
1987: Bulgarien
(Rila- und Pirin-Gebirge)
Tom Schilling
Für meine Mutter
Impressum
Auflage September 2023
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland
Dieses Buch ist ein Ausdruck der Webseite
"https://www.tom--schilling.de/wandern/
gedruckt im Selbstverlag
Die auf der Webseite herunterladbare PDF-Datei ist im Format A5 gedruckt, damit sie auf eBook-Readern oder Handys mir kleinem Bildschirm unterwegs optimal gelesen werden kann. Fotos sind in dieser Version naturgemäß winzig. Benötigt man größere Formate, kann die WEBSEITE (nicht dieses PDF) mittels der Druckfunktion des Browsers in beliebigen Größen ausgedruckt werden. Für elektronische Versionen ist ein Browser auf Chromium-Basis (wie Edge oder Vivaldi) zu empfehlen, weil er die Verlinkung des Inhaltsverzeichnisses zu den Kapiteln ins PDF übernimmt, wenn über "Als PDF speichern" gedruckt wird.
Für Ausdrucke auf Papier empfehle ich chlorfrei gebleichtes Papier, das aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt, in denen Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden und das mit FSC- oder blauem Engel-Siegel zertifiziert wurde.
Sollten Sie mehr als 25 Druckexemplare anfertigen, denken sie bitte daran, ein Pflichtexemplar an die Deutsche Nationalbibliothek zu schicken, siehe
"https://www.dnb.de/DE/Professionell/Sammeln/
Mehr Informationen zum optimalen Druck dieser Webseite finden Sie auf
"https://www.tom--schilling.de/programmieren/
Inhalt


Download dieser Seite als .pdf
1987 - Bulgarien - Durchquerung des Rila- und Pirin-Gebirges mit Lutz
Vorwort Dezember 2022
Vor 1984 war ich schon einige Male in Bulgarien. Meine Mutter hatte in Kranewo bei Varna Freundschaften geknüpft, die zu einem regen Austausch führten. Das waren reine Strandurlaube mit Freunden, mit dem Ziel, rundum braun zu werden und abzuhängen. Auch mein Fahrrad hatte ich nach dort mitgenommen, um abseits des Strandes etwas unternehmen zu können.
1984 hatte ich beschlossen, daß mir Strand zu langweilig ist, und daß ich mal im Gebirge wandern könnte. Ich hatte ohne jede Bergerfahrung gleich eine Tour durch das Vitoscha-, das Rila- und das Pirin-Gebirge unternommen. Ab da war ich von den Bergen begeistert und war jedes Jahr nur noch im Gebirge.
Für die Tour 1987 wollte ich zusammen mit meinem Studienfreund Lutz die Rila- und Pirin-Durchquerung wiederholen. Ich hatte ein A6 Notizbuch mitgenommen und jeden Tag Notizen gemacht. Meist notierte ich mir nur so banale Dinge wie Wegzeiten, Einkaufsmöglichkeiten und Preise, in der Annahme, daß ich sicher noch häufig meine Urlaube in Bulgarien verbringen würde, und daß es mir für die folgenden Urlaube nützt. Der nachfolgende Bericht ist die Abschrift dieses Tagebuchs. Ich habe seit 35 Jahren nicht mehr in dieses Büchlein geschaut und bin selber gespannt, was ich damals geschrieben habe. Wo es für das Verständnis wichtig ist (und ich selber noch wußte, was ich mit dem Geschriebenen meinte), habe ich Kommentare in Kursiv ergänzt.
Bilder von der Tour habe ich keine mehr. Vermutlich warten die Filme immer noch in irgendeiner Kiste darauf, entwickelt zu werden. Seit ich nach dem Studium den Zugriff auf ein Fotolabor verloren hatte, bin ich möglicherweise nicht mehr zum Filme entwickeln gekommen. Damit man sich mal ein Bild machen kann, wie wir damals ausgerüstet waren, hier ein Foto, das mein Studienfreund Tom ein Jahr später in Bulgarien aufgenommen hatte:


Das Folgende ist die genaue Abschrift des Tagebuchs. Die eingescannten Tagebuchseiten sind rechts in den Tagesüberschriften verlinkt. Wo es zum Verständnis des Geschriebenen notwendig ist, habe ich Kommentare [ ] eingefügt.
