können und mir einige Schlepperei erspart.

Wöllerstein ↣ Unterkochen
9 Uhr sollte der Regen einsetzen, deshalb war 7 Uhr zum Sonnenaufgang wecken und als der Regen tatsächlich um 9 Uhr einsetzte, war das Zelt schon eingepackt. Bis Unterkochen waren es nur 12 Kilometer und statt die jetzt im Regen zu gehen, konnte ich genauso gut bis 12 Uhr warten. Da war eine Regenpause angekündigt. Ich vertreibe mir die Zeit mit Blog schreiben und die Hütte von den vielen Spinnweben zu befreien.
Die angesagte Regenpause verschiebt sich im Regenradar immer weiter nach hinten und 13 Uhr gehe ich in leichtem Niesel los. Das Hundshülb wäre auch zum Übernachten geeignet gewesen. Breite Bänke und ein Dach über dem Kopf, aber nicht so cool wie meine Übernachtung auf dem Gipfel.

Ich stelle meinen Rucksack noch mal ab und buche mir ein Hotel in Unterkochen. Das Hotel Garni Stütz kann leider wegen des Feiertags kein Frühstück anbieten, weil sie eigentlich schließen wollten. Deshalb buche ich für zwei Nächte ein Zimmer im Goldenen Lamm. Die Nähe zu Carl Zeiss in Oberkochen treibt hier die Preise nach oben. Es gibt sogar einen kostenlosen Shuttle-Service vom Hotel zum Werk. Egal, das viele Geld, das ich bei den Übernachtungen im Zelt gespart habe, wird hier rausgehauen. :-)

Auf dem Weg nach Unterkochen komme ich an der Quelle des Weißen Kochers vorbei. Zuerst an einem leeren Bachbett, dann an einem winzigen Rinnsal. Ich mache enttäuscht ein Foto. Die Quelle war wesentlich imposanter beschrieben worden. Im Verlauf der nächsten 200 Meter kommen aus dem Berg viele kleine Rinnsaale dazu, so daß am Ende doch ein respektabler Bach entsteht. Eine schöne Stelle!





Das Telefonat mit der Frau vom Hotel Garni Stütz hatte mich daran erinnert, daß ja ein verlängertes Wochenende mit Feiertag vor der Tür stand. Meine Brotvorräte waren erschöpft und Wurst und Snacks waren auch fast alle. Der erste Weg nach Einchecken im Hotel führte mich deshalb in den nahen Norma. Letztlich habe ich vermutlich doch zu viel gekauft und ich könnte am Montag mit mehr als dem Startgewicht von 19 kg losziehen.
Abends gehe ich noch ins Hotelrestaurant und genehmige mir ein 3-Gänge Menü. Das Lachs-Tatar als Vorspeise traf in Verbindung mit Apfelstückchen nicht ganz meinen Geschmack. Die Geflügelroulade an Kartoffelmus war gut, aber der Nachtisch Crème Brûlée mit Ziegenkäse klingt zwar interessant, war aber durch den Käse völlig versalzen und paßte nicht zu den süßen Beeren. Spuren von Ziegenkäse hätten vermutlich gereicht.
Das Zimmer ist groß, nur etwas nüchtern eingerichtet. Am Abend verfolge ich noch ein Halbfinale der Snooker British Open im Fernsehen, was total holprig verläuft.

Unterkochen
Ich bewege mich heute nur zum Frühstück aus dem Bett und setze auch keinen Fuß vor die Tür. Glücklicherweise regnet es wirklich, so daß das Geld nicht zum Fenster rausgeschmissen war. Leider hat sich das angekündigte Regenende auf morgen Mittag verschoben, so daß aus einem frühen Start wohl nichts wird. Dem offiziellen Zeitplan des Führers hänge ich schon zwei Tage hinterher.
Mein Zimmer hat einen großen Flachbildfernseher, der in die Wand eingelassen aufgehängt ist. Ich komme an die USB-Buchse nicht ran, um dort meinen Stick mit Filmen einzustöpseln. Nach langwierigen Versuchen mit diversen Samsung Streaming Apps, die alle nicht funktionieren, bekomme ich über DLNA einen Film auf den Fernseher. Ich muß nur höllisch aufpassen, welchen Fernseher ich als Ziel auswähle, sonst bekommt der Nachbar Ms. Marvel zu sehen und kann nichts dagegen tun. Die Fernseher-Namen unterscheiden sich nur an einer Stelle im Zahlen- und Buchstabenkauderwelsch. Nach Ende jeder Folge startet der Fernseher neu. Die Technik ist immer noch nicht ausentwickelt.
Unterkochen ↣ Naturfreundehaus Himmelreich
Ich hatte Frühstück um 7:30 Uhr bestellt, damit ich zeitig loskomme. An diesem Morgen war ich der einzige Gast, deshalb gab es kein Buffet, sondern ich konnte bestellen, was ich wollte. Die Portion Schinken und Ei war dann doch größer, als gedacht und ich war hinterher kugelrund.
Gepackt werden mußte auch noch, so daß sich mein Abmarsch auf 9:30 Uhr verschob. Als erste traf ich heute zwei Pilzsammler. Schon die Wege quollen teilweise über vor Pilzen, wie mußte es da erst tief im Wald aussehen?
Auf dem Aussichtsturm Aalbäumle habe ich noch nicht viel Aussicht. Vermutlich wird es teuer, wenn man hier oben den Schlüsseldienst rufen muß, weil man es sich anders überlegt hat. :-)







Im Lauf des Tages begegneten mir immer mehr Menschen. Es war Feiertag und nach 2 Regentagen wollten viele wieder an die frische Luft. Es lagen Wanderparkplätze am Weg, die alle voll waren. Auf dem Volkmarsberg, an Ausflugslokalen und der Burgruine Rosenstein herrschte Hochbetrieb. Unter den vielen Ausflüglern entdecke ich am Rosenstein ein Pärchen mit großen nagelneuen Rucksäcken, die Ersten, die ich als Albsteigwanderer einordnen würde. Leider treffe ich sie nie wieder. Die andere Seite von Heubach war mangels Verkehrsanbindung wieder komplett menschenleer.
Wegetechnisch war die Etappe eine Enttäuschung. Viele breite, harte Forstwege und streckenweise Asphalt im Wald.



