

2009 - Dovrefjell
- Tag 16 - Trondheim ↣ Kongsvoll
Weiter geht's also am nächsten Tag Richtung Kongsvoll.
Komme erst 16:05 am Bahnhof an und nehme mir vor, noch so weit wie möglich zu laufen, damit ich es morgen rechtzeitig auf die Snøhetta schaffe, bevor das schlechte Wetter da ist.

Hinter mir in der Ferne die Gipfel des Rondane

Vor mir die Snøhetta
Gleich am Anfang stehen Schilder, die vor den Moschusochsen warnen. Man soll nicht näher als 200 Meter an die Tiere herangehen. Kein Problem, wenn man sie rechtzeitig sieht. Was man tun soll, wenn man zufällig nach einer Biegung direkt davor steht, sagen sie nicht. Vielleicht ja umfallen und toten Mann spielen? Oder schnell Zelt aufstellen?
Also muß jeder Stein doppelt beäugt werden, es könnte ja auch ein Ochse sein. Und ochsengroße Felsen gibt's hier viele. An diesem Tag treffe ich jedenfalls keine Moschusochsen. Dafür stolpere ich fast über einen 20 Zentimeter langen Fisch, als ich über ein Rinnsal trete. Ziemlich dunkel aber mit rötlichen Flecken. Eine Forelle? Wir waren vermutlich beide erschrocken.


Zelt vor Snøhetta
Ich mache nur kurze Pausen und schaffe es bis zum Sonnenuntergang bis 30 Minuten vor die Hütte Reinheim. Nach zwei Tagen im Hotel ist Zelt aufstellen irgendwie wie nach Hause kommen. Gönne mir vor dem Zelt noch ein Newcastle Brown Ale, daß ich bis hier mitgeschleppt habe und schlafe gut.
- Tag 17 - Kongsvoll ↣ Snøhetta
Leider komme ich 7 Uhr beim ersten Aufwachen nicht aus den Federn und dämmere nochmal weg. Also 8 Uhr aufstehen, 9:30 los. Das Wetter soll an diesem Tag schlechter werden, deshalb drücke ich auf die Tube.


Die schwarzen Punkte sind Moschusochsen, rechts etwas vergrößert.
Rechts am Weg zur Hütte Reinheim war in der Ferne eine Herde Moschusochsen zu sehen. Hab leider kein Tele mit, so bleiben es nur dunkle, sich bewegende Punkte.

Wolken-Panorama
Bis oben gönne ich mir nur kurze Pausen, überhole sogar noch ein Pärchen. Der Aufstieg über die Block-Felder zieht sich hin. Je höher ich komme, desto mehr verschwindet der Gipfel wie befürchtet in den Wolken. Oben schlechte Sicht nach allen Seiten. Ab und zu erkennt man durch den Nebel den Gletscher, aber für ein Panoramafoto reicht's nicht. Verfluchte Langschläferei!

Sehr zügig unterwegs. Die Last kann kaum folgen. :-)
Während des Aufstiegs flog einige Male ein Militärhubschrauber zum Gipfel, nahm eine Palette mit runter und einen großen Sack rauf. Oben wird irgendwas seltsames hingebaut. Ein Handwerker werkelte dort bei lauter Kofferradiomusik vor sich hin.


Auf der Snøhetta wird was seltsames gebaut.
Der Abstieg nach Norden zieht sich noch mehr als der Aufstieg. Es geht endlos über Block-Felder. So wie man beim Aufstieg meist wegen vorgelagerten Bergen die Spitze nicht sieht, ist das hier mit den Tälern. Es kommt immer noch eine weitere Delle.

Gletscher und See
Zudem nieselt es und die Steine werden rutschig, das heißt man braucht volle Konzentration. Kurz bevor der Weg den Abfluß vom Larstjønne-See kreuzt, der danach in einem riesigen Delta wieder bergan zu fließen scheint, entdecke ich zwischen endlosem Geröll ein kleines Fleckchen bucklige Wiese und baue sofort mein Zelt auf. Alternativen gibt's nicht viele, im Delta wird der Boden naß sein. Mein Rasenfleck ist durch die größeren Blöcke darunter wenigstens ordentlich drainiert.


Gletscher
Zelt nach Snøhetta
Nach den Spaghettis gibt's auch schon den ersten Regenguß. Nachts ebenfalls Regen.
- Tag 18 - Snøhetta ↣ Loennechenbua-Hütte
Gegen 6 Uhr aufgewacht. Ausgerechnet auf der Seite, wo ich hin will, hängen dicke Regenwolken im Tal, auf der anderen Seite ist klarer Himmel. Aber ehe ich loskomme, scheint überall die Sonne.

See-Idyll
Bin heute ganz gemütlich unterwegs. Mittags versuche ich 3 Stunden lang Eierkuchen zu machen. Hatte mir 2 Beutel davon als kulinarischen Höhepunkt mitgenommen und schleppe die nun schon 14 Tage durchs Gebirge.
War nicht so toll, die kleine Pfanne ist dafür ungeeignet. Trotz Butter, die ich extra dafür in Trondheim gekauft hatte.

