Wiesen, Berge, Himmel



München ↣ Venedig

Tom Schilling

Alpen 2021

Für meine Mutter


Impressum

Auflage September 2023
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland

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Begehung des Traumpfads von München nach Venedig im Sommer 2021


Das ist der Bericht über meine Wanderung auf dem "Traumpfad" über die Alpen von Geretsried nach Venedig.

Vorbereitung

Angeregt durch das Buch "Die schönsten Trekkingrouten Europas" aus dem Kunth-Verlag, das mir die Kollegen zum Abschied geschenkt hatten, habe ich mich am 30.6. zur Alpenüberquerung aufgemacht. Auf Ludwig Graßlers Route wollte ich von München nach Venedig.

Die Vorbereitung war recht kurzfristig. Mein Bruder hatte mir die 4 deutschen Wanderführer zu dieser Route in der Bibliothek ausgeliehen (Kompass, Conrad Stein, Rother, Bruckmann) und zusätzlich noch die erste Veröffentlichung dieser Route bei Bruckmann als Bildband. Außerdem hatte ich noch den Cicerone in englisch. Aus 4 heruntergeladenen GPS-Tracks habe ich mir einen Summen-Track für das Smartphone gebastelt, der schön anzeigt, wann sich die Buch-Autoren mal einig sind und wann sie eigene Wege gehen. Sehr häufig macht jeder seins. Wie ich später herausgefunden habe, ist vor allem nach Belluno der in Open Street Map mit "TMV" eingetragene Pfad um einiges besser als die Tracks aller Buchautoren, weil er stark befahrene Landstraßen wesentlich länger vermeidet.

Mitgenommen hatte ich den Kompass Wanderführer, weil mir die Karten so detailreich erschienen, daß ich auf weiteres Kartenmaterial verzichtet hatte, auch wenn der Führer selbst ohne die beigelegte Karte am schwersten von allen war. Leider hat die erste Auflage noch viele Fehler, zum Beispiel bei den Höhenprofilen. Aus dem Cicerone hatte ich mir die Variante über die Geraer Hütte und die Ost-Umgehung der Schiara kopiert, die dort nicht ganz so weit ins Tal führt. Beide Varianten gibt es in den deutschen Führern nicht. Ich habe kein Klettersteigset mitschleppen wollen, war deshalb sehr an Umgehungsmöglichkeiten interessiert.

Der Start lag 2 Tage nach meiner zweiten Corona-Impfung, deren Termin 13 Wochen zuvor festgelegt wurde. Das Ende mußte vor dem 3. 8. liegen, weil ein diesem Tag meine Mutter ihren 90sten Geburtstag feiern würde und ich dabei sein wollte. Um nicht in Zeitprobleme zu kommen, hatte ich die erste Etappe von München nach Wolfratshausen, die mit 33 km einen anstrengenden Einstieg bedeutet hätte, schon mal vorsorglich weggelassen.

Traumpfad Karte
Karte des Traumpfads mit allen Übernachtungen.


- Etappe 1   Geretsried ↣ Bad Tölz

Abflug-Tafel
Alle Flüge von Dresden heute und morgen

Ich bin sehr früh mit dem Flugzeug nach München geflogen, mit der S-Bahn in die Innenstadt und weiter nach Wolfratshausen und mit dem Bus bis nach Geretsried gefahren, um mir dort im Intersport Utzinger meine Gaskartusche zu kaufen. In München hätte zu der Zeit noch kein Sportladen aufgehabt, dort wohnen vermutlich nur Langschläfer. ;-) 11 Uhr war ich startbereit.

Durch den Start in Geretsried hatte ich 6km "gewonnen", die ich für die Wanderung bis zum Camping in Arzbach nutzen wollte. Am Vortag hatte ich dort per Mail angefragt, ob dort eine Übernachtung mit Zelt möglich ist.

Los ging es entlang der Isar auf häufig gewundenen Pfaden durch größtenteils Busch oder Wald. Die Beschilderung mit gelbem ITV-Pfeil war gut. Es waren auch schon München-Venezia-Schilder zu sehen.

Isar, vom Malerwinkel aus gesehen
Die Isar, vom Malerwinkel aus gesehen

Die Isar sieht man nur selten. Einen schönen Ausblick hat man von einer Anhöhe, wo eine Bank zum Ausruhen einlädt. Später rastete ich auf dem Kiesbett der Isar, wurde aber vom beginnenden Regen aufgescheucht. Es gab danach noch einige kurze Regenschauer, die ich unter Bäumen trocken ausgesessen habe. Nachmittags vor Bad Tölz brennt auch mal kurz die Sonne. Es passiert nicht viel, ich habe Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen. Alle halben Kilometer passiert man die Entfernungsanzeiger der Isar und wird daran erinnert, daß man noch nicht weiter gekommen ist.

Wie üblich reise ich mit viel ultraleichtem Gepäck. Diesmal habe ich das Thema Gewicht allerdings ernster genommen als sonst, wo ich meist mit 23 kg auf dem Rücken loslaufe (inklusive zwei Liter Wasser und Nahrung). Ich vermute, daß mir das viele auf der Couch liegen in der Corona-Zeit geschadet haben könnte, deshalb sortiere ich rigoroser aus. Am Ende komme ich auf 19 kg mit 2 Litern Wasser. Mit dabei ist Zelt, Isomatte, warmer Schlafsack, Kocher und Essen für 8 Tage.

Ein Kilogramm gewinne ich schon durch Einsatz eines anderen Rucksacks. Der Osprey Exos 58, den ich diesmal mithabe, wiegt ein glattes Kilo weniger als meine bisherigen, trägt sich aber laut Testberichten bei mehr als 15kg etwas schwammig. Sei's drum, ich hatte ihn letztes Jahr ersteigert und kurz mal mit wenig Inhalt getestet, er schien OK zu sein. Die 58 soll wohl für 58 Liter Volumen stehen. Real ist das Volumen des Rucksacks wesentlich geringer, aber mit den dehnbaren Netzen rundherum kann man es beliebig aufplustern. Die Netze sind auch der Grund, warum ich den Regenschutz immer auf dem Rucksack lasse, denn wenn die sich ein paar mal im Gebüsch verheddern, sind sie im Eimer und reparieren kann ich die nicht. Ein neuer Regenschutz ist dagegen schnell gekauft. Der Rucksack hat eine sehr kurze Rückenlänge und der schmale Hüftgurt lädt dazu ein, ihn so eng zu schnallen, daß er oben auf dem Hüftknochen aufliegt.

Am Seidlkreuz entscheide ich mich für den ufernahen Weg. Ich will so wenig wie möglich auf Asphalt oder Pflaster laufen. An der Brücke über die Isar in Bad Tölz kaufe ich mir im Getränkemarkt noch ein Bier und Wasser für die Nacht. Ansonsten lasse ich den Ort links liegen. Ich habe bisher nach anderthalb Tagen auf meine Email vom Zeltplatz noch keine Antwort bekommen, fühle mich also nicht mehr gebunden, den Zeltplatz unbedingt zu erreichen. In der OSM-Karte sehe ich auf halbem Weg zum Zeltplatz eine Schutzhütte eingezeichnet, das wird mein neues Tagesziel.

Blick ins Glück Hütte Blick ins Glück Hütte innen
GPS: 47.734370, 11.561560

Kann wenigstens nicht umfallen.

Die "Blick ins Glück Hütte" entpuppte sich als recht minimalistisch. Ich konnte darin fast ausgestreckt auf der Bank liegen, es fehlten 2 Zentimeter. Das Dach war weit genug vorgezogen, daß es einen windfreien Regen abhalten sollte. Eine undichte Stelle im Dach war von innen mit Duck Tape abgeklebt, was sich schon wieder ablöste. Wenigstens würde sie nicht umfallen, weil rechts ein Baum daneben stand. :-)

Ich habe lange die Alternativen abgewogen und bin letztendlich geblieben. Ich war ordentlich fußlahm und wollte nicht mehr weiterlaufen. Es war fast 20 Uhr, in einer Stunde würde die Sonne untergehen und Alternativen waren dünn gesät. Der stete Strom der Jogger bei Bad Tölz war abgeebbt und ich war fast ungestört alleine. Der Ausblick auf die Isar war nett. Zum Schlafen machte ich es mir auf der Bank bequem. Wegen einer Maus, die sich schon mal gezeigt hatte und damit er nicht naß wird, hing ich meinen Rucksack an den Querbalken. Es regnete in der Nacht.


- Etappe 2   Bad Tölz ↣ Benediktenwand

Ich hatte gut geschlafen. Früh hörte der Regen langsam auf. Einige Jogger kamen schon im Regen vorbei und vier nordic walkende ältere Damen begrüßten mich mit "Na, ist die Party zu Ende?". Keine Ahnung, was die gedacht haben, was ich auf der Bank tue.

Auch meine ersten Venedig-Wanderer habe ich schon im Regen vorbeigehen sehen. Ein junges Mädchen war mit ihrer Tante unterwegs, die sich später vom Vater des Mädchens ablösen lassen wollte. Sie hatte mich sofort als Venedigwanderer erkannt. Leider wurden beide nie wieder gesehen, weder von mir noch von anderen Mitwanderern, die ich nach dem Paar gefragt hatte.

Isar vor Hütte
Los geht's

Vom Wandern mit auf dem Hüftknochen abgestellten Rucksack hatte ich mir die Hüfte wundgerieben. Das war eine blöde Idee. Ich mußte den Rucksack an maximal ausgefahrenen Riemen so weit wie möglich herunterlassen, um neue Stellen an der Hüfte zu belasten. Außerdem hatte ich Wanderschuhe mitgenommen, die zwar sehr schön leicht waren, in denen ich aber mit der rechten Fußspitze anstoße. Eigentlich wußte ich das schon seit La Palma, hatte das aber nicht mehr so schlimm in Erinnerung. Ich ärgerte mich, daß ich mich nicht besser vorbereitet hatte.

Auch wenn ich nicht mehr zum Campingplatz wollte, habe ich an der Variante des Anstiegs von Arzbach festgehalten, weil das den bequemeren Aufstieg versprach (abgesehen vom Lift). Die Originalroute von Ludwig Graßler ging auch dort lang. An einer Gabelung hatte ich den linken Weg genommen und darauf ordentlich Höhenmeter gemacht, bis ich in der nächsten Regenpause an einem Schuppen merkte, daß ich falsch bin. Ich hätte im Tal bleiben müssen. 500m zurückgehen und alle Höhe wieder verlieren erschien mir als nicht sehr verlockend. Lieber habe ich mir selber einen Weiterweg gesucht. Der führte anfangs auf breiten Forststraßen stetig aufwärts, später auf schmalem Pfad die Höhe haltend ins Längental.

An der hinteren Längentalalm habe ich nochmal einen Schauer ausgesessen. Der Ausschank war geschlossen, in der Wasserstelle hätte es gekühlte Getränke zur Selbstbedienung gegeben. Von dort ging es auf schmalen Pfaden an der Probstenwand vorbei hoch zur Probstenalm. Leider war der Weg zur Quelle wegen Erosion gesperrt, so daß ich nur kurz auf der Bank hinter der Alm gerastet und eine Sonne zwischen den Regen genossen habe. Wasser gab es dann ein wenig höher am Bach.

Weiter ging es stetig bergauf bis zum von Lenggries kommenden Weg unterhalb der Achselköpfe. Hier grasten gerade die Steinböcke, die sich sonst wohl an der Tutzinger Hütte fotografieren lassen.

zahme Steinböcke
Zahme Steinböcke

Mein Tagesziel war die Schutzhütte direkt unterhalb des Gipfels der Benediktenwand. Die hatte ich mir vorher im Internet angesehen und sie schien mir brauchbar für ein Biwak. Spannend war daher, ob ich den Ostaufstieg zur Benediktenwand würde gehen können. Der ist im OSM als roter Weg und im Wanderführer als Variante über Klettersteig eingezeichnet. Ein Klettersteigset hatte ich keines dabei. Wie sich herausstellte, war der Weg erst vor kurzem neu mit Sicherungen versehen worden (eine Tafel weist darauf hin). Wegen der Nässe war er recht rutschig und ich bin nur langsam vorangekommen ohne mich in die Sicherungen hängen zu müssen.

Weg im Nebel auf der Benediktenwand Salamander

Mein erster Salamander der Tour

Oben auf dem Plateau windet sich der Weg sehr schön durch die Felsen, besonders wenn man wie ich im Nebel nicht viel davon sieht. Hier ist mir auch zum ersten mal auf der Tour ein schwarzer Salamander begegnet.

Insgesamt hatte ich durch mein anfängliches Orientierungsproblem einen schönen direkten Aufstieg zur Hütte gefunden, der denen in den Wanderführern in nichts nachsteht. Die Hütte war menschenleer und die umlaufende Bank reichte mir zum liegen aus. Sie hat auch eine Tür und Fenster, durch die man nichts mehr erkennen kann, die aber den Nebel draußen halten. Fernsicht gab es keine, vielleicht morgen früh.

Hütte am Gipfel der Benediktenwand Innenansicht
GPS: 47.652940, 11.465790

mit Kunst


- Etappe 3   Benediktenwand ↣ Rißsattel

Morgenpanorama Benediktenwand
360 Grad Morgenpanorama Benediktenwand

Zum Sonnenaufgang bin ich kurz mal auf den Gipfel geflitzt um ein Rundumbild zu machen. Ich habe eine 360 Grad Kamera, die ich auf meinen Wanderstock schraube, hochhalte und mittels Bloothoth-Sender fernauslöse. Leider hatte sie sich in dem Film-Modus gestellt, ohne daß ich das die ersten Tage bemerkt habe. Wegen der geringeren Auflösung der Filme gibt es hier nur ein kleines Panorama als Vollbild.

Viel Zeit zum schauen habe ich mir nicht gegönnt, denn es war ziemlich kalt und ich hatte nicht viel an. Danach wieder völlig verfroren in den Schlafsack und weitergeschlafen. Zur normalen Aufstehzeit um 7 Uhr war schon wieder alles im Nebel.