Weil ich nach zwei Nächten im Hotel mal wieder im Zelt schlafen möchte, verlängere ich die Etappe bis zum Naturfreundehaus Himmelreich. Als ich dort ankomme, ist niemand mehr da. Ich suche mir einen ebenen Platz zwischen einem Wacholderstrauch und einem Ahornbaum, die mich vor der Kälte des Himmels schützen sollen.

Naturfreundehaus Himmelreich ↣ Naturfreundehaus Immenreute
Man könnte die Geschichte auch so erzählen:
Ich liege im Zelt und schlafe oder döse und tue nichts. Früh um 7 Uhr wird es hell und ich drehe mich nochmal auf die andere Seite. 7:30 Uhr werfe ich aus dem Schlafsack heraus den Kocher an und frühstücke im Liegen. Ich packe im Liegen meinen Rucksack. Erst zum Zeltabbau stehe ich auf, da ist es 9:30 Uhr. Nach 8 Stunden Ortswechsel lege ich mich ins frisch aufgebaute Zelt und strecke die müden Glieder, esse im Liegen Abendbrot und schlafe ein. → Mehr Faulenzerei als bei einer Wanderung mit Zelt im Frühjahr oder Herbst geht fast nicht.

Heute sind die Wanderwege wesentlich besser als gestern. Es geht auf schmalen Pfaden durch den Wald. Perfekt sind sie noch nicht, denn Modder und nasser Kalkstein ergeben eine rutschige Mischung. Vielleicht trocknen die Wege ja in den nächsten Tagen noch.

Am Morgen scheint zwar manchmal die Sonne, trotzdem ist es noch recht kalt. Ich probiere eine neu gebaute Hütte am Weg aus. Zum Schlafen eignet sie sich nicht, dafür sind die Bänke zu schmal und durch Stützpfeiler unterbrochen. Dafür hat sie Wellglasfenster gegen den Wind. Nach mehreren Tagen Flaute drehen heute die Windräder wieder.



Nach fast einer Woche begegne ich in Weißenstein dem ersten Albsteig-Wanderer. Wir treffen uns später wieder und gehen ein Stück gemeinsam. Er hat in Kuchalb eine Übernachtung gebucht, ich will am nächsten Naturfreundehaus zelten.

Am Abzweig zum Naturfreundehaus Immenreute erwische ich gerade noch die zwei Hüttenwarte. Ich frage, ob ich übernachten darf und ob ich Wasser bekommen kann. Sie fahren extra wegen mir nochmal zurück zum Haus und ich kann mir in der Küche zwei Wasserflaschen füllen. Vielen Dank dafür! Für das Zelt wähle ich einen Platz auf der Wiese, der am längsten Sonne hat, auch wenn die Sonne am nächsten Morgen am längsten braucht.

Naturfreundehaus Immenreute ↣ Boßler
Um kurz vor 7 Uhr kommen, wie vom Hüttenwirt angekündigt, mehrere Baufahrzeuge an und beginnen mit den Schachtarbeiten für eine neue Wasser- und Stromtrasse. Mein Zelt steht weit genug von ihnen weg, so daß ich in Ruhe frühstücken kann. Der Wind vom Vortag war in der Nacht eingeschlafen, das Zelt war klatschnaß.


Funk-Mast-Service
Masten-Parade

Ich komme erst um 10 Uhr los. In der Zeit wurden schon 40 Meter Graben gebaggert. In Gingen an der Fils hole ich mir noch was beim Bäcker und mache auf einer Bank im Sonnenschein zweites Frühstück.


Den Jahrgangsbrunnen am Ortseingang nutze ich, um mich zu reinigen, bevor ich den Ort betrete.
Brauche ich davon noch was für unterwegs? :-)
Danach beginne ich den Aufstieg auf die Hochfläche. Der Weg ist viel interessanter geworden, führt er doch über lange Strecken als schmaler Pfad direkt an der Albkante entlang.
Am Wasserberghaus treffe ich den Albsteigwanderer vom Vortag wieder und gehe mit ihm gemeinsam bis zum Abzweig nach Adendorf. Viele lange Pausen kann ich mir heute nicht leisten, denn ich will noch zum Boßler, auf dem wieder ein Naturfreundehaus steht. Da trifft es sich gut, etwas Unterhaltung zu haben.
Falls das Haus zu hat, oder ich nicht bis dahin komme, habe ich kein Wasser. Auch in den drei Senken, durch die ich noch komme, fließt kein Bach. Ich fülle mir etwas warmes Wasser aus einem Kanister ab, der neben einer Kuhweide steht. Zum Kochen sollte das genügen. Letztlich komme ich am Hang nach der Autobahn doch noch an einer Quelle vorbei und hole mir frisches Wasser.

Auch das Naturfreundehaus hat noch auf, weil einige Einheimische sich dort zum Singen getroffen hatten. Wasser hätte ich also auch hier bekommen, jetzt habe ich sogar noch ein Bier. Der Wirt empfiehlt mir als Schlafplatz die Grillstelle in der Nähe. Als ich dort ankomme, ist die Sonne bereits untergegangen. Ich mache mir im Schein der Stirnlampe mein letztes nicht dehydriertes Fertiggericht warm und freue mich, daß morgen wieder weniger zu schleppen ist.

Boßler ↣ Burg Teck
Auch heute komme ich wieder nicht vor 10 Uhr los. Ich bewundere noch den massiven Kessel, den sie in der Feuerstelle versenkt haben und gehe zurück zum Naturfreundehaus, um meine leere Bierflasche dort abzustellen.


Feuerstelle
Tische und Bänke am Boßlerhaus
Der Weg ist heute sogar noch besser als gestern, weil viele Abstecher zu Felsplattformen führen, auf denen eine Bank steht, von der man eine phänomenale Aussicht auf die Abbruchkante und die Ebene mit den stehengebliebenen Bergen hat. Ich genieße einige dieser Aussichten, erkunde den Jahrhundertstein, sehe einer Gleitschirmfliegerin beim Start zu und durchstreife die zwei Burgruinen.