Dresden ↣ Prag 
300 früh nach Prag abgefahren. Plattenladen bot nichts besonderes, vom Juli - August nur beschränkter Verkauf (Opus: Dire Straits "Brothers In Arms" gegenüber). Skořepka hatte ≈ 8 Spielkassetten zu 37,- Kč für ZX Spectrum (u.a. Schach).
[Mein Lieblings-Plattenantiquariat war in der Passage zwischen Senovážné nám und Na Příkopě. Dort mußte man mindestens eine Viertelstunde vor Ladenöffnung erscheinen, um vorne in der Schlange zu stehen, dann bei Öffnung des Ladens hineinstürmen, und links die zwei Kisten mit den ausländischen Schallplatten durchblättern. Alles, was nur irgendwie interessant aussah, wurde erstmal eingesackt. Dabei mußte man die Leute hinter sich in Schach halten, die schnell mal über die Schulter nach einer Schallplatte grapschen konnten. Ich war da ziemlich versiert drin, weil ich alle 3 Wochen dort war. Wenn es dort nichts gab, habe ich noch die anderen beiden Läden mit gebrauchten Schallplatten abgeklappert und dann mit den normalen Antiquariaten und im deutschen Kulturzentrum weitergemacht, wo man die DDR-Bücher bekommen konnte, die nur in kleinen Auflagen verlegt wurden.
Wegen diesem Zwischenstop im Antiquariat mußte ich den 3 Uhr Zug nehmen. Wenn ich was ergattert hätte, hätte ich es in einem Schließfach am Hauptbahnhof bis zur Rückkehr gelagert.]
1700 mit 1371 [dem späteren Vitoscha-Express] und Lutz von Prag weiter (Bettplatz 75,- M)
Prag ↣ Bulgarien
Die Berge sind zwischen Braşov und Sinaia bewölkt. 4 Fotos. 2x im Schach gewonnen.
Rila-Gebirge
Sofia ↣ Rila-Kloster
830 früh in Sofia angekommen. 1 Stunde auf Gepäckabgeben gewartet [auf unser aufgegebenes Gepäck]: 2 Kraxen, 1,20 Lew. Liegewagenkarten [für Rückfahrt] im Reisebüro Rila ul. Gen. Gurko 6,50 Lew. Danach 1410 von Avtogara (mit Straßenbahnlinie 5 bis 1 Station nach Abzweig der 13) bis Rila-Kloster. Auf Schwarz-Zeltplatz gezeltet (früh 7 Uhr soll Polizei wecken)(nicht erlebt). In Sofia wollten uns 2 Mann 200 bzw. 50 Lew Scheine von 1953 andrehen, Kurs 1:2. [Der offizielle Kurs Lewa zu DDR-Mark war 1:3. Das wäre also ein Schnäppchen gewesen, wenn die Scheine nicht ungültig gewesen wären.]
GPS: 42.133710, 23.341680 Rila-Kloster ↣ Maljowitza-Hütte 
Früh 730 von Rila los über Parkplatz wie letztes mal. An der Baumgrenze verlaufen, aber rechten Weg wiedergefunden. Sehr steiler Anstieg. Taschenmesser verloren. [Das war ein Werbegeschenk von Mercedes, das ich von meinem Opa bekommen hatte. Ich war sehr stolz darauf. Leider hatte ich es nach einer Rast liegen gelassen.] Kammweg nach rechts, Abstecher zur Maljowitza ca. 2 Stunden. Abstieg (bis 18 Uhr). Unterwegs Dr. Solbrich mit Frau getroffen. [Unser Physik-Dozent aus dem Studium, der uns bei der Gelegenheit beigebracht hatte, wie man einen Barthel-Benzinkocher ohne Vorheizen anbekommt (s. "Ausrüstung").] An der Maljowitza-Hütte gezeltet. Gegen Abend Regenschauer und zwei mal Gewitter. In der Nacht ebenfalls Regen.