Hütte und Kreuz
Morgennebel

Vom Gipfel aus bin ich den Weg nach Westen abgestiegen und habe damit die Überschreitung komplett gemacht. Nach 100 Höhenmetern Abstieg lichtete sich der Nebel und die Sonne kam durch. Kurz vor der Glaswandscharte treffe ich wieder auf den offiziellen Wanderweg. Entlang des Glasbachs bieten sich viele Badegelegenheiten, ich kühle mir erst unten am Wasserfall die Beine. Mittlerweile brennt die Sonne, so daß eine Bank im Schatten genau das Richtige ist.

.
Glasbach 1 Glasbach 1
Glasbach 3 Glasbach Wasserfall
Glasbach mit Badegumpen und Wasserfall

Nach Jachenau gibt es mal wieder einen Hinweis auf das ferne Venedig. Dem Wegweiser folgend geht es auf breiten Wegen über Laineralm und Luitpolderalm zum Rißsattel. Die Hochfläche ist sehr sumpfig und von einigen kleinen Bächen durchzogen, aus denen ich mein Wasser für den Abend abfülle. Ich möchte noch oben auf der Kante zelten, weil das Tal unten als Naturpark markiert ist. Am Weg, der an der Hangkante entlangführt, finde ich was schönes und sichtgeschütztes.

Zelt am Rißsattel GPS: 47.564755, 11.429994
Erste Übernachtung im Zelt

- Etappe 4   Rißsattel ↣ Filztal

Ich habe gut geschlafen ohne von Kühen oder Menschen gestört zu werden. Der Abstieg zieht sich ein wenig, weil man den Talboden schon von ganz oben sieht und nach Süden kaum vorankommt.

Rißtal
Abstieg fast geschafft

Unten angekommen brennt schon wieder die Sonne. Ich gehe solange wie möglich im Wald links neben der Straße. Im Schatten hat sich noch lange die Kühle der Nacht erhalten. Vor dem Hang biegt dann auch der letzte Waldweg zu der am Wochenende stark befahrenen Straße ab und man ist gezwungen, auf Asphalt zu laufen. Aus einem Seitenbach hole ich mir unter einer Brücke frisches Wasser. Erst nach dem zweiten Parkplatz kann man der Straße wieder auf der anderen Flußseite entfliehen. Den Motorradlärm hört man trotzdem. Der endet erst, nachdem man im Johannistal angekommen ist.

Minimalziel ist heute der kleine Ahornboden. Von dort will ich morgen auf die Birkkarspitze, wo ich die Schutzhütte für einen Aufstieg bei Sonnenaufgang nutzen möchte. Auch diese Hütte hatte ich mir vorher angesehen.

Johannistal Herman Barth Denkmal

Herman Barth Denkmal

Vor dem kleinen Ahornboden gibt es rechterhand viele Stellen, wo man ungesehen übernachten könnte, später regieren wieder die Kühe. Erst als ich im Filztal an einer Stelle bin, wo das Tal enger wird und die Bäume aufhören, beginne ich mit der Zeltplatzsuche. Ich lasse mir viel Zeit, die optimale Stelle zu finden, bis es anfängt zu regnen und es sehr schnell gehen muß. Leider ist mein erster perfekt sichtgeschützter Platz viel zu wellig, wie ich erst beim Probeliegen herausfinde und ich ziehe nochmal um. Am neuen Platz kann ich von aufmerksamen Wanderern auf dem Weg entdeckt werden, aber es wird schon niemand vorbeikommen. Wegen Regen gab es nur kalte Küche. In der Nacht höre ich Kuhglocken von talauf- und abwärts, aber niemand kommt mich besuchen.

Zelt im Filztal GPS: 47.422732, 11.454298
Der Weg ist in Sichtweite.

- Etappe 5   Filztal ↣ Schlauchkarsattel

Ich stehe früh auf, weil ich nicht noch gesehen werden möchte. Nach dem Frühstück ist es nur ein kurzer Weg bis zum Karwendelhaus. Ich halte mich nicht lange auf, mache von außen ein Foto und folge Wanderern, die ins Gebirge aufsteigen.

Karwendelhaus
Die Leitern gehören nicht zum Weg!

Die ersten paar Meter durch die Lawinensicherungen über der Hütte sind bestimmt als Abschreckung für zu unbedarfte Wanderer gedacht. Nachdem der Weg um die Ecke ins Schlauchkar abgebogen ist, wird er wieder normal. Weil ich die Beschreibung nicht richtig im Kopf hatte, ging ich ein Stück Richtung Hochalmkreuz und quere dann wieder auf den Weg.

Gemse
Ich werde beobachtet

Weiter oben liegt noch viel Schnee, selbst auf der Südseite vom Paß. Mir kamen einige Leute auf den Schneefeldern entgegen, ich selber habe mich, wo möglich, lieber im festen Fels hochgekämpft.

Schlauchkar Schlauchkar von oben

... und von oben

Nachdem ich mir angesehen hatte, daß auch der Abstieg morgen über große Schneefelder führen würde, mußte ich erst zwei mal auf dem Sattel hin und herlaufen, bis ich die Hütte fand.

Schlauchkar Südblick Schlauchkarhütte gefunden

Ah!, die Hütte

Mit kleinem Vorraum und Doppeltür ist die Hütte sehr gemütlich. Für Notfälle lagen drei Isomatten auf den Bänken und eine dünne Decke war auch vorhanden. An diesem Tag kam niemand mehr vorbei und ich hatte die Hütte für mich allein. Wie sich später herausstellte, hatte der Hüttenwirt des Karwendelhauses von einer Besteigung abgeraten, weil auf der anderen Seite noch zuviel Schnee lag. Deshalb sind viele die Umgehung gewandert.

Die Birkkarspitze kam nur ab und zu aus den Wolken, Fernsicht würde ich keine haben. Deshalb verschob ich den Aufstieg auf morgen und genoß die verkürzte Etappe. Eine Weile konnte ich draußen sitzen und in die Gegend schauen, wurde aber mehrmals wieder vom Regen in die Hütte vertrieben.

Schlauchkarhütte Schlauchkarhütte innen
GPS: 47.411677, 11.435343

Gemütlich, breite Bänke, allein

Ich hatte vergessen genügend Wasser mitzunehmen und war froh hinter der Hütte ein Schneefeld zu finden. Leider machte ich den Anfängerfehler, den Schnee bis oben in den Topf zu drücken und den Topf auf den Gaskocher zu stellen. Nach einer Weile roch es komisch. Die Schneeschicht am Boden des Topfes war verdampft und weil der restliche Schnee knapp darüber im Topf feststeckte, fing der Topfboden rot zu glühen an. Titan ist ein schlechter Wärmeleiter. Jetzt habe ich einen Topf mit schönen blauen Anlaßfarben innen und außen. :-)


- Etappe 6   Schlauchkarsattel ↣ Halleranger

Morgenpanorama Birkkarspitze
360 Grad Morgenpanorama auf der Birkkarspitze

Der Wecker klingelte 5 Uhr 30, was einen Tick zu spät war. Die Sonne schien schon, als ich aus der Hütte trat. Zum Einstieg in den Aufstieg muß man mal hoch antreten, danach ist das leichte Kletterei. Als ich oben war, begann schon der Nebel aufzusteigen. Diesmal war ich wärmer angezogen und hatte mehr Muße mir die Gegend anzusehen. Mit 2749m Höhe könnte das für lange Zeit der höchste Punkt der Tour bleiben. Erst am Piz Boé komme ich noch höher.

Birkkarspitze
Auf der Spitze (2749m)

Der Abstieg über die Schneefelder war unproblematisch. Darunter schließen sich lange Schotterhänge an, die ich vorsichtig herunterrutschen konnte, aber die Leute, die mir entgegenkamen, waren nicht zu beneiden. Im Talboden hat der Bach eine große Menge Geröll angeschwemmt. Zwischen den Steinen keimt viel junges Grün ganz unbeeindruckt davon, daß die Chancen zu überleben eigentlich schlecht stehen.

Schneerest Hinterautalboden

Das schmale Rinnsal im Vordergrund ist im Moment alles, was hier fließt

Von der Kastenalm geht der Schotterweg steil den Berg hoch, bis es irgendwann mal mit sanfterem Anstieg Richtung Halleranger weitergeht. Eigentlich hätte ich am schön bebilderten Wegweiser zur Hallerangeralm abbiegen sollen, um auch dem Konkurrenten, der nicht direkt am Hauptweg liegt, eine Chance zu geben. Alpenvereinsbonus bekomme ich ohnehin nicht. Ich folge aber ohne darüber nachzudenken einfach anderen Leuten und komme zum Hallerangerhaus. Eine Reservierung habe ich keine, so muß ich mich erst mal belehren lassen, daß das gar nicht geht. Alle sollen sich in Österreich über eine Webseite vor-anmelden. Als ich wieder gehen will, gibt es doch noch ein freies Bett für mich, das letzte. Es ist in einem 8-Mann Zimmer, wo schon drei Betten belegt sind. Also bleibe ich dort.

Hallerangerhaus GPS: 47.354710, 11.477193
Schlafsaal Hallerangerhaus

Mein Nachbar zur Linken entpuppt sich als älterer Herr, der früher mal einige Jahre ehrenamtlicher Hüttenwart dieser Hütte war. Er ist auf dem Weg von der Isar-Quelle ganz in der Nähe (eigentlich die Quelle des Lafatscher Baches) bis zur Mündung. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns den ganzen Abend über.

Von ihm erfahre ich, daß sich die Besitzer von Halleranger-haus und -alm nicht grün sind, was ich auch schon bei der Anmeldung mitbekommen hatte, als ich nach der Alm fragte. Er weiß viel über die Geschichte des Hauses und erzählt mir über seine Allianzen mit den Swarovskis und der Familie Bosch im Kampf gegen Asphaltierung der Straße von der Kastenalm. Mich interessierte auch seine Meinung, wie es 1924, also weit vor der Machtergreifung der Nazis, zu dem Arierparagraphen in der DAV-Satzung kommen konnte. Ich hatte davon im Bruckmann Reiseführer in einem Einschub zur Dominikushütte gelesen. Er meinte, daß das ja beides Unternehmen mit Zentrum in München waren und daß da Querverbindungen naheliegen. Auf der Alpenvereins-Webseite ist das kurz erwähnt, leider führen die Links auf der Seite nur zu "Hier gibt es nichts zu sehen"-Seiten. Sehr passend! Auch der autobiographische Text von Ludwig Graßler im Bruckmann Bildband liest sich so, als sei das Schlimmste am Krieg eigentlich die Kriegsgefangenschaft danach gewesen.


- Etappe 7   Halleranger ↣ Hall

Lafatscher Joch
Lafatscher Joch

Der Aufstieg zum Lafatscher Joch über die Schotterfelder ist unspektakulär. In der Ferne sehe ich Gemsen. Es scheint die Sonne und oben ist es sehr windig. Ich raste am Joch im Windschatten eines Busches mit unverstelltem Blick auf den Alpenhauptkamm.

Lafatscher Joch Panorama

Von da ab geht es nur noch abwärts. An der Weggabelung entscheide ich mich für den schmalen Hirschbadsteig entlang des Issangers, der bald über traumhafte Wiesen führt.

Issanger Wiese1 Issanger Wiese1
Mehr Blumen pro Fläche geht fast nicht.

In St. Magdalena mache ich kurz Rast und gönne mir eine Erfrischung. Der Weiterweg auf schmalem Pfad beginnt links neben dem Restaurant. Auf dem Fluchtsteig kann man bis zum Ortseingang von Hall auf schön ausgebautem Pfad abseits der Straße laufen. Nach Verlassen des Waldes prasselt die Sonne dann ungehindert herunter. Ich nehme den kürzesten Weg über Absam Richtung Schwimmbad. Auf dem kleinen Zeltplatz daneben baue ich im Schatten einer Hecke mein Zelt auf.

Zelt Camping Hall GPS: 47.285430, 11.496484
Hinter der Hecke ist das Freibad.

Beim Einchecken bekomme ich gratis eine Eintrittskarte für das Bad und weil ich nach dem Bus für den nächsten Tag frage, auch eine Gästekarte der Region Hall-Wattens für kostenlose Nutzung des Nahverkehrs. Sowohl auf dem Zeltplatz, im Bad als auch gestern auf der Hütte muß ich meinen Impfpaß zeigen, den ich auf Papier ausgedruckt habe. Nur damit gibt es Zugang.

Erste Priorität nach dem Zeltaufbau hat für mich das Bad. Der Tag war sehr heiß und das Bad ist dementsprechend voll. Ich bin mit der aktuellen Bademode nicht vertraut und widme wie immer einen schwarzen Slip zur Badehose um, weil ich keine extra Badehose mitschleppen will. Das reicht normalerweise aus, um an einer menschenleeren Küste mal ins Meer springen zu können. Auch im vollen Freibad nimmt niemand daran Anstoß. Ich habe erst das Becken am Sprungturm fast für mich allein, weil es das kältere ist und teste später auch mal das vollere warme Becken. Kurz vor Badschließung verschwindet die Sonne dauerhaft in Wolken über den Bergen und ich gehe einkaufen.

Am MPREIS komme ich gerade an, als die Kollegin zuschließen will. Sie gibt mir noch eine Minute und ich rausche durch die Gänge und nehme mit, was ich rechts und links zu fassen bekomme. Schnell zum Lidl, dort habe ich 12 Minuten mehr Zeit und kann gezielter auswählen. Der Abend ist gerettet, zurück auf dem Zeltplatz gibt es Nudeln mit Pesto und Rotwein.

Ich bekomme abends noch eine Mail von der Lufthansa, daß sie meinen Rückflug von Venedig am 1.8. Nachmittags gestrichen haben. Sie bieten mir stattdessen einen Flug an, der 22.20 Uhr in Berlin ist. Was soll ich da um diese Zeit? Ich habe keine Lust, mich damit zu beschäftigen.

Ich bin am tiefsten Punkt vor Belluno angekommen und morgen geht es wieder aufwärts.