In die drei Jahrhundertsteine sind viele Begriffe eingeritzt, die das vergangene Jahrhundert geprägt haben. Den meisten Begriffen stimme ich zu, aber einer fehlt mir, der heute schon wieder so altmodisch klingt: EDV. Der ist so grundlegend, ohne Elektronische Datenverarbeitung, das Verknüpfen und Speichern von Daten in digitalisierter Form, gäbe es Dinge wie das Internet nicht.
Gleich nach dem Jahrhundertstein kommt ein Denkmal für die Opfer eines Hubschrauberabsturzes von 2005 und wenig später eine Bank unter einer Stromtrasse. Hier könnte man einen Energy-Drink zu sich nehmen, denn die Luft ist erfüllt von knisternder Energie und unruhigem Summen. Die Leitungen hängen scheinbar so tief, daß ich versucht bin, meinen Wurfhaken herauszuholen und in Lara Croft-Manier ins Tal zu düsen.


Denkmal
Bank unter Stromtrasse
Als ich die nächste Rast an einer schönen Aussicht einlege, kommt eine Frau mit großem Rucksack aus Gegenrichtung, setzt sich auf die Bank gegenüber und raucht eine Zigarette. Zuerst halte ich sie für eine Wanderin, aber als sie anfängt, ihren Rucksack auszupacken, erkenne ich meinen Irrtum. Sie legt sich sehr zügig einen Gleitschirm zurecht, mit dem sie schon 5 Minuten später losfliegt.








Die Burgruine Reußenstein ist eine schöne Kulisse für Panoramafotos. Ich nehme mir Zeit, auch den letzten Winkel zu erkunden.

Auch die Reste der Burg Rauber sehe ich mir an. Hier braucht man mehr Phantasie, um sich vorzustellen, was hier mal stand.


Ruine Burg Rauber
Die Natur verschlingt die Technik. Rülps!
Bis gestern hatte ich noch keine Vorstellung, wo ich übernachten werde. Mein Mitwanderer schwärmte von der super Aussicht von der Burg Teck. Er hat dort für morgen eine Übernachtung gebucht. Ich habe ein Ziel. Weil ich nach der Ziegelhütte schon wieder spät dran bin und die Burg Teck nicht erst im Dunklen erreichen möchte, lasse ich den Schlenker nach Breitenstein aus.

Ich bekomme auf der Burg ein Zimmer mit super Aussicht auf das Land. Auch der Blick vom Restaurant aus auf die andere Seite ist phantastisch. Es fühlt sich an wie der Blick aus dem Flugzeugfenster beim Landeanflug. Ich habe Fensterplatz.


Burg Teck ↣ Bad Urach

Außer mir waren nur zwei Schulklassen mit ihren Betreuern Gäste der Burg. Die Kinder sind morgens auf der Burgmauer zum finalen Fototermin mit einer Drohne angetreten. Ich habe mich mal ins Bild geschmuggelt, in der Hoffnung, daß ich eines der Drohnenfotos für meine Webseite bekommen könnte. Natürlich mit kleinen schwarzen Balken vor den Gesichtern der Kinder, weil ich ja nicht von allen die Genehmigung zur Veröffentlichung einholen kann. :-)


Zur Sybillenhöhle gehe ich kurz runter, aber der Weg in die Höhle ist mir zu steil und rutschig. Ich will lieber loswandern.


Nach der Durchquerung des Lautertals gibt es vom gegenüberliegenden Hang noch einige schöne Rückblicke auf die Burg. Oben auf dem Plateau kommt man am Heidengraben vorbei, einem wiederaufgebauten Schutzwall der Kelten. So wie das jetzt dasteht, hätten sie sich zu einfachen Zielscheiben für Angreifer gemacht. Die Tafel zeigt, daß oben zwischen den Stangen Abschirmungen waren, hinter die man sich ducken konnte. An der sehr ungemütlichen Bank gehe ich vorbei und suche mir die nächste für eine kurze Rast.


Heidengraben
Folterbank, eiskalt und stahlhart, gestiftet von der Raiffeisenbank.


Die Burg Hohenneuffen schaue ich mir nur aus der Ferne an
Einige Flieger und ihre Fans warten auf den Abflug
Ein Hinweisschild auf ein Biotop in einem ehemaligen Vulkanschlot läßt mich mal 100 Meter vom Weg abweichen. Ist ein hübscher Teich geworden.

Etwa in der Hälfte der Etappe steht das "Kunstobjekt Brille". Aus einem Rohr ist ein mehrere Meter großes Brillengestell mit gegeneinander verdrehten Gläsern gebogen worden. Mir fällt wieder die alte Frage ein: "Ist das Kunst oder kann das weg?" Eine Plakette am Objekt macht klar, daß es um Werbung für eine verstaubte Weltanschauung geht. Wir müssen uns also drauf gefaßt machen, das künftig zu den vielen Kreuzen und Engelsfiguren noch kaputte Brillen am Weg stehen. Kann weg!


Unterwegs komme ich an einigen Stellen vorbei, wo die Albtrauf-Kante abbröckelt. Die Felsplatte der Schwäbischen Alb steht auf rutschigem Untergrund. Am Rand lösen sich immer mal wieder Teile des Felsens vom Massiv. Es entstehen Löcher (die sogenannten "Höllenlöcher") und Spalten und schließlich brechen Felsteile ab und fallen spektakulär den Hang hinunter.


Auf dem Segelfluggelände von Hülben ist einiges los. Geflogen wird hier allerorten. Die lange Felskante bietet sich einfach dafür an, nach unten zu springen. Es gibt einige Absprungstellen für Gleitschirmflieger und auch kleine Flugplätze auf dem Plateau. Auf einem kurvte etwas am Himmel herum, was ich vom Geräusch her für ein Model-Strahltriebwerks-Flugzeug halten würde. Man wünschte mir auf der Straße einen "Guten Flug", weil mein Rucksack mit Isomatte unter dem Regenschutz einem Gleitschirm nicht unähnlich sieht.
An der Stelle, wo ich mich zwischen alter und neuer Wegführung entscheiden muß, wähle ich die 2 km längere alte Wegführung. Ich verstehe nicht, was an der Asphaltstraße durch Hülben besser sein sollte, als der alte Weg entlang der Traufkante durch Wald. Ist sicher nur der Wunsch eines lokalen Fürsten, der sein Dorf in den Mittelpunkt rücken möchte. Auch die Markierung mit dem roten Dreieck wurde noch auf dem alten Weg belassen. Nur die Aussichten sind schon fast alle zugewachsen.