GPS: 42.188825, 23.374268 Maljowitza-Hütte ↣ Ivan Wassow-Hütte 
930 los. Haben den Weg (bzw. Einstieg) von der Hütte direkt zum flußabwärts linken Kamm nicht gefunden. Gipfel waren vernebelt. → Abstieg nach vielem hin und her zum Touristenkomplex Maljowitza (hat einen Konsum), dann weiter Richtung Ivan Wasow. Nach einer halben Stunde kommt eine nagelneue Schutzhütte, danach ständiger belastender Anstieg bis zum Kreuzungspunkt mit [Weg vom] Rila-Kloster und nördlicher Route. Zwischendurch nochmal Regen und dichter Nebel. Ab Kreuzung (18 Uhr) Regen und Nebel bis zur Ivan Wassow. Sehr sumpfig. 19 Uhr angekommen. Für 1,40 Lew warmes Omelett und für 0,15 Lew Tee bekommen. Schlafen in der Küche.
GPS: 42.189719, 23.283528 Ivan Wassow-Hütte ↣ Borovez 
Fast nicht geschlafen (21 Mann in der Küche). 6 Uhr früh wecken, 1,20 Lew gekostet. Bei Sonnenaufgang wunderbare Sicht. 730 los, gegen 820 steigt aus den Tälern Nebel hoch, der sich erst nachmittags auflöst. Zurückgegangen zur großen Kreuzung, dann Abstieg zu den 7 Seen, sehr schön.
Das Zelten an den 7 Seen ist nicht mehr erlaubt. In der Hütte (≈ 2000 Meter) bekommen wir eine Bohnensuppe und Tee. Weiter Abstieg bis zur Vada-Hütte, wo wir auf eine Busverbindung hofften → Trugschluß. Gegen 17 Uhr soll angeblich ein Bus ab dem Maljowitza-Touristenkomplex fahren. Wir versuchen diesen Bus zu erreichen, verirren uns aber im Wald und kommen nochmal zur Vada. In Höhe des Wegs zur Maljowitza werden wir von einem Paar im Trabbi mitgenommen (Bulgaren), die uns bis nach Borovez mitnehmen, obwohl das für sie rund 20 Kilometer Umweg ist. Geld wird empört abgelehnt.
In Borovez Übernachtung in Touristen Hütte "Borovez" (vom Lift bergauf). Hütte bedient meist nur Reisegruppen. Warmes Wasser vorhanden, 3,40 Lew pro Person für kurze Betten. Abendessen gegenüber in Baracke 11-18 Uhr.
GPS: 42.263641, 23.604765 Borovez ↣ Granchar-Hütte 
Erst gegen 9 Uhr aufgestanden. Gefrühstückt Marmelade, Kaffee, Brot & Butter für 3,40 (beide zusammen) im neuen Restaurant gegenüber. Mit Lift (2,- für eine Fahrt) nach oben (1115). 20 Minuten Fahrzeit. Weiter zur Musalla-Hütte (1245 an). Kein Brot, aber Linsensuppe und Tee. Hoch zum Musalla-Gipfel (1510 an) und weiter zum Granchar. Schönes Wetter, viele Fotos. [Ich frage mich, wo die geblieben sind.] An Granchar-Hütte zelten rund 100 Mann. Kocher funktioniert abends, früh nicht mehr. Kein Brot, Kekse.
GPS: 42.121806, 23.593419 Granchar-Hütte ↣ Ravno Bore 
9 Uhr aufgestanden, gegen 10 Uhr Abstieg zur Treshtemek-Hütte, meistens Landstraße.An der Hütte 1330 Mittag gegessen, 8,- für beide (Restaurant). Danach weiter bis Jakoruda. Auf halbem Wege nimmt uns ein УАЗ mit bis zum Bahnhof Jakoruda. 17:45 fährt ein Zug nach Raslog mit nur einem Personen- und rund 10 Güterwagen. Davor anderthalb Stunden Spaziergang durch Jakoruda. Sehr langgestreckte Geschäftsstraße. Vier Pirin- und Rila-Karten gekauft [zum weiterverkaufen oder verschenken, es gab in der DDR keine Wanderkarten dieser Gebirge], außerdem 1 Melone 2,20 und 1 kg Tomaten 0,50. Von Raslog fährt früh 9 Uhr ein Bus vom Busbahnhof zur Jawrow-Hütte. Wir laufen lieber, obwohl mein Knie seit Jakoruda weh tut. Bis zum Abzweig zur Hütte nimmt uns ein LKW mit (höchstens 2 km). Danach zu Fuß bis zum (illegalen?) Zeltplatz Ravno Bore (21 Uhr).