- Etappe 8   Hall ↣ Naviser Jöchl

Für den Weiterweg gibt es ein großes Bündel an Optionen: Gipfel- oder Talweg? Bus und Lift oder nicht? Schießplatz?

Normalerweise führt der Traumpfad an der Lizumer Hütte durch militärisches Sperrgebiet. Alle Führer weisen darauf hin, daß dieses Gebiet bei scharfem Schießen tagsüber geschlossen wird, behaupten aber, daß das sehr selten geschieht. Alternativen bietet kein Führer an. Ich hatte mir in der Vorbereitung in Deutschland die Sperrpläne heruntergeladen, die jede Woche hier veröffentlicht werden. Den Monat davor war jeden Tag außer Sonntag Scharfschießen. So auch in der Woche vom 5.-11.7. . Gibt es bald Krieg?

Dummerweise kam ich mitten in der Woche dort an. Deshalb plante ich, den Schießplatz zu umgehen. Leicht würde das nicht werden, denn der Schießplatz füllt das ganze Tal aus. Mein Plan war, die im Cicerone beschriebene Variante zur Geraer Hütte zu gehen und von dort über die Alpeiner Scharte wieder auf den Hauptweg zu gelangen. Ich würde tagelang von der Traumpfad-Route abweichen müssen.

Hall
Sonne in Hall, Wolken im Gebirge

Am Morgen liegen beide Gebirge im Norden und Süden in dichten Wolken. Nur in Hall scheint die Sonne. Wenn ich auf den "Seven Tuxer Summits" keine Aussicht habe, brauche ich auch nicht zur Glungezerhütte aufzusteigen (oder zu schweben :-) ). Ich entscheide mich, mit dem Bus nach Tufles zu fahren, eine Seilbahn bis zur mittleren Station zu nehmen, zur Voldertalhütte abzusteigen und am Naviser Löchl mit der Umgehung des Schießplatzes zu starten.

Tufles Lift
Auf geht's!

Gesagt, getan. An der zentralen Bushaltestelle habe ich noch 40 Minuten Zeit und unternehme einen Abstecher zum Fluß. Eine überdachte Holzbrücke führt darüber. Auf der anderen Seite mache ich auf der Bank zweites Frühstück.

Der Busfahrer sieht sich meine Gästekarte der Region Hall-Wattens an, als sähe er sie zum ersten Mal und meint, sie gilt hier nicht, weil Tufles außerhalb von Hall liegt. Was laut Webseite nicht stimmt, aber ich streite mich nicht um 2,60 €. Dafür bekomme ich am Lift einen Euro Ermäßigung.

Der Abstieg zur Voldertalhütte ist bequem zu gehen. Eine Weile kann man nach der Hütte noch auf schmalem Pfad neben dem Bach laufen, bis der Weg wegen Steinschlag gesperrt ist und man ein Stück zurück auf den Forstweg gehen muß. Der führt mich dann bis fast auf den Sattel.

Hexnbrundl Naviser Jöchl

Am Naviser Jöchl

Vom Naviser Jöchl steige ich nach Süden ab (der Traumpfad führt den Kamm entlang nach Osten). Kurz nach dem Paß finde ich zwischen großen Blöcken einen geschützten, ebenen Platz. Weiter abzusteigen birgt das Risiko von Kühen. Ich kann schon die nächste Alm unter mir sehen. Also schlage ich hier mein Zelt auf.

Zelt unter Naviser Jöchl GPS: 47.165218, 11.566422
Mein Nachtlager

- Etappe 9   Naviser Jöchl ↣ Tote Böden

Die Nacht ist ruhig. Am Morgen bleibt mein Zelt lange im Schatten des Felsblocks und wird deshalb nicht komplett trocken, obwohl die Sonne scheint. Am Gästehaus der Alm unter mir dreht ein Holzmännchen am Rad.

Wassermann
Ein unermüdlicher Kurbler

Die erste Hälfte des Tages habe ich damit zu tun, das Navistal zu umrunden. Über die Zehenteralm geht es bis zur Peeralm ein Stück nach unten, von wo man ohne weiteren Abstieg das Tal umrunden kann. Auf der anderen Seite geht es über Poltalm zur Stöckalm und von da steil den Berg hinauf.

Navistal von Norden Navistal von Süden

... und da komme ich her (rechts der Berg mit Stein drauf)

Im Talgrund berührt man kurz Militärgebiet. Zwei Jeeps fahren an mir vorbei und ich sehe einen Hubschrauber. Mehr militärische Aktivitäten nehme ich nicht wahr. Auch keine Schüsse.

Unter einer Sitzbank fast am tiefsten Punkt finde ich eine ungeöffnete Mini-Flasche Gaudi-Max Sahnelikör. Die kann noch nicht lange da liegen. Ist sicher ein ekliges Zeug, aber ich nehme sie trotzdem mit. Gefundener Gaul und so. :-)

Sperrgebietsschild Schlange

Ist gefährlich ?

Am Kreuzjöchl treffe ich wieder auf die Grenze des Militärgebietes. Ich wollte 600m weiter östlich auf einer Rippe steil nach Süden ins Tal zur Kluppenalm absteigen. Von da über Ladins und Kasern durch das Tal südöstlich von Kasern wieder aufsteigen um auf den Weg zur Geraer Hütte zu kommen. Soweit der Plan. Vor Ort erschien mir der schmale, kaum ausgetretene Pfad steil durch die Wiese abwärts nicht sehr einladend.

Kreuzjöchl Blick nach Kasern

Da runter soll ich?

Mittlerweile war es 15 Uhr geworden, die Schießzeit war zu Ende. Da konnte ich auch weiter durch das Sperrgebiet bis zum Geier laufen und würde viel eher wieder auf den Traumpfad kommen. Ich ging also geradeaus nach Osten.

Blick zum Geier Staffelsee

Staffelsee

Die Gegend wurde sehr trostlos. Übernachten hätte ich hier nicht wollen und ich war etwas in Sorge, daß mir ein großes Schneefeld die Tour vermasseln könnte. Außerdem gab es ein paar Höhenmeter mehr zu bewältigen, aber Kondition hatte ich noch.

Geier Junsee

Junsee

Panorama in Druck-Ausgabe

Am Geier hatte ich einen schönen Blick nach Süden und am Geierjoch war ich schon wieder auf dem Traumpfad. Bis zum Tuxerjoch Haus würde ich es heute nicht mehr schaffen, aber ein Stück mußte ich noch gehen, um aus dem Militärgebiet herauszukommen. Die Schutzhütte links am Weg war abgeschlossen. Auf den Toten Böden gab es einige Terassen, um das Zelt aufzuschlagen. Kühe waren keine zu erwarten.

Zelt Tote Böden GPS: 47.131328, 11.638993
Es braut sich was zusammen.

Von 20 bis 23 Uhr gewitterte es heftig. Ich lag zwar nicht besonders exponiert und hatte noch etwas Hang über mir, zählte aber trotzdem jeden Blitz mit. Ein Einschlag war so nah, daß ich nicht mal "Ei..." von "Einundzwanzig" zählen konnte. Das war sicher näher als 100 Meter. Es goß aus Kannen und ab und zu schüttelten Windböen heftig am Zelt, daß ich Sorge hatte, der Stoff könnte reißen. Das Zelt hat immerhin schon mehr als 15 Jahre auf dem Buckel. Für den Ernstfall lag ich voll angezogen in Regenklamotten im Zelt, damit ich handlungsfähig bleiben würde. Ich war froh, als es endlich vorbei war.


- Etappe 10   Tote Böden ↣ Tuxer Joch Haus

Früh kam die Sonne nur selten zwischen den Wolken durch. Weil ich auf der Etappe zwischen Tuxer Joch Haus und Olpererhütte in der Karte keine schönen Zeltmöglichkeiten gesehen hatte und ein Teil der Strecke Naturpark ist, will ich heute nur bis zum Tuxer Joch Haus. Einen Teil der offiziellen Etappe bin ich ja gestern schon gegangen, so daß das heute einfach werden sollte.

Gschützspitzsattel Panorama
Wolken liegen wie ein Topfdeckel auf dem Gebirge.

Beim Zelt abbauen überholen mich Marion und André, die recht flott unterwegs sind und für 12 Tage nur ein Stück des Traumpfads gehen wollen. Außerdem sah ich in der Ferne das erste Mal Martin, Leo und Jakob, die ebenfalls recht schnell laufen.

Wir begegnen den ersten Murmeltieren. Auch vorher hatte ich schon ihre Baue gesehen, aber unbewohnt.

Murmeltier
Hier sind die Murmeltiere nicht besonders scheu.

Nach Abstieg zum Wasserfall geht es auf breitem Weg weiter bis links der Pfad zur Hütte abzweigt. Auch im Tuxer Joch Haus gab es wieder Erstaunen, daß ich nicht reserviert hatte und ich bekam das "letzte Bett". Ich bin in einem 8-Bett Zimmer mit Martin und noch zwei weiteren.

Wasserfall Tuxer Joch Haus
GPS: 47.098874, 11.649531

Tuxer Joch Haus am nächsten Tag

Durch die frühe Ankunft vor 14 Uhr habe ich ungewohnt viel Zeit. Ich sitze auf der verglasten Veranda und komme mit Leo und Jakob ins Gespräch. Sie waren an ihren außen am Rucksack hängenden Kletterhelmen unschwer als Schiara-Geher zu erkennen. Für ihr teuer gekauftes Teewasser habe ich die passenden Teebeutel. Später kommt auch noch Martin dazu, ebenfalls aus Dresden.

Ich hatte wegen des Gewitters letzte Nacht einigen Schlaf nachzuholen und ziehe mich frühzeitig ins Bett zurück. So verpasse ich, was uns der Hüttenwirt zur fehlenden Brücke auf der nächsten Etappe zu sagen hat. Dummerweise höre ich vor dem Einschlafen noch Musik und bin dadurch wieder so aufgedreht, daß ich nicht einschlafen kann. Ich liege trotz Ohrstöpseln die ganze Nacht wach.


- Etappe 11   Tuxer Joch Haus ↣ Olpererhütte

Friesenbergscharte voraus
Friesenbergscharte voraus links neben dem Gletscher (Aber erst mal geht's durch das Tal).

Heute soll die Fiesenbergscharte durchschritten werden, was aufgrund der Schneeverhältnisse dieses Jahr noch eine Herausforderung ist. Zudem fehlt für den Aufstieg eine Brücke über den Abfluß vom Teich südlich des Spannagelhauses. Wir wollen uns die Stelle mit der fehlenden Brücke auf jeden Fall ansehen und müssen dann improvisieren.

Spannagelhausbruecke fehlt Schneefeld Spannagelhausbach

und das Schneefeld oberhalb sieht auch nicht gut aus

Ich gehe mit meinen drei Bekanntschaften vom Vortag zusammen los. Berg runter halte ich das hohe Tempo noch durch, aber am Anstieg hängen sie mich ab. Kurz hinter dem Spannagelhaus sieht man die Bescherung: Da komme ich nicht drüber. Die drei haben es geschafft weiter unten über den Fluß zu queren. Das sah nicht einfach aus, deshalb versuche ich mein Glück weiter oben. Dort reicht das Schneefeld noch komplett über den Bach. Alleine traue ich mich aber nicht, denn wenn man einbricht, fällt man bestimmt ein ganzes Stück.

Ich sehe auf der Karte, daß weiter oben die Zufahrtsstraße zum Lift den Bach quert und von dort ein Weg zur Friesenbergscharte geht. Am Lift gerate ich in den Sommerski-Trubel. Bunt gekleidete Skifahrer kommen in Scharen den Gletscher runter, um sich vom Lift wieder hinaufbringen zu lassen. Ich biege auf meinen Wanderweg ab und muß bald feststellen, daß er von steilen Schneefeldern verdeckt wird, über die in letzter Zeit niemand gegangen ist. Ich stehe lange vor dem ersten Schneefeld und überlege, was ich tun kann. Letztendlich klettere ich über Felsen und Geröll mühsam neben dem Schneefeld ins Tal. Dort setze ich mich erst mal hin und verschnaufe.

Abstieg vom Lift
Mein Weg ging rechts von den beiden mittleren Lift-Pfeilern auf Fels und Geröll ins Tal.

Nach einer Weile sehe ich jemanden genau an der Stelle stehen, wo ich vor einer Stunde gezögert hatte. Er hat wie ich schwarze Sachen an und ich fühle mich an Harry Potters Zeitschleife im dritten Teil erinnert. Nach ebenfalls langem Verharren am Einstieg quert mein Alter Ego Schneefeld um Schneefeld und braucht dafür 10 Minuten. Hut ab!

mein Alter Ego hat es fast geschafft Alter_Ego 2 mein Alter Ego geht los
Mein Alter Ego quert die Schneefelder von rechts nach links.

Irgendwann verliere ich ihn aus dem Blick und sehe ihn nie wieder. Auch die anderen wissen nichts von einem einzelnen Wanderer in schwarz.

Gletscherrest
Dieser Schutthaufen ist übrigens der Rest eines Gletschers, von dem ständig Steine ins Tal poltern!

Bergauf versuche ich mich von den Schneefeldern fernzuhalten, was ganz am Schluß nicht mehr funktioniert. Zur Scharte muß man nochmal über ein recht steiles Schneefeld und kurz vorher breche ich am Ende eines Schneefeldes mal mit einem Bein durch. Ich komme mit ausgestreckten Zehen gerade so auf den Grund. Kein Problem also, nur naß.

Panorama in Druck-Ausgabe
Der Ausblick von der Scharte ist überwältigend!

Der Abstieg erfolgt ausreichend gesichert erst über Geröll und dann auf dem Berliner Höhenweg über einen Wiesenpfad.