Etappenziel ist heute eine der drei Schutzhütten auf dem Hang hinter Bad Urach. Ich weiß nichts über die Hütten, vermute aber, daß eine davon schon als Übernachtung taugen wird.
Als Plan B könnte ich auch einen Ruhetag in der Therme verbringen. Dann will ich aber auch im Hotel direkt an der Therme übernachten, so bequem wie möglich. Laut Booking.com kosten 2 Nächte im Hotel Graf-Eberhard mit Frühstück 214 Euro. Wenn man die üblichen 15% Provision für die Online Buchung abzieht, könnte man also bei 182 Euro landen, das wäre ich bereit zu bezahlen. Die Frau am Telefon verlangt mehr als 230 Euro. Als ich frage, wieso das teurer ist als booking.com, sagt sie mir, das kann gar nicht sein, ich habe bestimmt ohne Frühstück ausgewählt. Sie schaut selber auf der Webseite nach und nennt mir andere Zahlen, als ich sie sehe. Auch der 14 Euro Aufschlag für das Frühstück kann nicht sein, sie berechnen immer 18 Euro. Schon möglich, daß Booking.com hier ein eigenes Spiel spielt und selber Rabatte gewährt. Bei mir steht dazu, daß der Preis nur bei Handybuchung gilt. Aber einen potentiellen Kunden erst als Idioten und dann als Lügner zu beschimpfen, ist mir zu viel. Da bleibe ich bei der Übernachtung im Freien.



Durch die Recherche und das Telefonieren hatte ich Zeit verloren, es begann schon zu dämmern. Ich eile den Hang hinter Bad Urach hoch zur ersten auf halber Höhe eingezeichneten Hütte. Sie gefällt mir sehr gut, hier bleibe ich.
Leider hatte sich meine Stirnlampe im Rucksack komplett entladen. Sie hat einen Schutz gegen unbeabsichtigtes Drücken des Knopfes, den ich allerdings nie aktiviert hatte, weil der bisher nie im Rucksack gedrückt wurde. Bis heute. Das Leuchten mit Handy ist anstrengender.
Ich fege Bänke und Wände ab, richte mich gemütlich in der Hütte ein, mache ein Fertiggericht warm und sehe eine große schwarze Spinne an der Wand entlanglaufen. Die Eine kann ich noch umsiedeln, aber die anderen unter dem Dach entziehen sich meinen Umsiedel-Versuchen in die Ritzen zwischen den Dachziegeln. Was, wenn nachts eine herunterfällt? Ich baue doch lieber mein Zelt auf. Home, sweet Home!

Bad Urach ↣ Stahleck
Früh ist der Himmel bedeckt. Weil die Hütten weit westlich vom Pfad liegen und ich schon einige Höhe gewonnen hatte, verpasse ich den berühmten Uracher Wasserfall.

Über den Rutschenfelsen, einer Steilwand, die schon von weitem zu sehen ist, kreisen viele Raben. Ein falscher Schritt, und man landet 100 Meter tiefer. Vermutlich freuen sich die Raben schon auf ein Festmahl.

Eine Aussicht weiter steht ein Denkmal für den ehemaligen Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins Ernst Camerer und daneben ein Fernrohr. Hier gibt es Augmented Reality zu bewundern, im Bild sind die Namen der Orte eingeblendet. Hübsch!


Ernst Camerer Denkmal
Das sieht man im Fernrohr
An der Hohen Warte erreiche ich zum ersten Mal 800 Höhenmeter. Ich besteige den Turm und habe rundum eine schöne Aussicht. Hinter dem Steinbecken finde ich die Pumpe, bekomme aber leider kein Wasser hochgepumpt.





Beim Gestüt St. Johann bekomme ich Wasser. Der Hofladen öffnet 13 Uhr und ich warte die halbe Stunde ab, um zu sehen, was ich dort bekommen würde. Ich brauche Brot, der Rest des alten Brotes war am Morgen verschimmelt. Ich kaufe ein Holzofenbrot, was wie sich später herausstellt, an der Unterseite drei Millimeter dick verkohlt war. Zusätzlich nehme ich noch selbstgemachte Linzer Torte und Gummibärchen mit, beide sehr lecker, dazu zwei Äpfel, wie sie hier an vielen Bäumen hängen, und Schoko-Reiswaffeln als Snacks.

Der Weg führt am Pumpspeicherwerk Glems vorbei, zuerst direkt am oberen Stausee, später hat man auch Blick auf den unteren See.




Ich hatte mich vorher immer gewundert, was in den langen Anhängern mit Flosse drin ist, die mir ein paarmal begegnet sind. Jetzt weiß ich, das sind Flugzeuge! Auf dem Flugplatz gibt es gerade keine Starts oder Landungen zu sehen, als ich vorbeikomme. In einem Schuppen steht ein LKW-Oldtimer, der den Ölflecken nach immer noch genutzt wird.

Weil ich die Stirnlampe aufladen will, nehme ich mir ein Zimmer im Stahleck Hof. Das Zimmer ist sehr nett eingerichtet, mit einem Fernseher, der meinen USB-Stick nicht erkennt und einem Telefon mit Tablett dran, was permanent die Webseite des Hofs anzeigt. Glücklicherweise läßt sich das Tablett vom Telefon abnehmen und als normales Surf-Tablett verwenden. Da kann ich gleich mal meine Webseite auf so einem Gerät testen. Sieht gut aus. :-)
Ich esse im Restaurant und nehme danach noch ein Bier mit aufs Zimmer für die Tagesschau und "Der Wixxer". Danach bin ich zu müde, Blog zu schreiben.

Stahleck ↣ Genkingen
Nach ordentlichem Frühstück starte ich gegen 9:30 Uhr. Es geht bei schönstem Sonnenschein durch den Wald. Von der Burg Stahleck ist außer Dellen im Boden nichts mehr zu erkennen. Auch von der Burg Greifenstein sieht man nicht viel, kein Wunder, wenn sie schon 1311 zerstört wurde.
Ich treffe wieder auf einen Feuersalamander, diesmal weit entfernt von Wasserquellen. Welche geheimen Wasservorräte der wohl kennt? Meine Wasserflaschen sind noch gut gefüllt vom St. Johann-Hof.