GPS: 41.851900, 23.399600
Pirin-Gebirge
Ravno Bore ↣ Jawrow-Hütte 
Wieder erst 9 Uhr aufgestanden. Melone gegessen und 10 Uhr los. Aufstieg bis zur Jawrow-Hütte (Waldweg) in 1800 m Höhe. 13 Uhr Zeltaufbau, 1330 bekommen wir im Hüttenrestaurant gerade so noch was zu essen (5,- für beide) und endlich ein Brot (0,50). Der Zeltplatz ist uneben und abschüssig. Den Rest des Tages vergammeln wir. Wunderschöner blauer Himmel.
GPS: 41.825714, 23.378233Jawrow-Hütte
Ausflug zum Dautow See und Berg. Selber Weg und bei Krautfeld nach links. Im See gebadet, sehr schön.
Jawrow-Hütte ↣ Banderitza-Hütte 
745 los (gemeinschaftliches Wecken um 6 Uhr). Aufstieg zum Paß weiter über Konceto, Kutelo 2 und 1, Rast (14 Uhr) auf dem Sattel zum Vichen. Aufstieg zum Vichen von der steilen Seite aus ist gefährlich glatt. Vom Vichen steiler kraftraubender Abstieg bis zur Vichen-Hütte. Dort gibt es Schweps und Kekse, aber kein Brot. Weiter zum Banderitza-Zeltplatz. Steinbruchartiges Zeltgelände, kostet wahrscheinlich 0,50 pro Mann. An der Hütte gibt es einen Kramladen (Schweps, Konserven, Brot, soll auch manchmal Bier geben). Zeltplatz ist total überfüllt, die Terrasse muß bis 8 Uhr geräumt werden, wegen Bauarbeiten.
GPS: 41.769000, 23.426580 Banderitza-Hütte 
Ruhetag. 830 aufstehen. 9 Uhr kommt jemand, der uns von der Terrasse scheucht, wir bauen das Zelt unten wieder auf. In der Nähe soll es zwei Höhlen geben, wir versuchen gegen 1030 eine zu finden (die am Weg). Lutz gibt nach 20 Minuten auf und geht zurück, um sich zu sonnen. Allein 1 Becher Walderdbeeren und 1 Becher Blaubeeren gesammelt. Der Berenditza-Bach versickert unterhalb der Hütte und hinterläßt eine steile Schlucht mit vielen trockengelegten Wasserfällen. Nächstes Mal unbedingt erkunden! Danach weiter Suche nach der Höhle. Vom blauen Weg geht nach 15 Minuten bergauf am Knick ein Pfad ab. Geht man diesen hoch, kommt man in einen uralten Kiefernwald. Am oberen Ende gibt es ein Erdbeerfeld. Rückkunft 1930.
Banderitza-Hütte ↣ Demianiza-Hütte 
1030 los zur Demianiza. Vorher nochmal 5 Büchsen gekauft. Schöner Weg. 16 Uhr an Demianiza-Hütte. Weiter 20 Minuten bis zum Zeltplatz (schön am Bach gelegen, Wiese, ≈ 50 Zelte). Soll -,80 kosten. Bulgaren machen Schwierigkeiten beim Baden. Haufenweise Mücken.
GPS: 41.744373, 23.467824 Demianiza-Hütte 
Ruhetag auf Demianitza-Zeltplatz. Auf dem Zeltplatz gibt es einen Kramladen, der anscheinend auf Bedarf öffnet (Büchsen, Brot, Wein, Nektar, Melonen). Im Fluß baden oder Geschirr abwaschen kostet 2,- Lewa [Strafe]. Gegen 11 Uhr wandern wir los, um auf den Polezan zu gelangen. Wir verfehlen aber den Einstieg, der unmittelbar neben dem Wasserfall an der Hütte sein muß. Wir laufen flußaufwärts den linken Hang hoch. Es gibt massenhaft riesige Blaubeeren. Nach 20 Minuten verliert sich der Weg. Wir müssen zum Fluß absteigen und kommen an der gleichen Stelle auf den grün/blauen Weg, wie ich letztes Jahr.