Friesenbergscharte Abstieg Schlegeisspeicher

Schlegeisspeicher

Weil die Olpererhütte laut Wanderführer häufig ausgebucht ist und wir Corona und Wochenende hatten, rechnete ich nicht mit einer Unterkunft dort. Martin hatte angerufen und nichts mehr bekommen. Stattdessen wollte ich zur Dominikushütte absteigen und entweder dort übernachten oder in der Nähe zelten. Das Naturschutzgebiet ist dort zu Ende. Weil ich mir den Weg nicht richtig eingeprägt hatte und dachte es gäbe noch einen direkten Abstieg vom Berliner Höhenweg zur Dominikushütte, lief ich am Abzweig zum Friesenberghaus vorbei. Als ich meinen Fehler bemerkte, war ich schon auf halbem Weg zur Olpererhütte und wollte nicht wieder umdrehen. Es sah also nach Verlängerung aus.

Der Höhenweg hat viele Zuflüsse des Schlegeisspeichers zu queren, die immer wieder überraschend vor einem auftauchen. Teilweise sind die gut ausgetretenen Schneefelder über die Zuflüsse schon recht brüchig und nicht ganz ungefährlich.

An der Olpererhütte angekommen, frage ich ohne große Hoffnung nach einem Bett. Auch diesmal war das Glück auf meiner Seite. 3 Leute hatten abgesagt und die anderen auf diesem Zimmer waren noch nicht erschienen. So kommt es, daß ich in dieser Nacht ein 10-Bett-Zimmer für mich alleine habe.

Olpererhütte GPS: 47.042016, 11.688348
Links unten wohne ich.

- Etappe 12   Olpererhütte ↣ Stein

Ich schlafe diesmal sehr gut. Nach dem Frühstück breche ich mit Leo und Jakob gemeinsam auf. Die heutige Etappe ist kurz und für mich nicht sehr anstrengend, weil sie meist eben oder abwärts geht. An den wenigen Anstiegen warten die beiden auf mich, was mir sehr recht ist.

Kurz nach dem Start rutsche ich auf lehmigem Boden aus und falle der Länge nach auf Hintern und Rücken. Ich laufe ohne Probleme weiter und erst abends merke ich, daß ich beim Liegen auf der rechten Seite und auch beim tief Luft holen Schmerzen habe und etwas im Rippenbereich knick-knack macht. Selbst anderthalb Monate später spüre ich es noch. Tagsüber behindert mich das glücklicherweise nicht.

Rückblick zur Olpererhütte Schlegeisspeicher morgens

Zum letzten Mal der Schlegeisspeicher

Die Berge sind heute mit Wolken bedeckt, manchmal nieselt es leicht. Bis zum Pfitscher Joch Haus sind drei Bäche zu queren, wo es in der letzten Zeit wohl Todesfälle bei Bachüberschreitungen im Sommer gegeben hat: Unterschrammbach, Oberschrammbach und Zamser Bach. Über den ersten führt eine Brücke, beim zweiten weisen viele Markierungen auf den richtigen Weg hin, der nicht über die glatten Platten führt, und der dritte war auch problemlos zu überqueren.

Oberschrammbach 1 Oberschrammbach 2
Leo bei der Überschreitung des Oberschrammbachs.

Am Pfitscher Joch überqueren wir die Grenze zu Italien und das Klischee wird wahr: In Italien scheint die Sonne! Weil es sehr windig ist, suchen wir uns in der Nähe einer Bunkerruine ein geschütztes Plätzchen für die einzige Rast auf der Etappe.

Pfitscherjoch Nordblick Pfitscherjoch Südblick

Italien

Von da an geht es steil abwärts, am Schluß durch Wald hinunter nach Stein. Im Gasthof Stein frage ich nach einem Quartier und kann in dem Zimmer unterkommen, das Martin schon im Voraus gebucht hatte. Er kommt heute von der Dominikushütte, wo ich eigentlich letzte Nacht schlafen wollte. Ich setze mich auf die Terrasse vor dem Haus und genieße in der Sonne ein Bier. Häufig kommt die Dorfjugend mit einem Hühnerschreck vorbeigeknattert. Für die Jüngeren: das ist ein Fahrrad mit benzinbetriebenem Hilfsmotor (so was wie ein e-Bike in alt ;-) ).

Am Abend gehen alle Traumpfadwanderer bis auf mich noch in die Dorfkneipe, um das EM-Finale Italien gegen England zu gucken. Spoiler: Italien gewinnt. Der Gasthof Stein hat keinen Fernseher. Ich höre wieder Musik und kann wieder nicht einschlafen. In meiner Not lege ich mich um 5 Uhr im Schlafsack auf die Bank vor dem Haus und kann noch eine Stunde lang wegdämmern. Ich muß unbedingt wieder draußen im Zelt übernachten! Da schlafe ich immer ein, obwohl natürlich der Schlaf wesentlich leichter ist und ich bei jedem Umdrehen kurz aufwache.

Gasthof Stein GPS: 46.979477, 11.633455
Martins Bild vom Gasthof Stein

- Etappe 13   Stein ↣ Pfunders

Vom Gasthof Stein geht es nach Osten, nicht weit vom gestrigen Weg entfernt, nur auf der anderen Talseite. Bald bietet sich eine Möglichkeit in einer Linkskurve geradeaus den Fahrweg zu verlassen. Ich gehe den Pfad ein paar Meter bis zu einer Stelle, wo mir ein Bach und ein umgestürzter Baum im Weg stehen. Mir wird klar, daß der Weg nicht gepflegt wird und ich kehre um und laufe auf dem Fahrweg weiter. Einige Autos überholen mich und auch die Parkplätze sind voll.

Nach der Brücke über den Pfitscher Bach wird der Weg schmaler. Am Gliderbach entlang geht es über Wiesen bergauf. Hier überholen mich Leo und Jakob, aber heute habe ich keine Ambitionen mitzuhalten. Im Gegenteil mache ich häufig Pausen und genieße die Sonne.

Schneefeld Gliderbach 1 Schneefeld Gliderbach 2
Schneefeld am Gliderbach

Im Führer wird vor einem Schneefeld über einen Zufluß der Gliderbaches gewarnt, das man oberhalb umgehen soll. Ich kämpfe mich den steilen Hang hoch, kann den Bach in der ein Meter breiten Ritze zwischen Fels und Schneefeld aber erst recht nicht überqueren. So gehe ich wieder zurück und überquere das Schneefeld, wo es einigermaßen waagerecht ist.

Gletscherrest 2
Es war einmal ein Gletscher

Weiter oben treffe ich auf ein Pärchen, die ich aus den Erzählungen der anderen schon kannte und die dort "Vater und Sohn" genannt wurden. Sie sind ebenfalls langsam unterwegs, laufen am Schluß aber noch vor mir. An der Gliderscharte versperrt eine große Schneewächte den Weg, die gefahrlos zu überqueren ist. Von hier geht es bis Niedervintl nur 1800 m stetig abwärts.

Gliderscharte Rückblick Grindbergsee

Grindbergsee

Die nächste Rast mache ich am Grindbergsee, wo ich dem Eis beim Schmelzen zusehe. Ab der unteren Engbergalm geht es auf dem Wirtschaftsweg schnell voran, aber der Weg ist noch lang. In Dun gehe ich ein Stück hoch auf die andere Talseite, um nicht auf Asphalt laufen zu müssen. Da steht auch eine Bank, auf der ich mich mal kurz hinlege und die schmerzenden Füße entspanne.

Pfunderer Tal
Pfunderer Tal

Ich habe noch keine Ahnung, wo ich heute Abend schlafen werde. Die Gegend ist stark zersiedelt. Alle waagerechten Flächen werden genutzt und weiter hinten im steilen, engen Tal werde ich nichts finden. Meine Hoffnung, ich könnte vielleicht neben dem Albergo Brugger zelten, zerschlägt sich, als ich das enge Gelände direkt am Fluß sehe. Für eine Zeltübernachtung möchte ich mir im Laden neben dem Dorf-Treff noch ein Bier holen, komme aber 5 Minuten zu spät. Der Laden schließt 18:30 Uhr.

Der Track von Outdooractive geht weiter vom Dorf-Treff auf der rechten Seite des Pfunderer Bachs, die anderen 3 Tracks gehen auf der linken Bachseite auf der Straße. Sehr vertrauenserweckend sieht der Outdooractive-Track an der Stelle nicht aus, er geht über Stellen, an denen es in Open Street Map keinen Weg gibt. Ich probiere ihn trotzdem, gehe auch mal querfeldein und lande am Schluß auf einem Grundstück mit "Betreten verboten" Schild. Ich möchte auf keinen Fall einen Hund am Bein haben und gehe wieder zurück. Auch der "Höfeweg" endet im Nirgendwo. Ich kann einfach den Pfunderer Bach nirgends überqueren. Eine Stunde später stehe ich frustriert wieder am Dorf-Treff und suche reumütig den Weg zur Straße.

Im engen Tal zwischen Straße und Bach gibt es wie erwartet keine Zeltplätze. Irgendwann wird das Tal wieder weiter und auf einer Wiese rechts neben der Straße steht eine kleine Holzhütte mit ausladenden Büschen daneben. Gerade groß genug, um Sichtschutz für die Straße und die Häuser am gegenüberliegenden Hang zu bieten. Das könnte mein Zeltplatz werden.

Zelthütte Pfunders Zelt Pfunders
GPS: 46.878445, 11.718872
Gut versteckt hinter dem Schuppen

Nachdem ich die vielen Schnecken auf meinem zukünftigen Schlafplatz umgesiedelt hatte, hörte ich es in der Hütte rumoren. Der Bauer räumt Bleche von einem Ende ans andere? Ich hatte ihn nicht kommen hören und er hatte mich nicht gesehen. Mit dem Zeltaufbau warte ich, bis er fertig ist, um keine unangenehme Überraschung zu erleben. Danach habe ich eine ungestörte, erholsame Nacht.


- Etappe 14   Pfunders ↣ Roner Alm

Ein Stück unterhalb meines Schlafplatzes kann ich endlich die Hauptstraße verlassen und rechts vom Bach weiterlaufen. In Weitental hole ich mir im Supermarkt alles für ein zweites Frühstück und bekomme an der Kasse einen München-Venedig Aufkleber in die Hand gedrückt. Scheint mir an der Stirn zu stehen, daß ich da lang will. :-)

Die Supermarkt-Erdbeeren waren köstlich! Als ich losgehe, kommt gerade Martin vorbei und ich laufe mit ihm nach Niedervintl. Ich kann dort im Supermarkt keine Marmeladennäpfchen finden und suche den zweiten Supermarkt, der in Open Street Map neben der Polizeiwache eingezeichnet ist. Vergeblich, den gibt es schon lange nicht mehr, wie mir ein älterer Herr versichert. Martin ist unterdessen schon mal weitergegangen.

Nach der Brücke über die Rienz heißt es die ganze verlorene Höhe zurückzugewinnen. Im Wald geht es stetig bergauf. Die Forstweg-Serpentinen lassen sich ab und zu durch Wanderweg-Serpentinen abkürzen. An manch entscheidender Stelle fehlen Wegzeichen und es ist schwierig, den optimalen Weg zu finden. Ich schaue häufig auf das GPS. Ab und zu gibt es kurze Schauer, die ich unter Bäumen aussitzen will. Obwohl ich in meiner Regenkleidung nichts weiter als Gesicht und Hände zu verteidigen habe, bin ich gut beschäftigt, die aggressiven Mücken abzuwehren.

Holzstapel Roner Alm

Roner Alm

An der Roner Alm ist der größte Anstieg geschafft. Weil ich kurz unter dem Regendach im trockenen sitzen und Wanderführer lesen möchte, stelle meinen Rucksack ab und überlege, ob sie geöffnet ist. Sie sieht aus wie ein teures Wellness Hotel, aber ich frage trotzdem nach einer Übernachtung. Ich bekomme für 75 Euro ein Bett mit Halbpension, in einem sehr schicken 8-Bett Schlafsaal unter dem Dach mit schön eingerichteten Schlafkabinen, den ich für mich alleine habe. Das ist fair und nur wenig teurer als die Hüttenpreise ohne DAV-Nachlass, die ich bisher gezahlt hatte. Ich hätte sogar kostenlos in die Sauna gehen können, wenn die nicht schon um 18 Uhr zugemacht hätte. Ich mußte Prioritäten setzen und Wäsche waschen.

Koje Gothic
GPS: 46.783380, 11.754430

Gleich kommen die Orks!

Kurz nachdem ich angekommen war, brach ein heftiges Gewitter los. Ich war heilfroh im Trockenen zu sitzen und einen Blitzableiter auf dem Dach zu haben. Der Blick aus dem Fenster erinnert wegen der Palisadenzäune etwas an Gothic (das Spiel).

Es sind nur ein Dutzend andere Gäste in der Alm, der Koch kann sich also voll auf uns konzentrieren. Das Abendessen ist ein Genuß!

An einigen Stellen fehlt dem Hotel noch etwas der Feinschliff. Etwa daß WLAN nicht im Speisesaal, der Bar oder im Zimmer sondern nur in einer kleinen Fläche in der Lobby existiert, wo das Licht durch Bewegungsmelder Richtung Tresen eingeschaltet wird und Surfer auf dem Sofa schnell im Dunklen sitzen.


- Etappe 15   Roner Alm ↣ Maurerberghütte

Heute gilt es erst Mal zwei Stunden Weg bis zum gestrigen Etappenziel Kreuzwiesenalm aufzuholen. Nach der Roner Alm stehen auf dem Weg einige Großplastiken mit christlichen Motiven, wahrscheinlich über die Evolution. :-)

Plastik 1 Plastik 2
Kunst in der Landschaft
Panorama in Druck-Ausgabe
Realität und Abbild

Manchmal lichtet sich der Nebel und die Sonne kommt durch. Dann kann man auf der waldlosen Hochfläche weit blicken. An einem Wegweiser kann man sich zwischen den Wegen 2A und 11 zur Kreuzwiesenhütte entscheiden. Ich nehme die 2A bergauf.

Kreuzwiesen Alm

An der Kreuzwiesenalm angekommen ist der Nebel dichter geworden. Ich verzichte auf die Besteigung des Campills, weil man vermutlich oben auch nichts sehen wird. Am Jakobsstöckl bin ich wieder auf dem Traumpfad. Ohne Rast geht es an der Wieseralm vorbei. Der Glittner See lädt ein zur Photo-Session mit Schwänen, Holzhäuschen und Glaskugel auf dem Wasser, wofür auch immer die gut ist.