Hinter Holzelfingen gibt es einen Grillplatz mit einer Schutzhütte daneben, die sich für eine Übernachtung eignet. Sie ist einigermaßen sauber und hat breite Bänke entlang der Wände. Für mich kam die natürlich viel zu früh.
Nachdem ich am Rötelstein angekommen bin, sehe ich am Gegenhang schon den touristischen Höhepunkt des Tages, das Schloß Lichtenstein. Unglaublich, daß das nach einer Erzählung von Wilhelm Hauff gebaut wurde! Muß ich mal lesen. Bevor man da hinkommt, geht der Wanderweg erst weit an der östlichen Talseite entlang und auf der westlichen wieder zurück.

Nach Traifelberg den Hang hoch ist eine der wenigen Stellen, wo ich mal den Albsteig verloren hatte. Statt der Originalroute laufe ich eine langweilige Forststraße stetig ansteigend auf das Plateau. Als ich meinen Fehler bemerke, habe ich keine Lust umzudrehen, sondern komme von einer anderen Seite zum Schloß. Oben ist Hochbetrieb. Menschenmassen schieben sich die Wege entlang und vor dem Eingang staut sich eine Schlange. Nichts für mich, ich gehe weiter.


Am Klettergarten schaue ich der "Rettungs"-Aktion eines jungen Mädchens zu, die zwischen zwei Bäumen am Seil hing und nicht vor oder zurück kam.
Ab der Nebelhöhle beginne ich schon wieder nach einem Schlafplatz zu suchen, leider lange vergeblich. Auf dem großen Parkplatz stehen einige Camper und ein LKW der Forstbehörde. So offen will ich nicht zelten. Im Wald daneben ist alles zugewachsen oder schief, ich finde nichts Schönes. In OSM sehe ich etwas abseits der L382 eine Schutzhütte eingezeichnet. Ich gehe nochmal 200 Meter zurück, um sie mir anzusehen. Sie hat einen Grillplatz davor und eine recht schmale Eckbank im rechten Teil der Hütte. Ich setze mich erst mal auf die Bank an der Straße und genieße die letzten Sonnenstrahlen.

Danach entscheide ich mich doch noch dafür, weiterzugehen. An einer Waldkante zwei Kilometer später, finde ich ein passables Fleckchen. Weil man mich vom Weg vor dem Wald aus sehen könnte und weil auch im Wald ein Weg nahe am Zelt entlang geht, verzichte ich auf warmes Essen und komme auch ohne Licht aus.

Genkingen ↣ Talheim
Früh weckt mich der Lärm eines Preßlufthammers, scheinbar ganz in der Nähe. Ich genehmige mir trotzdem einen Morgenkaffee. Einige Regenschauer führen immer wieder zum Aufschub des Starts. Richtig los geht es erst um 10:45 Uhr.
Das Hämmern kam aus dem Steinbruch Sonnenbühl, der 700 Meter entfernt ist. Hier ist der Übeltäter:



Heute gilt es zum ersten Mal seit dem Aufstieg nach Bad Urach wieder ein paar Höhenmeter zu bewältigen. Nach dem Oschenbachtal geht es 250 Meter bergauf zum Bolberg. Die Sonne scheint und manche Bäume verlieren in einigen Minuten die meisten ihrer Blätter, was sich wie dichtes Schneetreiben anfühlt, wenn man zufällig gerade darunter steht. Ich schaffe es nicht mal, den Fotoapparat herauszuholen und auf Video zu stellen, da ist der Spuk schon wieder vorbei.

Ich hatte unterwegs noch kein Wasser gefunden, was ich für eine Übernachtung draußen unbedingt gebraucht hätte, und war deshalb froh, einen Wegweiser zum Buchbrunnen zu sehen. Der Brunnen liegt nur wenige Meter vom Weg entfernt.

Die Schutzhütte auf dem Riedernberg käme für eine Not-Übernachtung infrage, auf so schmalen Bänken könnte ich gerade noch schlafen. Interessant wäre zu wissen, in welches Schloß der Sicherheitsschlüssel paßt, der an der Hütte hängt. Ein geheimer Weinkeller?
Das ist eine interessante Variation eines Sicherheitsschlosses: Der Schlüssel liegt offen, nur das Schloß ist geheim. Ich mache mir nicht die Mühe, es zu suchen.


Mit vollen Wasserflaschen hatte ich wieder alle Optionen. Ich könnte draußen schlafen oder die einzige Übernachtung in Talheim probieren, die im Führer steht, das B&B der Familie Jäger. Schon mit Blick auf Talheim komme ich mit einem älteren Herrn ins Gespräch. Er meint, daß das Sportlerheim am Sportplatz hinter dem Ort auch Gästezimmer hat und daß ich einfach da fragen sollte. Das würde ich auf jeden Fall probieren, falls das mit dem B&B nichts wird. Es liegt fast am Weg.
Ich überrasche die Familie Jäger bei der Gartenarbeit. Das Zimmer ist noch frei, nur das Bett muß erst noch bezogen werden. Ob ich so lange warten will? Ja, will ich. Ich bekomme ein Bier und genieße das bei den letzten Sonnenstrahlen im Garten. Nach Duschen und Wäsche waschen verfalle ich mal wieder dem Bann der Fernsehunterhaltung, etwas das mir zu Hause fast nie passiert. Das war's mal wieder mit dem Blog schreiben.

Meine Unterkunft liegt im Untergeschoß des riesigen Hauses und besteht aus Schlafraum, großem Wohnraum und Bad. Daneben gibt es noch eine Kammer mit Vorräten. Wenn ich länger hier wohnen würde, würde ich eine kleine Küche vermissen.
Ein Nachteil von B&Bs gegenüber Hotels ist, daß der Fernseher in der Stube steht und nicht in der Nähe des Bettes. Ich kann also nicht einfach beim Fernsehen wegdösen, sondern muß mich erst noch ins Bett schleppen. Dumm gelaufen, wenn ich dabei wieder wach werde.
Talheim ↣ Raichberg
Diese Nacht schlafe ich sehr gut. Ich stelle mir den Wecker, weil ich nicht weiß, wieviel Licht ich hier morgens habe. Für 7:30 Uhr war Frühstück vereinbart und ich bekomme ein großes Tablett gebracht, mit allem, was ich brauche. Schon 8:45 Uhr verlasse ich das Haus, so früh bin ich bei Übernachtung im Zelt nie unterwegs.