Eierkuchen in Landschaft und Butter
Schöne Wanderung an vielen Seen entlang. Der Ausfluß vom Krokattjønna ist der erste Fluß, den man nicht quert, um auf die andere Seite zu kommen, sondern längt. Das heißt man hüpft lange in Flußrichtung von Stein zu Stein. Ans andere Ufer kommt man natürlich nur, weil der Fluß eine Biegung macht.


Seenlandschaft
Übergang


Villa Paletti
gleich mehrere Nessies im See
Diesmal standen im Wanderführer drei Bachdurchquerungen, die aber allesamt durch Steine zu überqueren waren.

Loennechenbua-Hütte
Mache 19 Uhr an der Loennchenbua-Hütte halt, um im Freien am Tisch Abendbrot zu essen. Total niedliche Hütte mit nur zwei ineinandergeschachtelten Betten drin, aber sonst allem Komfort. Sogar eine viertelvolle Flasche Whisky steht bereit. Die Hütte kostet knapp 300 NOK und solange das Wetter hält, schlafe ich lieber im Zelt.


Bei den zwei Zwergen in der Loennechenbua-Hütte
Mache mich spät auf den Weg, eine ebene Fläche zu suchen, die hier relativ selten ist. Nach einer längeren Kraxelei am Ufer entlang über große Blöcke finde ich sie am Anfang des nächsten Sees. Sehr schöner Sonnenuntergang.


Zelt nach der Loennechenbua-Hütte
- Tag 19 - Loennechenbua-Hütte ↣ Gammelsetra-Hütte
In der Nacht gab's einige heftige Windböen, die mich sogar hinter meinem Schutz-Felsen erreicht haben. Morgens ist es dann schön, aber windig.

See mit Wellen
Ich gehe zügig am See entlang unter steilen Felswänden mit freischwebenden Brocken, die nur auf den nächsten Wanderer warten. Das steile Schneefeld am See-Anfang ist kein Problem, wenn man sich ordentliche Tritte reinhackt.

Wasserkante
Danach geht es von See zu See abwärts durch wunderschön bizarre Felsformationen. Es macht Spaß, vom Weg abzuweichen um zum Beispiel einen Wasserfall aus der Nähe anzusehen oder einfach in der Sonne zu liegen.


Kippelstein
Wegzeichen
Auch die letzte Bachdurchquerung blieb mir erspart, weil eine gute Seele einen Steg über den Bach gelegt hat. Noch ein letzter Blick zurück, die karge Felslandschaft werde ich so schnell nicht wieder sehen. Ab jetzt geht das Tal runter in den Wald.
Überall Beeren: Zuerst natürlich die überall im Hochland in Massen auftretenden schwarzen, die nebenbei gesagt nach den Flechten der beste Zelt-Untergrund sind. Dann welche, die an einem senkrechten Stiel oben 2 - 3 runde blaue Beeren mit hellem, süßen Fruchtfleisch haben, weiterhin Preiselbeeren und natürlich Blaubeeren. Alles voll davon.


Blaubeeren (oben) und Schwarzbeeren (unten)
Pilze überall
Hatte ich die Blaubeeren beim Abstieg in Junkerdalen stehen lassen müssen, weil ich unbedingt den Zug erreichen wollte und weil sie von Mücken bewacht wurden, ist es hier geradezu paradiesisch. Ich setze mich auf einen Stein, unbehelligt von Insekten und grase rundherum alles ab. Dann weiter zum nächsten Stein.

Blaubeermundkontrolle
Obwohl ich mir viel Zeit lasse, bin ich doch viel schneller aus dem Gebirge raus, als mir lieb ist. Die Zeltplatzsuche erscheint mir im Wald viel mühseliger als in der Höhe. Während ich im freien Land gute Plätze schon weithin erahnen kann, tapse ich im Wald umher wie ein Blinder.


Abschiedsblick zurück
Tarnhaus
Ich baue also mein Zelt schon gegen halb fünf auf, als ich was halbwegs passendes gefunden habe. Zum ins Zelt gehen ist es aber noch viel zu warm. Also nochmal in die Blaubeeren. Geht aber auch nicht, denn hier unten piesacken einen die Fliegen.
Die Krönung ist dann, daß ich entdecke, daß 3 Meter neben dem Zelt ein Ameisenhaufen steht. Das ist zuviel! Also Zelt wieder abgebaut und weitergesucht.
Nach der Gammelsetra-Hütte intensiviere ich meine Suche auch in den Seitentälern, finde aber nichts besseres als zwei ebene Stellen direkt gegenüber rechts und links am Weg. Links steht schon wieder ein Ameisenhaufen, also rechts.