Schwanensee 1 Schwanensee 2
Schwanensee

Vor der Maurerberghütte fängt es an zu regnen. Ich habe keine Lust, im Regen weiterzuwandern und womöglich wieder in ein Gewitter zu geraten. Deshalb beschließe ich nach einer Übernachtung zu fragen und die Etappe abzubrechen. Es ist nicht viel los, am Tresen sitzen nur zwei Einheimische. Abends kommen noch zwei Übernachtungsgäste dazu, aber am Abendbrottisch bin ich neben den Besuchern der Wirtsleute der Einzige.

Maurerberghütte außen Maurerberghütte innen
GPS: 46.692487, 11.826625
Maurerberghütte

- Etappe 16   Maurerberghütte ↣ Puetzhütte

Früh 6:45 Uhr wache ich auf und bin begeistert vom Ausblick: Die Berge eingerahmt zwischen Wolken und Nebel.

Blick von Maurerberghütte
Morgenblick

Ich krieche wieder ins Bett und beim nächsten Aufwachen umhüllt der Nebel die Hütte und es regnet. Ich lasse mir bis 10 Uhr Zeit und gehe los, als der Regen gerade aufgehört hat. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um die verlorene Strecke wieder aufzuholen.

Am Würzjoch ist einiges los. Der Parkplatz ist voll und viele Tagesausflügler ergießen sich auf den breiten Wegen in alle Richtungen. Es ist immer noch neblig, den Peitlerkofel kann ich erst erahnen, als ich nahe dran bin und der Nebel für Sekunden aufreißt. Auf dem Anstieg zu Peitlerscharte überhole ich andere Wanderer. Das ist der erste steile Anstieg seit langem und ich bin gut drauf.

Auf dem Plateau bin ich wieder in Sorge, vom Gewitter überrascht zu werden und beschränke meine Pausen auf das Nötigste. Auch an der Schlüterhütte laufe ich vorbei ohne anzuhalten. In Wanderführern wird auf die Alpenveilchen auf den Wiesen neben der Schlüterhütte hingewiesen. Ich hatte das überlesen und habe auch keine gesehen. Schade.

Roa-Scharte
Ab jetzt laufe ich auf Höhenweg Nummer 2.

Danach treffe ich das erste Mal auf den Dolomiten-Höhenweg 2, dem ich von nun ab über einige Etappen folgen werde. Die Roa-Scharte sehe ich im Nebel erst, als ich direkt davorstehe. Weil ich den Nives-Klettersteig nicht ohne Ausrüstung gehen möchte, nehme ich von da den Weg 3A Richtung Regensburger Hütte und biege zur Scharte Furcela Forces de Siéles ab. Von da zieht sich der Weg noch lange, bis ich die Puezhütte sehe.

Puez-Weg Felsen im Nebel
Felsen im Nebel

In der Hütte treffe ich auf meine Mitwanderer von vor 4 Tagen, die mich schon abgehängt glaubten. Ich bin rechtzeitig zum Abendessen da und habe meinen Rückstand zum Wanderführer wieder aufgeholt.

Puez-Hütte GPS: 46.590158, 11.829363
Puez-Hütte am Morgen

- Etappe 17   Puetzhütte ↣ Piz Boé

Am nächsten Morgen leuchtet ein blauer Himmel. Ich gehe vor Acht los. Der Blick in den Canyon unterhalb der Hütte ist atemberaubend.

Panorama in Druck-Ausgabe

Über die Crespéina-Hochfläche geht es noch bei klarer Sicht aber am Cir-Joch hängen schon die Nebelschwaden. Es ergeben sich wunderschöne Anblicke von halb im Nebel verschwindenden Felszacken. Hier treffe ich schon auf viele Tagestouristen, die vom Grödener Joch kommen. Es ist immerhin Wochenende.

Panorama in Druck-Ausgabe

Am Joch angekommen beschließe ich, daß es schön wäre, die Nacht auf dem Piz Boé zu verbringen. Das wäre mit 3152 Metern der höchste Punkt der Route. Oben auf dem Gipfel steht eine kleine Hütte, die Capanna Fassa.

Damit ich nicht unverrichteter Dinge wieder absteigen muß, wenn die Hütte voll ist, beschließe ich ganz gegen meine Gewohnheit im Voraus zu reservieren. Ich nutze den Funkempfang am Joch und rufe erst auf der Festnetz-Nummer an, was nicht funktioniert, weil ich die 0 der Vorwahl 0462 nicht mitgewählt hatte. Danach rufe ich die Handy-Nummer an, wo man die 0 bei der Vorwahl 0336 nicht mitwählen muß. Sehr verwirrend. Der Angerufene ist gerade nicht auf der Hütte und schickt mir eine SMS mit der Festnetznummer, durch die ich meinen Fehler begreife. Ich rufe also letztendlich die Hütte an und es ist noch ein Platz für mich frei. Trotz Wochenende! Ich habe wieder mal Schwein gehabt. Jetzt muß ich nur noch da hin kommen.

Am Grödener Joch und beim Anstieg auf die gegenüberliegende Talseite erwischen mich zwei kurze Regenschauer. Jedesmal wechsle ich auf Regenklamotten und zurück, was nervt und aufhält. Vom Joch aus kann man nur durch die Wegführung erahnen wo es durch die anscheinend geschlossene Felswand hoch geht. Die enge Scharte sieht man erst wenn man unmittelbar davorsteht.

Val Setus Eingang Val Setus

Das erste Stück vom Val Setus

Unten geht es meist über Serpentinen auf Schotter. Plötzlich ändert sich der Weg in einen Klettersteig. Ich krame den Führer heraus und stelle fest, daß ich das überlesen hatte. Zum Glück ist es ein einfacher Klettersteig. Ich lege meine provisorische, nur 250g schwere Selbstsicherung an, bestehend aus einer Bandschlinge, einem Stück Seil und einem Karabiner. Ich hatte mir das hier angesehen. Den Brustgurt lasse ich komplett weg. Meine Bandschlinge ist kürzer als die im Video, wodurch sie eng anliegt und fast auf der Hüfte hält. Aber eben nur fast, beim Bewegen rutscht sie doch runter und stört. Ich habe sie mit dem Gürtel oben halten müssen. Beim nächsten Mal werde ich sie mit 2 Klettbändern an den Gürtel anketten. Den Karabiner, der die drei Enden der Bandschlinge zusammenhält, spare ich durch einen gefädelten Sackstich im Seil ein, mit dem ich mich mit Karabiner an den Sicherungen festmache. Alles klar? Wie gesagt, der Klettersteig war leicht und ich habe die Selbstsicherung nur ein einziges Mal verwendet, als mir Leute entgegenkamen und ich warten mußte.

Klettersteig Klettersteig Ende

Oben nach 30 Minuten

Oben kommt man auf einem Plateau heraus, wo an einem See die Pisciadù-Hütte steht. Dort geht es weiter hoch auf die nächste Ebene.

Pisciadu Hütte See mit Aufstieg

Weg zu nächstem Plateau

Die Schneefelder nehmen zu und einmal steige ich auf Blöcken neben einem Schneefeld zu einer Scharte, die sich als nicht die Richtige erweist. Da geht es steil abwärts. Der richtige Weg ist viel weiter rechts über ein großes Schneefeld. Endlich ist ein weiteres Plateau erklommen.

Bildstock Kunst in der Ebene

Oberes Plateau, Kunst in der Ebene

An der Rifugio Boé suche ich im dichten Nebel den Weiterweg. Die Hütte sieht unbewohnt aus, niemand läßt sich draußen blicken. Bestimmt sitzen schon alle an den Abendbrottischen. Es herrscht eine düstere Stimmung, die noch düsterer wird, als ich am Klettersteig (Sentiero attrezzato EEA) feststelle, daß ich den falschen Weg genommen habe. Einen Klettersteig ohne Sicherung möchte ich zum Tagesausklang wirklich nicht probieren, also gehe ich zurück zum Wegweiser und auf der Ostroute zum Gipfel.

Piz Boé GPS: 46.509140, 11.828190
Hütte mit Funk-Reflektor

Endlich schält sich die Hütte mit der markanten Tafel daneben aus dem Nebel, die laut Wanderführer ein Funk-Reflektor fürs Handy sein soll. Es ist 18 Uhr und ich komme wieder mal gerade rechtzeitig zum Essen. Martin ist schon da. Gegenüber im Gastraum sitzen Oli und Patrick, die ich später noch häufig treffen werde. Die Anderen sind unten in der Piscadú- oder der Boé-Hütte.

Die Gaststube ist sehr gemütlich. Ich bin froh, angekommen zu sein. An allen Wänden hängen Textilien und Devotionalien mit Traumpfad-Motiven zum Verkauf. Ich kaufe mir ein hübsches rotes T-Shirt mit dem Streckenverlauf drauf und den Daten vom Piz Boé.

Leider wird die Aussicht am Abend nicht besser, alle Hoffnungen ruhen auf dem nächsten Morgen.


- Etappe 18   Piz Boé ↣ Paso di Fedaia

Die Nacht war sehr unruhig. Es war stockfinster und zwei der Kinder im benachbarten Schlafabteil sind nachts aufgeschreckt und fürchteten sich im Dunkeln. Running Gag ist bei mir für die nächsten Tage "Die kleine Kassandra kann nichts sehen".

Der Blick vom 3152m hohen Gipfel muß phantastisch sein! Leider haben wir auch am nächsten Morgen keinen Ausblick. Es fehlt nicht viel, nach 100 Meter Abstieg haben wir die Wolken hinter uns gelassen.

Ich gehe heute mit Martin zusammen. Kurz nachdem wir den Gipfel verlassen hatten, fliegt ein Hubschrauber zum Gipfel und gleich wieder ins Tal. Was der wohl vorhatte? Ein VIP-Besuch?

Hubschrauber 1
Stippvisite

Die Spitze des Piz Boé bleibt auch später die ganze Zeit in den Wolken versteckt. Am Rifugio Forcella Pordoi machen wir kurz halt. Der Einstieg abwärts in die Scharte geht durch ein mehrere Meter dickes Schneefeld.

Panorama in Druck-Ausgabe

Weiter unten beobachten wir einen anderen Hubschrauber bei der Übernahme eines Patienten aus einem Krankenwagen. Statt das der Krankenwagen an eine Stelle fährt, wo der Hubschrauber daneben landen kann, wurde der Patient umständlich und langwierig aus der Luft aufgenommen. Aber vielleicht habe ich auch nur keine Ahnung.

Hubschrauber 2
Noch ein Hubschrauber

Unten an der Paßstraße trinken wir einen Kaffee, bevor es auf der anderen Talseite wieder aufwärts geht. Nach einem kurzen Anstieg treffen wir an einem Grashang auf einen Modellfliegerverein. Viele Segelflieger kreisen schon in der Luft und immer noch weitere werden gestartet.

Modellflieger
Und noch mehr Fluggeräte

Schon oben auf dem Plateau steckte ein Trupp Helfer einen Kurs über die Schneefelder mit Fähnchen ab. Weiter unten kamen uns dann Läufer mit Startnummern entgegen. Die hatten noch ordentlich was vor sich.

Läufer Flagge
Dolo Myths Run

Ich lasse Martin im Trubel der Läufer am Rifugio viel dal Plan zurück. Es ist erst 12:45 und für mich viel zu früh um schon Schluß zu machen. Ich will heute noch hinter diesen Stausee laufen, um den langen Abstieg nach Alleghe morgen abzukürzen.

Rifugio viel dal Plan Lago Fedeia

Lago Fedeia

Auf dem Weiterweg begegnen mir immer noch viele Läufer. Nicht weit von mir wurde einer von ihnen von einem aus heiterem Himmel den Hang herabspringenden 15 cm großen Stein getroffen und auf den Weg geschleudert. Nach kurzem Schmerzensschrei konnte der Mann mit einer kleinen blutenden Wunde an der Brust wieder aufstehen und ist sogar weitergelaufen.

Nach dem Stausee geht es eine Weile unter Skiliften die Piste entlang, teilweise so steil, daß ich Angst habe wieder auszurutschen und die Asphalt-Serpentinen der Straße bevorzuge. Um möglichst noch vor bewirtschaftetem Gebiet zu übernachten, überquere ich den Bach und suche mir eine Stelle weit weg von der Straße im Wald. Leider geht mein Plan nicht auf. Während ich Essen koche, lugt ein Schäfer mit ernster Mine hinter meinen als Sicht- und Baum-schutz gewählten Felsblock und treibt kurze Zeit später seine Herde auf meine Bachseite. Ich warte geduldig, was passiert. Kurz bevor die Schafe und Ziegen mein Zelt umzingeln, läßt er sie vom Hütehund davonjagen. Ich danke dem Schäfer, der mich weiterhin grimmig ansieht.

Zelt mit Schafen GPS: 46.443878, 11.904968
Besuch!

Ich versüße mir die Nacht mit meiner gefundenen Mini-Flasche Gaudi-Max Sahnelikör. Die Herde bleibt in der Nacht auf der anderen Bachseite eingesperrt und ich habe einen ruhigen Schlaf.


- Etappe 19   Paso di Fedaia ↣ Alleghe

Erstmal geht es heute noch eine Skilift-Länge abwärts bis Malga Ciapela. Von dort würde ein Weg durch die Schlucht nach Sottoguda führen. Leider ist der Weg mit Bauzäunen verrammelt. Ich versuche sie in Richtung Fluß zu umgehen, traue mich dann aber doch nicht. Ein Unwetter hat im Oktober 2018 in der Region viel von der Infrastruktur platt gemacht, was noch nicht wieder repariert ist. Die Alternative ist, zur stark befahrenen Hauptstraße zurückzugehen und mit ihr zwei Tunnel zu nehmen. Ich stecke mir ein rotes Blinklicht an den Hut. Der erste Tunnel hat Arkaden, so daß ich auch ohne Licht gut zu sehen bin. Der zweite hat neben der Leitplanke noch einen Fußweg und im Tunnel brennt Licht, so daß auch der gefahrlos zu benutzen ist. Von der Straßenbrücke hoch über der Schlucht kann man erahnen, wie schön der Weg da unten sein müßte.