Die Landschaft ist im Nebel verschwunden, was eine Menge reizvoller Anblicke bietet. Bei den Schafen treffe ich zum ersten Mal zwei Albsteig-Wanderinnen, die ich später noch einige Male wiedersehen sollte: Elsbeth und Katharina. Sie wandern den Abschnitt von Talheim nach Gosheim.
Eines der Schafe war ausgebüxt und taumelte auf der Wiese herum, als ob es nicht gesund wäre. Sie wollten Hilfe holen, was sich erübrigte, weil der Schäfer ohnehin gerade mit dem Auto vorbeigefahren kam und das Schaf einsammelte.
Auf dem Anstieg zum Bergrutsch am Hirschkopf sehe ich wieder einen Feuersalamander mitten auf dem Weg. Ich scheuche ihn an den Wegrand, weil ich selber fast draufgetreten wäre. Vom Bergrutsch bekomme ich wegen des Nebels wenig mit. Dafür erlaubt das helle Licht von unten schöne Bilder, die ein wenig an Scherenschnitt-Trickfilme erinnern.


Der letzte und bisher größte Hangabrutsch vom Albtrauf seit Menschengedenken passierte hier am 12. April 1983. Um zu sehen, wie sich die Natur nach so einem Ereignis von selbst wieder erholt, hat man die Stelle zum Naturschutzgebiet erklärt. Wie an einigen anderen Stellen des Albsteigs wandert man hier auf 50 Zentimeter breitem Pfad und weitere 50 Zentimeter rechts geht es 100 Meter in die Tiefe.

Zum Dreifürstenstein wird der Weg wegen Baumfällarbeiten umgeleitet. Der Forstweg ist abgesperrt und Umleitungsschilder zeigen die Traufkante entlang. Mir ist nicht ganz klar, ob nicht die Umleitung der normale Weg gewesen wäre. Ich mache eine kurze Apfel-Pause, weil die Bank außen an der Hütte trocken ist. In der Hütte ist eine Tafel, die erklärt, daß das Gebiet südlich des Grenzsteins mal zu Preußen gehörte. So weit weg von Potsdam hätte ich die nicht vermutet.


Ich bin der Erste, der diesen Weg heute geht, und sammle einige Spinnenfäden ein. Einmal übersehe ich ein komplettes Spinnennetz und mir klatscht das wie ein nasser Waschlappen ins Gesicht. Immerhin ein Waschlappen aus feinster Spinnenseide gewebt. Hat nicht jeder. :-)




Das Schild steht wohl für sich selbst!
Köhlberghütte
Die Köhlberghütte lädt nochmal zu einer kurzen Rast ein, weil sich darin eine trockene Bank befindet. Außerhalb ist alles naß. Hier könnte man auch schön übernachten. Die Hüttenqualität ist insgesamt besser geworden in dieser Gegend. Wobei für mich die Breite der Liegefläche das Entscheidende ist, ein Kriterium, das andere vielleicht nicht auf dem Schirm haben.
Von der Hütte aus nehme ich den direkten Abstieg ins Tal, weil ich etwas Zeit sparen will. Die Etappe ist lang und mein Ziel, der Raichberg, noch weit. Während des Abstiegs sehe ich zum einzigen Mal an diesem Tag die Burg Hohenzollern. Bei normalem Wetter sieht man die wohl dauernd.

Ihr kommt sicher selber drauf, daß ich nicht das Gelbe im Vordergrund meine?
In Jungingen fülle ich vor der Kirche mein Wasser auf. Hier waren die Bänke schon abgetrocknet, so daß sich eine weitere kurze Rast anbot, bevor es steil hoch zum Himberg ging. Normalerweise ist mir um diese Jahreszeit das Tageslicht zu kostbar, um mittags zu kochen. Weil ich aber seit Beginn der Tour noch keine einzige der Kakao- und Puddingtüten verbraucht habe, mache mich mir einen Schokopudding.
Im Ort standen mehrere neue Gebäude der Firma Riester, einem Medizin-Instrumentenbauer, und ein altes, baufälliges Fachwerkhaus mit der Aufschrift "Bau und Möbelschreinerei A. Riester & Söhne". Vermutlich die Vorfahren?


Brunnen vor der Kirche
Schutzhütte auf dem Himberg
In der Feuerstelle vor der Himberghütte gibt es eine Feuer-(Salamander)-Leiter, damit die Tiere wieder aus der Feuerstelle klettern können, wenn sie aus Versehen hineingefallen sind. Sehr aufmerksam!


Ich hatte geringe Hoffnung in das Nägelehaus als Übernachtungsmöglichkeit gesetzt und die bestätigt sich. Das Haus ist zu.
Um so mehr hatte ich auf das Berghotel Zollersteighof gehofft. Einige Autos stehen auf dem Parkplatz und in der Gaststube ist Leben. Leider ausgebucht! Etwas ungläubig stehe ich davor. Mitten in der Woche? An einem Nebel- und Regentag (der Regen hatte gerade begonnen)? Was treibt so viele Leute hier her?
Ich will mir im Wald noch was auf der Hochfläche suchen, bevor der Weg ins nächste Tal absteigt. In schiefem Gelände sind die Erfolgsaussichten wesentlich geringer. Die Platzauswahl ist nicht einfach. Der Wald ist hier sehr durchsichtig, es fehlt Gestrüpp als Sichtschutz. Auch stehen einige kranke Bäume im Wald, die ich nicht auf meinem Kopf haben möchte. Glücklicherweise weht kein Wind. Kurz vor dem Dunkelwerden finde ich eine Mini-Lichtung, die alle meine Wünsche erfüllt.

Raichberg ↣ Laufen an der Eyach
Am Morgen höre ich Katharina und Elsbeth den Weg entlanglaufen, als ich kurz vor dem Zusammenpacken bin. Ich hole sie ein, als sie Rast machen, um ihre Sachen zu trocknen. Sie hatten die Nacht unter einem großen Baum in ihren Biwaksäcken verbracht. Hut ab! Mir wäre das zu wenig Komfort.
Der Nebel verzieht sich langsam und am Böllat habe ich freie Sicht ins Land und über die Hochfläche, an deren Kante ich hergekommen bin.