Wir gehen noch 45 Minuten bachaufwärts und da wir den Einstieg zum Polezan nicht finden, machen wir einen Ausflug zu den Tipi-Seen. Der Einstieg ist markiert durch Steinhäufchen und Stein an Telegraphenstange. Der untere See ist sehr schön und einsam. Wir baden. See ist tief. Der obere See ist flach und nicht so schön. Rückweg bis zur Hütte nur 1 Stunde.
Demianiza-Hütte ↣ Begowitza-Hütte 
1030 ab zur Begowitza. Auf dem Weg zum Paß bewölkt es sich, Nieselregen, Wind. Vom Paß aus machen wir einen Abstecher zu Tefnowo Esera. Danach wieder zurück zum Paß. Hier wollen wir abkürzen, steigen in das Tal hinunter und verlieren den grünen Weg. Auf dem dem Paß gegenüberliegenden Hang kommt der Weg auf halber Höhe von Links. Danach langer Abstieg zur Begowitza (1830 da). In der Hütte gibt es einen Kiosk mit Keksen, nichts zu trinken, kein Brot. Dafür macht 20 Uhr das Restaurant auf. Einheitsmahlzeit: Steak mit Tomaten. Hier gibt's Brot und Limo. Gegen 2130 Ausschankschluß.
Der Zeltplatz ist enttäuschend, staubiger Hartplatz am Kochfeuer, ein Wasserhahn, 1,- Lew. In der Nacht und am Abend Dauergewitter. Der Zeltplatz verwandelt sich in ein Bad. Zelt und Plasteplane bewähren sich hervorragend. [Wir hatten die Folie im Zelt liegen und zwischen uns beiden floß unter der Folie ein Bach. Durch das schnell fließende Wasser am schrägen Hang, hatten sich beim Zelt gegenüber die Häringe ausgebuddelt und das Zelt stürzte mitten im Gewitter ein. Wir hatten Logenplätze.]
GPS: 41.674869, 23.427309Begowitza-Hütte
Ruhetag. Schönes Wetter. Abends Einheitsmahlzeit. Die Bulgaren feiern bis früh um 5 am Lagerfeuer. → fast nicht geschlafen. Im 2. Stock der Hütte ist eine Dusche, ab 1630 bis 1645 warmes Wasser für Dauergäste und mich.
Begowitza-Hütte ↣ Pirin-Hütte 
1030 Abmarsch zur Pirin-Hütte. Steiler Aufstieg und langer Abstieg. An Hüttenkiosk (ohne bestimmte Öffnungszeiten) gibt es Paprika, Brot, Bier, Wein, nichts antialkoholisches. Wir zelten oberhalb des Hüttengeländes an einer Straße am Bach. Alle anderen Zeltmöglichkeiten sind miserabel. Nachts leichter Regen.
GPS: 41.631810, 23.496610 Pirin-Hütte ↣ Melnik 
Schon 830 auf nach Melnik. Wir lassen uns in Roshen in der gleichen Gaststätte übers Ohr hauen, wie beim letzten Mal. Abstecher zum Roshen-Kloster (fast fertig restauriert). Weiter den Fußweg nach Melnik. Im Ort gibt es keinerlei Obst. Wir erwischen das letzte Brot beim Bäcker. Der Konsum an der Ecke hat zu, der am Fluß hat Äpfel, Büchsen, Käse. Der Zeltplatz soll inzwischen -,60 kosten. Busse nach Sandanski fahren nur als Zusteiger von Roshen (Melnik ab: 500, 730, 1120). Jedesmal herrscht großes Gedrängel und es kommen wohl nicht alle mit.