Sperrung Schluchtblick
Das wäre ein schöner Weg gewesen!

Ich folge eine Weile dem Weg am rechten Flußufer bis ich an einer Brücke auf das linke Ufer umgeleitet werde. Das rechte Ufer wird noch planiert. Am Straßenrand hat ein Holzhandel seinen geschnitzten Bären ausgestellt.

Bär Alleghe

Alleghe am See

Dann geht es geradewegs nach Alleghe. Ich frage im Hotel Alleghe nach einer Übernachtung. Nach Vorzeigen des Booking.com Angebots bekomme ich auch den Preis von 50€ für das Einzelzimmer. Ich erkunde ein wenig den Ort. Die Läden haben schon zu, deshalb trinke ich noch ein Bier am Chiosco Bar da Tobia, wo man schön draußen am See in der Sonne sitzen kann. Zum Baden lädt der See nicht ein, dafür schwimmt zu viel Grünzeug drauf. Ich esse im Hotel zu Abend und habe eine gute Nacht.

Hotel Alleghe GPS: 46.406014, 12.022199
Hotel Alleghe

Und weiter gehts durch die Dolomiten Richtung Mittelmeer.


- Etappe 20   Alleghe ↣ Rifugio Tissi

Es steht wieder ein langer Anstieg bevor. Der Führer rät zum Lift und ich folge ihm. Ich fahre gerne Lift. :-)

Lift Alleghe
Der Lift hebt ab

Ruckzuck habe ich 1000 Meter gewonnen. Oben erwarten mich traumhafte Wiesen und viele Ausflügler, die alle das gleiche Ziel haben: den Lago Coldai, 2155 Meter hoch. Die 400m Anstieg zum Coldai-Paß geht es teilweise nur im Gänsemarsch voran. Ich freue mich, wenn ich überholen kann. Am Rifugio Coldai döse ich kurz in der Sonne, als mich Oli und Patrick einholen.

Panorama in Druck-Ausgabe
Rückblick auf dem Weg zum Coldai-Paß

Der See liegt traumhaft schön in einer kleinen Senke unterhalb des Passes. An einer Seite führt ein Schneefeld bis ans Ufer. Das Wasser ist trotzdem nicht eiskalt, Einige baden sogar. Ich lege mich nur ans Ufer und schaue mir eine Stunde lang Natur und Leute an.

Lago Coldai
Lago Coldai vom gleichnamigen Paß aus
Panorama in Druck-Ausgabe
Panorama von weiter unten. Am Paß stehen die ganze Zeit viele Leute, die erstmal verschnaufen und die Schönheit des Sees in sich aufnehmen.

Schweren Herzens reiße ich mich vom See los und nehme die letzten Meter Richtung Rifugio Tissi in Angriff. Es geht entlang des Civetta-Massivs nach Südosten. Der Weg geht nur wenig auf und ab. Von einer Senke kann man nochmal bis auf den See von Alleghe sehen.

Panorama in Druck-Ausgabe

Ich habe eigentlich keine Lust auf Hütte und vermute daß ich in den grasüberwachsenen Schutthalden am Fuß des Massivs schon was Ebenes finden werde. Deshalb ignoriere ich den Abzweig zur Tissi-Hütte und laufe geradeaus weiter. Wie sich herausstellte ein Fehler, denn laut meinen Mitwanderern soll es traumhafte Ausblicke von der Hütte auf Alleghe gegeben haben. Die Hütte liegt an einer Klippe.

Ich finde stattdessen ein nettes Plätzchen in der Moränen-Landschaft unterhalb vom Massiv, wo ich die Nacht gut verbringe.

Zelt Civetta GPS: 46.378772, 12.025974
Zelt unter der Civetta

- Etappe 21   Rifugio Tissi ↣ Passo Duran

Als ich um 9 Uhr losgehe, ist der Himmel klar aber leider bin ich immer noch im Schatten des mächtigen Civettamassivs. Ich wandere ab jetzt auf Dolomiten Höhenweg Nummer 1. Der ist recht populär, deshalb sind die meisten Wanderer, auf die man trifft keine Traumpfad- sondern Dolomiten-Wanderer.

Ich umrunde heute das Civetta-Massiv. Links gibt es fast den ganzen Tag über steile bizarre Felsformationen zu bewundern.

Weg Nummer 1 Cantoni di Pelsa

Cantoni di Pelsa

An der Tischen vor dem Rifugio Vazzoler treffe ich auf die versammelten Traumpfad-Wanderer, die vom tollen Ausblick auf von der Tissi-Hütte schwärmen. Etwas später treffe ich mehrmals auf ein Pärchen, vermutlich aus Holland. Die Wanderschuhe des Mädchens verlieren die Sohlen, erst am rechten Schuh, später auch noch am linken. Ich spare nicht mit guten Tips und spende auch meine gesammelten Reparaturmaterialien (Duck Tape, Strippe, gefundenen Elektrozaun-Draht, Kabelbinder). Ihre Lösung ist am Schluß das Verschnüren beider Schuhe mit Stahldraht, den sie am Weg gefunden haben.

Ich treffe auch eine allein wandernde Britin, die bei jedem Halt auf die Uhr schaut und sich umfangreiche Notizen macht. Ich halte sie für eine Wanderführer-Autorin. Weil die beiden Cicerone Wanderführer über die Dolomiten von einer Britin geschrieben wurden, die auf dem Foto im Buch mit großer Sonnenbrille getarnt ist, frage ich sie, ob sie Gillian Price ist. Es wäre schon cool, die Autorin eines Wanderbuches, das ich zumindest überflogen habe, im Gebirge zu treffen. Sie ist es nicht.

Das Rifugio Bruto Carrestiato lasse ich links liegen. Am Passo Duran bin ich unschlüssig, ob ich das Stück Straße an diesem Abend noch machen sollte und mich wieder in die Büsche schlage. Da werde ich aus einem Fenster vom Rifugio Passo Duran C. Tome gegrüßt. Die drei Sachsen sind dort untergekommen. Ich darf auf der Wiese hinter der Hütte zelten, mit Pferden als Nachbarn und esse mit den Dreien zu Abend. Leider denke ich nicht daran, das obligatorische Zeltfoto zu machen.

Zelt Passo Duran GPS: 46.324268, 12.095047
Zelt hinter Rifugio Passo Duran C. Tome

- Etappe 22   Passo Duran ↣ Pian de Fontana

Die Nacht ist klar, weshalb mein Zelt früh klitschnaß ist. Ich frühstücke mit den anderen, brauche für das Zusammenpacken aber länger und gehe 8:15 Uhr allein los.

Auf der anderen Straßenseite gegenüber den Hütten steht eine Kirche, die aussieht, als wäre sie einem Comic entsprungen.

Comic-Kirche Passo Duran

Vom Passo Duran ist nicht mehr viel zu sehen.

Nachdem der Wanderweg von der Straße weg ins Gebirge geschwenkt ist, habe ich einen schönen Ausblick auf das vor mir liegende Gebirge. Hübsch finde ich die Schatten-Umrahmung der Berge. Wer grübelt, wie so was entsteht, hier ist die Lösung:

Die tiefstehende Sonne hinter dem Berg wirft ihren Schatten auf einen Nebel vor dem Berg. Weil der Nebel näher liegt als der Berg, erscheint die Kontur des Berges größer als der Berg selbst.

Berg mit Kontur
Berg mit Kontur

Nach 3 Stunden Weg komme ich zur unbewirtschafteten Schutzhütte Malga Moschesin, in der ich auch hätte übernachten können, hätte ich davon gewußt. Ich hätte sie am Abend zuvor allerdings nicht mehr im Hellen erreicht. Dem Eintrag im Hüttenbuch zufolge haben letzte Nacht zwei Tschechen dort übernachtet, die den Weg 1 gehen.

Malga Moschesin
Innen etwas verräuchert, aber als Übernachtung brauchbar.

Heute treffe ich auch die allein laufende Schweizerin, von der mir schon ein paar mal berichtet wurde und die genau so langsam unterwegs ist wie ich.

Die nächste Rast ist hinter den verfallenen Kasernen-Gebäuden der Forte di Forcella Moschesin. Es steigen immer mehr Nebel auf und ich tanke noch etwas Sonne, bevor sich alles wieder zuzieht.

Kaserne Moschesin
Wunderschön verfallen in bester Lage
Massivwechsel 1 Massivwechsel 2
Wechsel zum nächsten Gebirgsmassiv

Das Rifugio Sommariva al Pramperet lasse ich aus und gehe gleich weiter zum Portela dei Pezedéi, wo ich nochmal raste und mir ansehe, wo die vor mir Gehenden mal wieder hinter Bodenwellen oder aus dem Nebel auftauchen. Es sind auf jeden Fall wieder Schneefelder zu queren. Oben am Grat bleiben alle eine Weile stehen und gehen dann nach links, als ob es nicht direkt drüber geht. Als ich am Grat ankomme, ist der Nebel dichter geworden aber ich weiß, was ich zu tun habe.

Forcella de Zita Sud 1 Forcella de Zita Sud 2

Wahrscheinlich freuen sie sich über ein Smiley, daß den Weg zeigt

An den Verwitterungsstrukturen merke ich, daß ich im Kalk bin. Besser man bleibt auf dem Weg, um nicht in eines der vielen Löcher zu fallen und für immer zu verschwinden.

Kalk-Spalten Kalk-Löcher
Spalten und Löcher im Kalkstein. Watch your steps!

Nach stundenlangem Abstieg kommt schon in Sichtweite der Rifugio Pian de Fontana ein Schild, daß der Weiterweg nur noch Experten empfohlen wird. Was soll das? Da keine Alternativen gezeigt werden, geht man natürlich weiter.

Rifugio Pian de Fontana
Das Refuge in Sichtweite

An der Hütte fülle ich die Wasserflaschen und gehe gleich weiter. Ich freue mich schon auf die unbewirtschaftete Schutzhütte Bivaco Renzo dal Mas, die laut Kompass Führer in 200m auftauchen soll. Einen Wegweiser mit diesem Namen finde ich leider nicht. Vielleicht hätte ich in der Hütte oder den Schäfer fragen sollen, der mit seiner Herde gerade am Paß war. So finde ich auch die Hütte nicht. Ich habe eine vage Vermutung, daß der schmale Pfad, der in der Linkskurve einer der ersten Serpentinen geradeaus weiterging, vielleicht zur Hütte führen könnte. Ein Schild hatte ich da aber auch nicht gesehen und als ich darüber nachdachte, war ich schon zu weit abgestiegen, um dieser vagen Hoffnung nachzugehen.

So habe ich stattdessen unten im Tal beim Abzweig der Schiara-Ost-Umgehung einen schönen Platz im Wald gefunden. Ein sehr aufmerksamer Wanderer hätte mich im dunklen Wald vom Weg auf der anderen Talseite aus sehen können, aber solche Wanderer gab es an dem Abend nicht.

Zelt Schiara-Umgehung GPS: 46.260082, 12.172873
Zelt am Abzweig der Schiara-Ost-Umgehung

- Etappe 23   Pian de Fontana ↣ Belluno

Ich habe ja kein Klettersteigset mit und hatte von vornherein eingeplant, auf den Abstieg über den Schiara-Klettersteig zu verzichten. Ich lese mir nochmal die Beschreibung der kürzeren Ost-Umgehung im Cicerone durch. Machbar wäre das, denn ich bin nicht auf Hütten angewiesen. Allerdings klingt die Route anstrengend und so, als würden sie sie selbst nicht empfehlen. Andererseits habe ich mich immer mehr mit der Idee einer kurzen Bus-Tour nach Belluno angefreundet. Ich wähle also den West-Ausstieg.

Bevor die Westumgehung der Schiara ins Tal absteigt, geht es erst noch ein ganzes Stück wieder bergauf. Team Leo und Jakob haben seit einigen Tagen Verstärkung durch Eva bekommen. Die junge Frau ist ebenfalls sehr schnell unterwegs. Jakob und Eva überholen mich kurz vor dem Abzweig und ich erfahre, daß Leo mit Erkältungssymptomen nach Belluno abgestiegen ist.

Schiara-Kletterer haben noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Für den Abend sind Gewitter angesagt, man muß also auch noch schnell sein.

Abzweig Westausstieg Val_Vescovà

... in dieses enge Tal

Vor dem Rifugio Bianchet mache ich Rast, trinke eine Cola und kaufe mir ein Bus-Ticket für die Strecke vom Tal-Ausgang nach Belluno. Oli und Patrick hatten hier übernachten müssen, weil das Rifugio Pian de Fontana voll war und mußten an diesem Morgen wieder hoch, weil sie die Schiara gehen wollten. Sie sind früh genug aufgestanden, um mir nicht zu begegnen.

Rifugio Bianchet
Rifugio Bianchet

Der weitere Abstieg ist vor allem lang. Kurze Stücke sind steinschlaggefährdet. Man verliert 1200 Höhenmeter erst auf Serpentinen auf breitem Fahrweg, am Schluß auf einem steilen und rutschigen Fußweg.

Im Tal muß ich fast eine Stunde an der Straße auf den nächsten Bus warten. Ich bin mir unsicher, welcher Fahrplan gerade gilt. Sind jetzt Schulferien oder nicht? Und die Fahrzeiten auf dem Zettel im Rifugio Bianchet waren nochmal andere. Zu allem Ärger kann ich mich auch nicht auf die Bank setzen, weil der Busfahrer mich dort nicht sehen würde. Egal, irgendwann kommt ein Bus und bringt mich nach Belluno.