Zelt am Weg
Über dem Gebirge ziehen sich am Abend die Wolken zusammen. Das macht den Abschied leichter.
- Tag 20 - Gammelsetra-Hütte ↣ Lønset ↣ Trondheim
In der Nacht etwas Regen, früh schwülwarm. Das Zelt ist innen und außen naß. Ich hatte nicht die optimale Belüftung eingestellt. Unmassen von Fliegen stürzen sich ins Zelt, sobald sie dazu Gelegenheit bekommen. An Frühstück draußen ist nicht zu denken.
Das wird voraussichtlich heute meine letzte Etappe im Gebirge. Ich habe vor, bis Opdal zu kommen und dort zu übernachten, damit ich am nächsten Tag mit der Bahn zurück nach Trondheim komme.
Die letzte Etappe scheint nur von wenigen gegangen zu werden. Dementsprechend schlecht ist die Markierung, besonders auf dem Stück als reiner Fußweg.
An einer Stelle führt der Weg in einen Sumpf mit Birkendickicht und geht geradeaus nicht weiter. Es dauert ewig, bis ich in dem schwierigen Gelände alles abgerastert habe und rechts den Weiterweg finde, der mit einem roten Klecks auf einem flach auf dem Boden liegenden Stein markiert ist. Sieht man gut, wenn man direkt drauf tritt.
Es gibt leider auch keine Markierung, wenn sich der Weg verzweigt und sich auf dem geraden Weiterweg später eine private Hütte breit macht. Die Kilometer als reiner Fußweg sind nicht besonders toll, viel Sumpf und Mücken, die Seen nur durch Bäume sichtbar und nirgends ein Platz, der zum Rasten einlädt.
Der erste entspannte Stop ist erst wieder auf der Halbinsel möglich, wo der Wind die Mücken wegbläst. Dafür gibt's überall Unmassen großer Ameisen.


Es war richtig heiß geworden
Später wird es doch noch schön. Ich mache am Rand des Feldwegs Mittag.
Es war die letzen Tage sehr befriedigend, zu spüren, wie der Rucksack immer leichter wurde. Die Verpflegung nahm zum Beispiel von ursprünglich 9 auf etwas über ein Kilo ab. Desgleichen wurde auch Gaskartusche, Mückenmittel und andere Kleinigkeiten immer leichter. Hatte sich die Plackerei also insofern gelohnt, daß ich kaum was unnütz durchs Gebirge geschleppt habe.


Ich hatte kaum den Daumen draußen, da ging es auch schon los.
Ich lasse die Dindalshütte hinter mir und bin durch mit der Tour. Ab dem ersten Parkplatz beschließe ich zu trampen, weil ich nicht bis Lønset Straße laufen will. Schon das erste Auto hält, ist aber voll gepackt und hat keinen Platz frei. Das zweite Auto ist ein Geländewagen mit zwei älteren Leutchen drin, die mich bis zum Abzweig nach Lønset mitnehmen.

Lønset
An der Bushaltestelle Lønset hängt wieder mal kein Fahrplan und auch im ganzen "Ort" ist niemand, den man fragen könnte. Es fängt an zu nieseln. Also Daumen raus. Wieder hält sofort das erste Auto. Es ist ein Pariser Pärchen, die mich nach Oppdal mitnehmen würden. Wie sich herausstellt, wollen sie nach Trondheim. Noch besser, so bin ich also abends schon wieder in der Stadt und komme für eine Nacht im Vandrerhejm unter (allein im 4-Bett-Zimmer für 500 NOK).
GPS: 63.433891, 10.424561
Ich geh nochmal in die Stadt und trinke im schottischen Pub zwei Ale. Der Pub ist fast leer, es ist trotzdem schwierig, einen Platz zu finden, wo man nicht direkt vor einem der schätzungsweise 10 Großbildmonitore sitzt. Nach der Fußballübertragung ist tote Hose. Ist mir recht, ich hab zu tun mit SMS schreiben.
Das Wetter soll die nächsten Tage regnerisch werden. Trondheim im Sonnenschein ist sehr schön, aber bei Regen? Ich beschließe meinen Rückflug auf den nächsten Tag vorzuziehen.
- Tag 21 - Rückflug
Früh suche ich noch im größten Supermarkt nach typisch norwegischen Produkten als Mitbringsel. Weitgehend Fehlanzeige, es gibt keine Ecke mit Produkten der Region und im normalen Sortiment ist fast alles importiert. Hätte z.B. gerne Moosbeer-Marmelade probiert oder haltbare Ren-Wurst mitgenommen.

Gewitterfront über Frankfurt
Am Flughafen läßt sich nach halbstündiger Tipperei der Frau am Schalter der Flug wirklich umbuchen. Das Problem war, daß die ursprünglich Route mitten im Umbuchen plötzlich voll war und ich früher und anders fliegen mußte. Später in Frankfurt gab's deshalb nochmal Probleme, durch die ich erst als letzter einchecken konnte und separat zum abflugbereiten Flugzeug gefahren wurde. Eine spannende Sache bis zum Schluß. Letztendlich bin ich 23:05 wieder in Dresden.