[Was nicht im Tagebuch steht: Am Abend kam eine Gruppe Männer auf den Zeltplatz, brüllten "Хitler kaput" und klauten alle Dinge aus den Zelten, die sie erreichen konnten. Aus unserem Vorzelt den Windschutz vom Barthel-Kocher, ohne den der wertlos ist. Aus einem anderen Zelt die Turnschuhe. Die 10 - 15 Touristen auf dem Platz versteckten in ihren Zelten und keiner steckte seine Nase heraus. Ich schäme mich bis heute für meine fehlende Zivilcourage.]
GPS: 41.527663, 23.392675Melnik
9 Uhr aufstehen, Ruhetag. Auf dem Markt sitzen 3 Bauern und verkaufen Obst (harte Pfirsiche, Wein, Tomaten). Laden am Fluß hat auf. Briefe an Tom und Mutti aufgegeben. Mittags am Fluß hinter dem Zeltplatz gefaulenzt. FKK ist möglich. Schildkröte gesehen, überall Eidechsen. Faulkner gelesen. Am Abend sitze ich mit 4 Jenaern am Lagerfeuer am Fluß hinter dem Zeltplatz. In der Nacht gibt's Dauerregen.
Melnik ↣ Sofia 
614 wecken. Wir wollen den Bus nach Sandanski 730 erreichen, der aber schon 716 fährt. Vom Busbahnhof berghoch und nach links fährt Stadtbus Linie 2 zum Bahnhof. Der Schnellzug nach Sofia fährt 1148. 1500 Sofia an. Zum Zeltplatz fährt Straßenbahn Linie 5 bis Endhaltestelle (Gepäck kostet nichts). Dann weiter mit Bus 58 oder 59 bis Tschernia Kos (5 Stationen) (kostet anscheinend -,06 in Blau). Zeltplatz ist nobel mit manchmal warm Wasser, kostet 1,70 pro Mann und Zelt.
GPS: 42.647958, 23.207666
Rückfahrt 
730 wecken. 9 Uhr Abmarsch. Gepäck am Bahnhof aufgegeben (2 Kraxen kosten 1,20, 1 kleiner Rucksack -,10, äußerst unklar!). Einkaufsbummel: 12 Schallplatten [im Laden in der] Alexander Stambilinski, 4 Überspielkabel aus ЦУМ, 3 Gürtel. Antiquariat Graf Ignatiew Straße gibt es nicht mehr. Buch in deutschem Kulturzentrum gekauft (Vasil Levski Straße): Mosaik. Der Gemüse- und Trödelmarkt ist auf der Georgi-Kirkov Straße.
Der Zug fährt 1802 auf Bahnsteig 2 ab. 1700 wollen wir noch Brot usw. auf dem Basar am Bahnhof einkaufen → Irrtum, Basar führt nur Industriewaren. Ich laufe nochmal los und kaufe in der Zentralen Markthalle ein. Rückkunft 18:02:30, Zug fährt 18:02:40 ab. Zu sechst im Abteil.
[So knapp ist es in meinem Leben nie wieder zugegangen! Ich war immer weiter in die Stadt gelaufen und hatte mich mit dem Rückweg total verschätzt. In der Markthalle dauerte das Kassieren ewig und rückzu bin ich fast durchgängig gerannt. Mein Gepäck war schon im Zug und wenn ich den verpaßt hätte, hätte ich ohne alles dagestanden.]
[Kaum war ich im Zug wieder zu Atem gekommen, begann ein 18 jähriger Mitreisender seine Geschichte zu erzählen. Er war ins Pirin-Gebirge gefahren, um dort zu wandern, und gleich zu Beginn aufgegriffen worden, weil er zu nahe an der griechischen Grenze war. Er hatte seinen Urlaub in Sandanski im Knast verbracht, war von Deutschen verhört und gerade eben in den Rückzug gesteckt worden. Es war das Abenteuer seines Lebens. Er mußte das unbedingt jemandem erzählen.]
Im Zug
[Ich war 1988 nochmal in Bulgarien und danach nie wieder. Eigentlich schade, denn Bulgarien hat landschaftlich einiges zu bieten, aber der Mauerfall 1987 eröffnete uns Ostdeutschen neue Horizonte.]
Anhang
Die Tagebuchseiten:
