Im Ort suche ich auf Booking.com nach einem zentralen Hotel. Das Albergo Cappello ist das Zentralste, wo noch was frei ist. Ich buche ein Zimmer mit Balkon. Auf der Bestätigung ist der Balkon nicht mehr aufgeführt. Ich bekomme den Schlüssel für ein Zimmer im ersten Stock ohne Balkon mit Fenster auf eine Klimaanlage direkt davor. Das ist nicht, was ich wollte. Ich reklamiere mit einem Screenshot der Bestellung an der Rezeption und darf in den 3. Stock wechseln. Der Balkon dort ist zwar immer noch der schmalste, den ich je hatte, trotzdem liegen Welten zwischen beiden Zimmern. Ich kann von da aus über die Stadt auf die Berge blicken.

Albergo Capello Blick vom Albergo Capello
GPS: 46.139830, 12.216977

mit schönem Ausblick

Ich schaffe es gerade noch im Supermarkt das Nötigste für den Abend einzukaufen bevor das Gewitter losbricht. Vom Bett aus schaue ich lange durch die offene Balkontür den Blitzen zu und freue mich, im Trockenen zu sein.


- Etappe 24   Belluno ↣ Nevegal

Durch die Aussicht in den Hinterhof war man von Straßengeräuschen abgeschirmt und die Nacht verlief sehr ruhig. Weil in der Hälfte der heutigen offiziellen Etappe ein Zeltplatz eingezeichnet ist, teile ich die Etappe und gehe heute nur bis zum Camping Nevegal. Es gibt nicht viele Campingplätze auf der Tour, so möchte ich die wenigen vorhandenen wenigstens ausnutzen.

Bevor ich das Hotel verlasse, raffe ich mich auf, mit Lufthansa den Rückflug zu klären. Ich bekomme einen Flug am Abend des 31.7. über Frankfurt mit kurzer Anschlußzeit. Das ist mir recht, es ist zwar einen Tag früher als ursprünglich gebucht, ich habe bisher aber nur einen meiner zwei Reservetage gebraucht und kann meine restliche Zeit jetzt besser planen.

Ich lasse mir viel Zeit, checke erst 10:30 Uhr aus und verbringe noch einige Zeit mit fotografieren der Stadt. Belluno ist sehr schön. Bei der Gelegenheit treffe ich auch Leo, der sich wieder erholt hat und glücklicherweise kein Covid 19 hatte.

Panorama in Druck-Ausgabe
Panorama in Druck-Ausgabe
Belluno

Als ich dann endlich losgehe, ist es brütend heiß. Es geht eine Weile entlang von baumlosen Landstraßen, teilweise durch aufgeheizte Straßendörfer. Der Abzweig in den Wald ist eher unscheinbar. Ab jetzt geht es die Bergflanke hinauf auf schmalem rutschigen Pfad. Oben angekommen dann schön auf breitem, schattigem Forstweg Richtung Nevegal.

Kurz vor dem Ort finde ich auf einem Feldweg eine Reh-Geweihstange. Keine Ahnung, was ich damit machen soll. Knöpfe?

Ich frage am Zeltplatz, ob noch was frei ist, was eine völlig sinnlose Frage ist. Der Zeltplatz ist RIESIG. Vom Empfang bis zur Zeltwiese laufe ich 5 Minuten an mehreren Dauercamper-Arealen vorbei. Auch die Zeltwiese selbst ist sehr groß. Leider gibt es nur wenige Stellen, wo der Boden gleichzeitig waagerecht und im Schatten ist. Und die sind schon belegt. Ich finde trotzdem noch was, dusche, wasche Wäsche, gehe im Zeltplatzladen ein Bier kaufen und sehe den Locals beim Boccia spielen zu. Das ist so was wie Boule in Frankreich mit den gleichen Regeln, aber größeren farbig bemalten Kugeln. Auf beiden Bahnen liefen Wettkämpfe mit 2 gegen 2 Spielern. Je Bahn gab es einen eigenen Schiedsrichter/Ausmesser, der das sehr ernsthaft betrieben hat. Außer mir fieberten noch ein halbes Dutzend andere Zuschauer mit.

Zelt Nevegal GPS: 46.100044, 12.274705
Such Zelt Fiffi! (Kleine Hilfestellung: Fiffi sitzt links)

- Etappe 25   Nevegal ↣ Col Visentin

Heute möchte ich unbedingt auf dem Col Visentin übernachten, weil er der letzte große Berg vor dem Meer ist. Es gibt auch Wanderführer, die queren das Gebirge an niedrigerer Stelle, aber ich will da hoch. Generell sind die Vorschläge der Wanderführer vielfältig. Ich wähle die Variante aus dem Kompass, die nicht sofort zum Kamm geht, sondern auf halber Höhe den Berg entlang und erst zum Schluß direkt zum Gipfel. Die Route bleibt lange im Wald und die Bach-Überschreitungen sind recht abwechslungsreich.

Baustelle
Baustelle

Gleich am Einstieg in den Querungs-Teil war der Weg wegen Bauarbeiten gesperrt. Wie sich herausstellte, waren die aber schon längst erledigt und nur einige Sperr-Schilder nicht wieder abgebaut worden. Viel später war die Sperrung durchaus berechtigt. Das Holzkonstrukt an der Steilwand war zwar schon passierbar, aber die Sicherungen fehlten noch. Weil Sonnabend war, hat es niemanden gestört, daß ich da langgegangen bin.

Anstieg Col Visentin Antennen 1

Antennen, Antennen, ...

Antennen 2 Antennen 3
... abgestürzte Raumstationen, Antennen

Ich bin wegen der halbierten Etappe schon sehr früh auf dem Gipfel. Es herrscht Hochbetrieb wegen einer großen Gruppe Tagesausflügler. Der deutsch sprechende Wirt zeigt mir nur kurz mein Zimmer und ich dusche und schaue dem Treiben vor der Hütte zu. Als die Gruppe aufbricht, wird es schlagartig still. Martin, Oli und Patrick treffen ein. Das hat es auch noch nicht gegeben, daß ich zuerst da war. :-)

Abends sind wir die Einzigen, neben einem Künstler, der in der Ecke an seinem Laptop arbeitet und mit mir das Zimmer teilt.

Col Visentin Gaststube GPS: 46.056525, 12.282414
Abends in der Gaststube

- Etappe 26   Col Visentin ↣ Santa Maria

Das heutige Etappenziel ist wieder ein Zeltplatz, weswegen die Etappe kürzer als im Führer angegeben ausfällt. Keiner der 4 deutschen Führer hält Zeltplätze für erwähnenswert. Alle Autoren setzen voll und ganz auf Hütten. An den beiden nebeneinanderliegenden Seen Lago di Lago und Lago di Santa Maria liegen gleich zwei Zeltplätze. Ich hatte schon zu Hause nach einer Recherche im Internet Santa Maria als Favoriten erkoren. Der sah zeltfreundlicher aus.

Die Anderen planen heute einen Gewaltmarsch, um die ohnehin schon langen vier letzten Etappen in drei Tagen zu schaffen. Das ist nichts für mich. Ich werde sie wohl so schnell nicht wiedersehen.

Abstieg Col Visentin
Abstieg

Morgens wandere ich zuerst die Serpentinen der Zufahrtsstraße auf dem Kamm entlang, danach auf schmalem Wiesenpfad. Die Sonne scheint, aber die Sicht ist sehr diesig. Vom Meer ist noch nichts zu sehen.

Hügel voller Narren 1 Hügel voller Narren 2
In der Ferne entdecke ich einen Hügel voller Narren

An einer Farm verirre ich mich in den diversen Einzäunungen. Mir ist nicht klar, welcher der vielen Wege an der Farm vorbeiführt und welche in einer umzäunten Koppel enden. Weil ich nicht wieder zurücklaufen will, muß ich im Dreck unter Zäunen hindurchklettern und nerve die Besitzer. Ein Schild würde allen helfen.

Disteln

Ich mache kurz Rast am Rifugio Pian delle Femene, das sich für den Ansturm der Tagesausflügler rüstet, die mit Autos die Straße heraufkommen. Danach gehe ich den steilen Abstieg nach Revine hinunter. Ab und zu entscheide ich mich statt der direkten Fall-Linie für die Serpentinen von Forstwegen.

Kurz bevor ich den Ort erreiche und in die pralle Sonne trete, raste ich nochmal auf einer schattigen Lichtung. Der Sohn von "Vater und Sohn" kommt vorbei. Ihm sind die Preise des Zeltplatzes zu hoch, aber ich vermute im Nachhinein, er hatte sich die Webseite des anderen Zeltplatzes angesehen.

Als ich an der Nordseite der Seen Richtung Zeltplatz Riva D'Oro gehe, kommen mir mehrere Autos mit Bootsanhängern entgegen. Auf dem See war gerade ein Kanu-Wettkampf zu Ende gegangen und einige Beteiligte feierten noch auf dem Campingplatz. Ich frage die Wirtin nach einem schattigen Platz und sie geht mit mir den Zeltplatz ab, bis ich einen schönen gefunden habe. Der Zeltplatz ist sehr familiär. Die Wirtin macht alles in Eigenregie, ihr Mann scheint dabei keine große Hilfe zu sein.

Zelt Santa Maria GPS: 45.990769, 12.233240
Camping Riva D'Oro

In den Bungalows neben meinem Zelt war niemand zu Hause, so daß ich an der Steckdose unter dem Vordach Strom für die Powerbank zapfen konnte. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, begann es stark zu gewittern. Ich setzte mich auf die Terrasse der Bar und überstand das Unwetter dort problemlos beim Bier. :-)


- Etappe 27   Santa Maria ↣ Ponte della Priula

Seeblick
Seeblick

Früh geht der Tag gleich mit einem Gewitter in den umliegenden Bergen los. Ich überlege, ob ich das abwarten soll, starte dann aber doch. Den ersten Schauer überstehe ich auf einer überdachten Holzplattform zwischen den Seen, den nächsten unter einem Vordach in Tarzo. Danach beruhigt sich das Wetter und die Sonne kommt heraus. In den Weinbergen von Arfanta ist es schon wieder brütend heiß.

Unterwegs komme ich an einem einladend beschilderten Abzweig zum Bivacco Marsini vorbei. Ich bin zwar neugierig, wie das aussieht, an Übernachtung ist aber noch nicht zu denken, es ist mitten am Tag, und nur um zu schauen ist mir der Abstecher zu lang.

Am Molinetto della Croda treffe ich einige Touristen. Das Gelände ist abgesperrt, also gehe ich so nahe heran wie möglich und mache das gleiche Foto, das alle machen. :-) Immerhin habe ich drei Gänse drauf!

Molinetto della Croda
Molinetto della Croda

Als ich durch den Ort Refrontolo fast durch bin, kündigt sich wieder ein Gewitter an. Ich suche Schutz in einer Garagen-Einfahrt, deren Dach einen Meter übersteht. Unmittelbar nachdem ich mich dort hingesetzt hatte, schlägt gleich daneben ein Blitz ein. Das war wieder mal knapp! Ich warte ab, bis der Regen und Hagel vorbei sind und gerade, als ich mich zum Weitergehen erhebe, öffnet sich das Tor und wenige Meter danach fährt ein ahnungsloser Autofahrer an mir vorbei.

Villa
Das Bild dieser Villa entdecke ich später auch im Reiseführer fast völlig identisch und zur gleichen Jahreszeit aufgenommen.

In der Folge habe ich nicht mehr so viel Glück und die nächsten Gewitter versuche ich unter Bäumen auszusitzen, muß aber trotzdem Regensachen anziehen. Die häufigen Zwangspausen verlangsamen mein Vorwärtskommen.

Windrad Kürbis
Ich komme am Haus eines findigen Bastlers vorbei

Dann steige ich endgültig in die Ebene ab. Ab jetzt gibt es rundum pausenlos immer irgendwo Gewitter. Ich versuche nicht der höchste Punkt in der Landschaft zu sein und wechsle ständig auf die Straßenseite mit der höheren Mauer oder den höheren Bäumen.

die Ebene
Die Ebene

Das letzte Stück verläuft der Traumpfad ungeschützt auf dem Damm der Piave. Ich beschließe nichts zu riskieren und nehme das Stück von Colfosco nach Ponte della Priula den Bus. Wieder stellt sich das Bezahl-Problem, weil der Fahrer nicht kassieren kann und so darf ich gratis mitfahren.

Ich laufe von der Brücke in den Ort zum Hotel San Carlo und frage nach einem Zimmer. Hier verläßt mich zum ersten Mal das Glück. Obwohl mitten in der Woche ist das Hotel ausgebucht. Letztlich wendet sich doch noch alles zum Guten, denn die Dame an der Rezeption ruft beim Hotel Liberty an und ich werde 10 Minuten später von dort abgeholt.

Hotel Liberty GPS: 45.790563, 12.255413
Hotel Liberty

Das Hotel ist wunderschön, liegt nur ein wenig in der Pampa an der großen Ausfallstraße von Ponte della Priula nach Spresiano. Nach der Begrüßung mit echtem Prosecco (nördlich von hier ist das Prosecco-Gebiet) bekomme ich ein von der Straße abgewandtes Zimmer, das sehr stilvoll eingerichtet ist. Weil es im Haus und in der Gegend kein Restaurant gibt, haben die Betreiber ein Abkommen mit einem Pizzadienst. Für nur 5 Euro liefert der eine große Pizza! Kaum zu glauben, daß jemand für so wenig Geld arbeitet und auch noch liefert!

beim Spiegelmeister
Die Wände des Treppenaufgangs hängen voller Spiegel

Frisch geduscht finde ich mich im Garten ein, bestelle mir ein Bier und komme mit Manu und Laura ins Gespräch, die ebenfalls in meine Richtung den Traumpfad gehen, denen ich aber bisher noch nicht begegnet war. Ich kannte sie nur aus den Erzählungen der anderen. Später setzt sich noch jemand zu uns, der den Traumpfad in umgekehrter Richtung gehen will, um zu Hause in München anzukommen. Das ist natürlich sehr reizvoll und für den Fall das man nicht alles schafft, kommt man schneller wieder an den Ort des Abbruchs als bei unserer Variante. Wir decken ihn zu dritt mit wichtigen Informationen ein, bis Ihm der Kopf schwirrt. Bisher hatte ich nur einen Traumpfad-Wanderer in Gegenrichtung getroffen.