Burgfelden hat ein Museum, was eigentlich nur ein Fenster mit drei historischen Stadtmodellen ist, einen Mandolinenspieler und zwei riesige Äpfel zu bieten.



Zur Schalksburg führt ein langer schmaler Grat, bei dem es auf beiden Seiten steil abwärts geht. Dadurch war sie natürlich sehr einfach zu verteidigen. Der Wiederaufbau des Turms überzeugt mich nicht. Die vielen hervorstehenden Steine in der Turmmauer würden ein Erklettern zu einfach machen. So blöde waren die damals nicht. Wenigstens hat man eine schöne Aussicht vom Turm.




Beim Abstieg fülle ich mir am Sennenbrunnen die Wasserflaschen. Damit bin ich wieder für alle Übernachtungsvarianten gerüstet. Ich habe immer noch Fertiggerichte zum Warmmachen im Rucksack, könnte also draußen kochen.

Zuerst will ich es allerdings im Albhotel Schalksburg probieren. Etwas Komfort kann zum Ende der Tour nicht schaden. Das Restaurant ist zu und der Hintereingang zum Hotel ist verschlossen. Ich rufe die Telefonnummer an der Tür an und ja, eine Übernachtung ist möglich. Ich soll mich 5 Minuten gedulden, dann kommt jemand vorbei. Ich setze mich derweil vor das Haus in die Sonne.

Ich bekomme ein Zimmer mit Blick auf die Burg und zwei Bier für den Abend. Das Restaurant hat zu, deswegen empfiehlt mir die Chefin die örtliche Pizzeria "Sardegna". Nach ankommen, duschen, Wäsche waschen schlappe ich in meinen dünnen Hotelschuhen dort hin. Ich nehme Cannelloni Spinaci, Bananensplit und noch ein Bier, alles dreies lecker. Gut gesättigt gehe ich wieder zurück ins Hotel und versacke wie üblich vor dem Fernseher.

Laufen an der Eyach ↣ Schörzing
Nach gutem Frühstück gehe ich diesmal 8:45 Uhr los. Ich komme an zwei Quellen vorbei. Die Wasserversorgung ist auf diesem Teil des Weges deutlich besser als vorher.

Nachdem ich die dreihundert Höhenmeter bis zur Hochfläche hinter mir habe, bieten sich wieder schöne Ausblicke über Wiesen mit Wacholderbüschen.

Der Stein mit dem Denkmal für die Gefallenen und Überlebenden der 4 Gebirgsjägerdivision hat einige Tafeln auf der Vorder- und Rückseite. Auf Letzterer ist eine Tafel für die Gefallenen des Landekopfs angebracht, mit zweisprachigem Text in russisch und deutsch. Das ist schon mal ein Anfang. Noch besser fände ich es, wenn man auf solchen Denkmalen immer auch der Gegner gedenken würde. Das waren auch Menschen, die genauso sinnlos im Krieg verheizt wurden. Ohne etwas über die Gegner zu wissen, sind auch die eigenen Taten nichts wert.


Vorderseite des Kriegsdenkmals
Tafel auf der Rückseite mit Erde aus zwei Schlachtfeldern


Abstieg vom Lochenstein. Darauf habe ich mich die ganze Zeit vorbereitet :-)
Doppel-Quelle


Am gespaltenen Fels droht der nächste Hangabriß. Einige Bereiche des Felsens sind schon durch große Spalten vom Massiv getrennt. Ich bleibe lieber so weit wie möglich links auf dem Weg.
Wenig später tut sich in der Erde ein riesiges Loch auf. Kalk ist das Einzige, was man hier aus dem Boden holen kann. Die Steine werden mit einer automatischen Seilbahn ins Tal befördert und zu Zement verarbeitet.



Lore der Seilbahn
Zementwerk Dottenhausen, die Seilbahn führt direkt bis hin.
Ratshausen ist das einzige Etappenende, an dem der Wanderführer keine Übernachtungsmöglichkeit anbietet. Also ist die Etappe hier definitiv nicht zu Ende. Bevor ich in den Ort absteige, sehe ich mir von einer Klippe den Weiterweg an. Ich will heute noch durch den Ort durch und danach den Hang hoch durch den Waldgürtel nach Deilingen. Hinter diesem Ort ist in OSM die Schörzinger Hütte eingezeichnet, die auch im Führer erwähnt wird.

In Ratshausen treffe ich eine Frau und einen Mann beim Überkleben eines Wegweisers an. Ich frage, was sich geändert hat, und wir kommen ins Gespräch. Sie sind vom Albverein und überarbeiten die Beschilderung. Im Auto liegen noch eine Menge Wegzeichen, die angebracht werden müssen. Ich bedanke mich für ihre Arbeit. Bisher hat mir der Weg sehr gut gefallen und die Beschilderung ist vorbildlich. Eine gute Idee sind übrigens die extra großen Wegzeichen, die manchmal an weit entfernten Stellen nach Wiesenüberquerungen angebracht sind. Das habe ich woanders noch nicht gesehen. Auch meine Kritik am GPS-Track der Webseite bringe ich an. Sie wollen sie weiterleiten.
Ich sage ihnen, daß ich wahrscheinlich in einer Hütte übernachten werde, und sie empfehlen mir ebenfalls die Schörzinger Hütte.

Es ist immer wieder erstaunlich, im Rückblick zu sehen, wie weit man gekommen ist. In diesem Fall sind es nur 3 Stunden zwischen Steinbruch und hier.
17 Uhr komme ich an der Hütte an und finde sie sehr brauchbar. Neben der Hütte ist eine Quelle und ein großes Wiesengelände mit Grillplatz, Piratenburg, Holzliegen und anderem. Ich mache es mir auf der Bank an der Brüstung bequem und koche mein vorletztes Abendbrot. Leichter Nieselregen setzt ein.
Im Dunkeln, als ich schon im Schlafsack liege, kommen guter Dinge Elsbeth und Katharina. Sie waren ebenfalls den Albsteig-Markierern begegnet, hatten ihnen aber nicht verraten, wo sie schlafen wollen. Wir erzählen einander, was wir in den letzten zwei Tagen erlebt hatten. Elsbeth schiebt sich die beiden Bänke zusammen und Katharina nächtigt auf dem Boden.