- Etappe 28   Ponte della Priula ↣ San Donà di Piave

In der Ebene gibt es noch einige Kilometer zu bewältigen. Die Strecke wird im Kompass Führer in 21 + 36 + 24 Kilometer aufgeteilt. Die mittlere Etappe ist mir zu lang, deshalb möchte ich heute etwas weiter als nur bis San Bartolomeo gehen.

Vom Hotel Liberty aus ist man nach einem kleinen Stück die Hauptstraße entlang schnell wieder auf dem Traumpfad. Das Land ist durchzogen von Bewässerungskanälen. Teilweise liegt die Straße under der Wasseroberfläche im Kanal.

Straße unter Wasserlevel 1 Straße unter Wasserlevel 2
Die Straße liegt tatsächlich unter dem Wasserspiegel!

Ich laufe auf den Damm entlang der Piave. Vom Fluß ist nichts zu sehen, dafür sind die Sand- und Kiesbänke endlos weit.

Kiesbänke
Kein Fluß zu sehen

Am Damm treffe ich auf ein Denkmal für gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs, das mal anders ist, als die übliche Helden-Rhetorik. Die abstrahierten Kriegsgeräte zeigen meines Erachtens besser, daß das alles nur arme Würstchen waren, die von Ideologen im Krieg verheizt wurden, auf keinen Fall aber Helden.

Kriegerdenkmal 1 Kriegerdenkmal 2
Denkmal für gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs

In Candelu stelle ich mich an einem Bushäuschen unter und studiere beiläufig den Fahrplan. Es fährt ein Bus ins 4 km entfernte San Bartolomeo. Da ich heute noch viel vorhabe, nehme ich den Bus und kann sogar im Bus bezahlen. Das Hotel Colombo am zentralen Platz in San Bartolomeo sieht von außen nett aus, aber ich will ja noch weiter. Es ist erst um eins und die Sonne scheint wieder.

Vor Bocca Callata ist es wesentlich angenehmer die in OSM als "TMV" eingetragene Route durch Fagare della Battaglia zu nehmen, auch wenn das ein Umweg ist, als an der stark befahrenen Straße zu laufen. Ich entdecke hier das erste Mal, daß die OSM-Route den Routen aller Reiseführer deutlich überlegen ist.

6 Kilometer nach San Bartolomeo frage ich zum ersten Mal im Hotel Callata nach einer Übernachtung. Das Hotel ist ausgebucht, was mir auch recht ist, denn es liegt direkt an der Hauptverkehrsstraße und es war immer noch früh am Tag. Ich gehe also weiter.

Der Traumpfad geht an dieser Stelle endlos geradeaus den gut ausgebauten Damm entlang, dann eine leichte Kurve und wieder bis zum Horizont.

Damm 1 Damm 2
Endlos Damm

Mein nächster Versuch, eine Übernachtung zu bekommen, ist in Fossalta im Agriturismo Fattoria I Canarini. Es steht zwar ein Lieferwagen vor der Tür, aber niemand öffnet. Auch im Garten ist keiner. Also ruht die letzte Hoffnung auf ein vernünftiges Quartier auf dem Albergo Italia in Ortsmitte. Das nächste Hotel wäre erst wieder im 6 km entfernten Musile di Piave. Dafür bin ich eigentlich schon zu fußlahm. Das Laufen in der Ebene ist anstrengender als im Gebirge.

Auch das Albergo Italia ist ausgebucht, teilt mir die Besitzerin mit, die ich vor der Tür treffe. Es beginnt zu regnen und ich mache wohl einen sehr traurigen Eindruck, daß die Frau anbietet, mich ins nächste Hotel zu fahren. Sie beginnt zu telefonieren, aber bei den ersten Hotels (ich weiß nur noch das Calaluna in Musile di Piave) geht niemand ran. Sie probiert weiter und erreicht schließlich jemand im Locanda al Piave in San Donà di Piave. Dort ist noch ein Zimmer frei. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter, die für mich ins englische dolmetscht, fährt sie mich durch den Abendverkehr dort hin. Ich bin ihr überaus dankbar für diese selbstlose Hilfe.

Hotel Locanda al Piave GPS: 45.627861, 12.563661
Hotel Locanda al Piave

Nach dem Einchecken mache ich mich trotz meiner schmerzenden Füße als erstes auf den Weg zum 2 Kilometer entfernten Aldi um ein Abendessen und was für den morgigen Tag zu bekommen. Es ist der einzige Laden, der um diese Zeit noch offen ist. Den restlichen Abend verbringe ich auf dem Hotelbett mit Planung und Musik hören.


- Etappe 29   San Donà di Piave ↣ Lido di Jesolo

Ich frühstücke gut im Hotel. Danach nutze ich noch das Hotel-WLAN, um mir Hotels am Ende der nächsten beiden Etappen zu buchen. Ursprünglich war mein Plan, in Jesolo noch einmal auf den Zeltplatz zu gehen. Ich hatte schon zu Hause gesehen, daß es zwar viele Campingplätze entlang der Küste gibt, die meisten aber keine Zeltübernachtung anbieten, sondern nur für Camper optimiert sind. Letztendlich buche ich mir zwei Hotels, eines in Lido di Jesolo und eines in Venedig für die letzten beiden Tage.

Es ist schon 10:45 Uhr, als ich endlich starte. Durch die gestrige Autofahrt habe ich 6 km gutgemacht und nach der Brücke über die Piave bin ich schnell wieder auf dem Traumpfad. Ab Caposile gäbe es die Möglichkeit, die Tour per Bus abzukürzen. Bisher liefen die Busverbindungen immer quer zur Route, weil sie alle sternförmig Treviso als Ziel hatten. Ein Ausstieg oder Abbruch wäre so zwar möglich gewesen, aber das Abkürzen der Route nur sehr umständlich. Ab Caposile fährt auch ein Bus längs der Route.

In Caposile geht der Weg über eine provisorische Brücke. Im Kassiererhäuschen sitzt jemand. Von mir will er nichts. Danach verläuft der Traumpfad auf einem Asphaltsträßchen rechts vom Kanal nach Jesolo. Nach einem Kilometer Marsch in praller Sonne hält ein Kleinbus neben mir und der Fahrer fragt, ob er mich mitnehmen soll. Ich nehme das Angebot gern an. Es ist ein Sinti, der in der Gegend lebt. Er setzt mich in in Jesolo ab.

Pontonbrücke Kanal nach Jesolo

Kanal nach Jesolo

In Jesolo entdecke ich meine erste Gondel auf dem Kanal. Obwohl sich auf der Südseite der Landzunge Lido di Jesolo sich ein Hotel ans andre drängt, ist der Weg an der Nordseite völlig menschenleer. Daher gibt es keinen Grund den Bus zu nehmen.

erste Gondel Bettenburg am Horizont

Bettenburg am Horizont

Erst kurz vor der Stelle, wo ich mein Hotel vermute, verlasse ich den Weg am Kanal Richtung Mittelmeerküste. Ich hatte ein Zimmer im Hotel Harry's gebucht, einem eher unscheinbaren Hotel in dritter Reihe, wie es sie hier zu Hunderten gibt. (Die Webseite italieonline.eu spricht von "390 Hotels, mehr als 5000 Appartements, Villen,..".) Der Preis war mit 85 € trotzdem höher, als alles was ich bisher bezahlt hatte und auch als das Zimmer in Venedig. Meerblick in erster Reihe hätte ich mir nicht leisten wollen, dazu ist die gesamte Gegend viel zu teuer. Das Zimmer ist klein, der Balkon winzig, vielleicht ein Quadratmeter, aber wenigstens quadratisch, daß ein Stuhl drauf paßt. Auf dem Bild ist es der bogenförmige Teil zwischen den Balkons im ersten Stock. Mein Badezimmerfenster geht schon auf den Balkon des Nachbarn.

Hotel Harry's GPS: 45.488308, 12.599487
Hotel Harry's

Egal, ich genieße es, angekommen zu sein. Ich dusche, gehe im Mittelmeer baden und lege mich an den Strand vor die kilometerbreite Phalanx der Sonnenschirme der Hotels der ersten und zweiten Reihe. Alles was jetzt noch kommt ist fakultativ. Das wichtige ist für mich, daß ich mal wieder das Gebirge überquert und es bis zum Mittelmeer geschafft habe.

Kurz vor Sonnenuntergang vertreibt mich ein Gewitter vom Strand. Ich hole mir im Supermarkt was zu trinken und feiere still für mich auf dem Balkon. Bis in die Dunkelheit schaue ich dem Treiben auf der Straße zu.

Hotel Harry's Balkon

- Etappe 30   Lido di Jesolo ↣ Venedig

Verkehrsschild
Diese Ausbuchtung im Weg wurde vermutlich nur geschaffen, damit man ein Verkehrsschild hinstellen kann :-)

Nach dem Frühstück im Hotel gehe ich aus dem quirligen Ort wieder an den Nordrand des Lido und setze die einsame Wanderung entlang des Kanals fort. Mein Hotel in Venedig erwartet mich erst 16 Uhr, deshalb kann ich durchaus fakultativ noch ein paar Kilometer gehen.

Reuse groß Reuse klein
An einigen Stellen säumen Reusen den Kanal, sowohl große kran-betriebene als auch kleine
Buhnen Kranich

Der schlichte Weg entlang der Lagune verwandelt sich irgendwann in einen aufwändigen Holzbohlensteg. Die Bauarbeiten des Stegs sind noch im Gange und ich nehme vor der Baustelle den Weg ins Landesinnere. Als ich auf die Hauptstraße entlang des Lido treffe, beschließe ich, mir die Straßenlatscherei nicht mehr anzutun, sondern nehme den Bus. Ich kann zwar im Bus nicht bezahlen, kaufe aber das Ticket an der Endstation Punta Sabbioni.

Bohlenweg Busstation

ab hier fahre ich Bus

Ich esse am Ufer meine letzten Vorräte und kaufe ein Fährticket nach Venedig. Unmittelbar danach fährt die Fähre auch schon los.

Fähre
Venedig ich komme!

Am Fähranleger mache ich erstmal ein Selfie und mich danach auf den Weg zum Markusplatz.

Panorama in Druck-Ausgabe
Panorama in Druck-Ausgabe
Panorama in Druck-Ausgabe
Angekommen!

Mein Hotel, das La Fenice et Des Artistes, liegt in der verwinkeltsten Ecke im Zentrum Venedigs. Ich bin sofort verzaubert sowohl von der Umgebung als auch vom Hotel. Die Flure hängen voller Bilder, die Tür meines Zimmers ist mit einem Klimt-Gemälde (Der Kuss) tapeziert und die Möbilierung ist alt und stilvoll.

Hotel La Fenice GPS: 45.433705, 12.333231
Hotel La Fenice

Ich melde mich bei Martin, daß ich gerne dabei sein würde, wenn die Traumpfadwanderer, mit denen ich einen Teil des Weges gegangen bin, noch was veranstalten. Er hat für 20 Uhr einen Tisch im Very Good im Norden Venedigs gebucht. Ich verbringe die verbleibende Zeit mit der Suche nach einem Supermarkt und mache mich dann auf den Weg.

Abschlußfeier
Zünftiger Abschluß

  Venedig

Nachts laufe ich durch das nur noch wenig belebte Venedig in engen Gassen zurück zum Hotel.

Am Morgen versuche ich ein Ticket für eine Kunstausstellung zu bekommen. Wegen Corona gibt es nur Tickets mit Impfnachweis für fest gebuchte Zeitslots, die man über Internet bestellen und bezahlen muß. Bei manchen Ausstellungen ist heute nichts mehr frei, bei anderen scheitere ich an der Webseite.

Da muß mir die Kunst im Hotel genügen. Auf allen Etagen hängen in den Fluren Bilder dicht an dicht. Ich schaue mir alle an. Die Lobby und der Speiseraum sind ebenfalls sehr schön dekoriert. An zwei Wänden hängen die Fotos und Kommentare früherer prominenter Besucher. Das Hotel war die erste Adresse vieler Schauspieler, die im benachbarten Teatro La Fenice aufgetreten sind.

Panorama in Druck-Ausgabe
Panorama in Druck-Ausgabe

Ich frühstücke vor einer Bäckerei und breche auf, als die schon brennende Sonne meinen Tisch erreicht. In der Steinwüste von Venedig wird es trotz der Kanäle sehr warm. Nach einer Weile bin ich erschöpft und würde mich gerne im Schatten auf einer Bank ausruhen oder auch nur mal was aus meinem Beutel kramen. Ich will das nicht im Stehen machen. Allein, es gibt keine Bänke in Venedig!

Ich werde Zeuge, wie Mitglieder einer Art Bürgerwehr in grauen T-Shirts mit einem Spruch drauf wie "Haltet Venedig sauber" Touristen von Steintreppen hochscheuchen. Es ist schon entwürdigend genug, daß man sich auf Steintreppen setzen muß, wenn man nicht mehr kann. Auf der anderen Seite gibt es natürlich große leere Stuhl-Areale vor Bars und Restaurants. Gäste werden hier nur noch als Melkvieh gesehen. Ich bin wütend und nehme mir vor, wenn ich jemals wieder nach Venedig kommen sollte, mir ein graues T-Shirt in diesem Stil zu machen mit dem Spruch "Please treat your guests as humans! Let them sit on a bench.".

In Open Steet Map sind die Bänke von Venedig eingezeichnet. Da ich nichts anderes vor habe, beschließe ich einige abzuklappern und das als Ausgangspunkt für meine Stadtbesichtigung zu nehmen.

Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig
Venedig Venedig

  Venedig ↣ Dresden

Ich frühstücke heute im Hotel. Danach lasse ich den Rucksack im Hotel und durchstreife noch ein wenig die Stadt. Zum Flughafen nehme ich das Boot von Alilaguna. So komme ich doch noch zu meiner Rundfahrt auf dem Wasser.

Venedig Venedig

Zum Abschied geben mir die Möwen freies Geleit.

Vogel Vogel Vogel
Vogel Vogel Vogel
Vogel Vogel Vogel

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