Schörzing ↣ Risiberg
Früh gibt es das übliche Frühstücksritual mit warmem Kaffee im Schlafsack. Ich bin froh, daß ich den anderen beiden eine heiße Schokolade und Tee anbieten kann.
Es kommen zwei Leute zum Leeren der Papierkörbe. Sie meinen, daß das Quellwasser an der Hütte was ganz Besonderes wäre, weil es so weich ist. Ich frage mich, wie das im Kalk möglich ist. Tatsächlich kommt jemand extra zum Wasserholen her. Ich nehme mir vor, die Wasserflaschen mit diesem Wasser zu füllen, vergesse es aber beim Abmarsch. Heute wandern wir mal zu dritt.
Über die wieder ausgegrabenen Reste der Burg Oberhohenberg hat man ein Metallgerüst gestellt. Ich mache ein Gruppenfoto.

Auf den Lembergturm muß ich natürlich unbedingt rauf, schließlich ist es der höchste Punkt der Tour. Oben zieht es recht kalt und die Aussicht ist bescheiden. Zudem beginnt es zu nieseln.


In Gosheim verabschiede ich meine Mitwanderinnen, die von hier mit dem Bus nach Hause fahren wollen. Ich hole mir beim Bäcker noch Kuchen für unterwegs und setze allein den Weg fort.



Diese Schilder tauchen jetzt gehäuft auf. Ich bin in der Gegend der 10 1000er. Fast alle Berge schaffen es nur ganz knapp über die 1000-Meter-Marke. Es deutet sich an, daß diese Region zu den großen Verlierern des Klimawandels gehören wird. In wenigen Jahren werden die alle nur noch 99x Meter über dem Meeresspiegel liegen. Wer kommt dann noch hier her? Und die Schilder werdet ihr doch sicher alle ändern, lieber Albverein? :-)

Auf dem Schild steht:
"Dieser Platz wird überwacht!
Zuwiderhandlung wird nach § 69 Absatz 1 Nr.2 und nach § 69 Absatz 3 (KrWG) mit 500 bis 5000 € bestraft
Dürbheim"
Heute will ich bis zum Landgasthof Risiberg kommen, damit ich es morgen nicht so weit nach Tuttlingen habe. Das Hotel hat geöffnet und ich bekomme ein Zimmer. Nach Verteilen meines Krams im Zimmer setze ich mich im gut besuchten Restaurant an den Stammtisch. Ich schaffe es zurück zur Tagesschau und habe diesen Urlaub nichts verpaßt.

Risiberg ↣ Tuttlingen
Heute ist mal nicht der Weg das Ziel, sondern Tuttlingen. Und das möglichst zügig, denn ich möchte heute noch 12:59 Uhr mit dem Quer durchs Land Ticket für 42 Euro heimfahren. Das ist die letzte Verbindung mit Nahverkehrszügen an diesem Tag nach Dresden.
Frühstück gibt es ab 8 Uhr, wenige Minuten vor 9 Uhr bin ich abmarschbereit. Der Regen der Nacht hat gerade aufgehört und ab und zu durchbricht die Sonne die Wolken. Ich wandere die 14 km bis zum Bahnhof mit nur 2 kurzen Pausen durch und brauche 3 Stunden dafür. Das Verweilen an Aussichten schenke ich mir heute. Fotos mache ich natürlich trotzdem.

Auf manchen Wiesen hängen unbeweglich einzelne isolierte Nebelflecken. Was hier so aussieht, wie ein in der Mitte unscharfes Bild, ist so ein Nebelfleck. Scharf abgebildet. :-)



Drei Buchen
Höhle




Am Bahnhof habe ich nach dem Ticketkauf noch genügend Zeit, zwei der Fallobst-Äpfel zu verdrücken, die ich schon seit Tagen mit mir rumtrage. Was nicht Matsch ist, ist sehr lecker.

Leider kommt schon der erste Zug von Tuttlingen nach Stuttgart 17 Minuten verspätet an, so daß ich den Anschluß nicht schaffe und alle Verbindungen neu heraussuchen muß. Um es heute noch bis nach Hause zu schaffen, kaufe ich für die Strecke Stuttgart - Nürnberg für 36 Euro ein IC-Ticket dazu. Ein tolles Geschäftsmodell für die Bahn: Verspätung verdoppelt den Umsatz!
Während ich eine Stunde auf die Abfahrt des Zuges warte, höre ich mir die Begründung für die anderen zu spät abfahrenden oder ausfallenden Züge an: 30 Minuten Verspätung wegen Polizeieinsatz, Ausfall wegen kurzfristiger Erkrankung des Personals, Ausfall ohne Begründung, "Wir bitten um ihr Verständnis!", Verspätung wegen irgendwas, das ich mir nicht gemerkt hatte.

Auch in Hof hatte ich nochmal die gleiche Situation. Die Verspätung wird immer größer und ich schaffe vermutlich die Verbindung zum Zug nach Chemnitz nicht, weswegen ich extra das IC-Ticket gekauft hatte. Für die Bahn hieße das Umsatz-Verdreifachung, denn morgen brauche ich ein neues Quer durchs Land-Ticket. Ich suche mir schon Übernachtungen in Hof heraus. Im Moment ist noch was frei, aber wenn der Zug ankommt, bestimmt nicht mehr.
Kurz vor Erreichen von Hof sagt der Zugbegleiter durch, daß er den Chemnitzer Zug gebeten hat, zu warten. Leider gibt es für unseren Zug keine Einfahrt nach Hof, weil kein Gleis frei ist. Die Spannung steigert sich ins Unermeßliche! Dann endlich Einfahrt, der Anschlußzug steht gleich gegenüber und los geht's. In Chemnitz habe ich genug Puffer, meinen Zug nach Dresden zu erwischen. Weil ich keine Lust habe, noch auf die S-Bahn nach Strehlen zu warten, laufe ich vom Bahnhof nach Hause und bin um Eins daheim.
Die Tour war ein schöner Jahresausklang. Vielleicht mache ich ja im Frühjahr die Südroute als Einstieg in das neue Jahr. Wenn sie schon mal im Wanderführer dabei ist. :-)
