
Wandern und Paddeln im Weserbergland
Tom Schilling
2024
Für meine Mutter
Impressum
Auflage Mai 2024
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland
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Inhalt


Download der kompletten Tour als .pdf
2024 Paddeln auf der Weser von Hann. Münden nach Hameln
L ca. 200 km, davon 134 km auf dem Wasser, Z 11 Tage
Vorbereitung
Nach einem halben Jahr Faulenzen geht es endlich wieder nach draußen! Auf der Suche nach einer schönen Frühjahrswanderung war ich auf das Weserbergland gekommen. In den die Weser einrahmenden Bergen führt ein Wanderweg von Hannoversch Münden nach Porta Westfalica. Ich hatte mich schon auf zwei Wochen Wanderung und die Übernachtung in einigen Schutzhütten gefreut.
Eine druckbare Beschreibung des Wanderweges findet man auf der Webseite www.weserbergland-tourismus.de. Den durchgehenden GPS-Track des Weserberglandwegs habe ich aus den von der Tourismus-Webseite bei www.outdooractive.com eingestellten Track-Schnipseln und den Hütten und Quellen der Gegend aus der Schutzhüttenkarte von www.outdoorseiten.net erstellt. Er enthält auch Abschnitte der kreuzenden Wege E1, E6 und E11. Die Höhen wurden nachträglich mit QMapShack hinzugefügt. Vielen Dank an die zahlreichen Beitragenden!

Mitten in der Vorbereitung bemerke ich, daß die Weser auch ein beliebtes Paddelrevier ist. Also plane ich kurzerhand um auf Bootstour. Mein Packraft liegt schon wieder viel zu lange ungenutzt im Schrank. Weil die Fahreigenschaften des Bootes eher in die Kategorie "bleierne Ente" gehören, kommt mir die hohe Fließgeschwindigkeit der Weser gerade recht. Aktuell hat sie einen hohen Pegel, der sie noch schneller macht. Ich plane konservativ nur Etappen von 30 km Länge.
Für die Weser gibt es auf Faltboot.org eine sehr detaillierte Gewässerbeschreibung. Unglaublich, was die alles an Informationen über den Fluß zusammengetragen haben! Ich habe mir trotzdem noch einen gedruckten Führer besorgt, damit ich das Handy auf dem Fluß ausgeschaltet lassen kann: "Kanu Kompakt, Weser" aus dem Thomas Kettler Verlag. Statt in Schutzhütten werde ich auf einigen der vielen Zeltplätze am Fluß übernachten.
Es gibt noch eine Unwägbarkeit. Nach sommerlichen Temperaturen Anfang April ist es wieder kalt geworden. Mal sehen, ob ich es bei tagsüber nur 10 Grad Maximaltemperatur im Boot aushalte. Wenn nicht, muß ich doch wandern.
Die ersten beiden Tage bin ich auf jeden Fall zu Fuß unterwegs. Ich habe für den 23.4. ein Supersparticket der Bahn nach Göttingen gekauft. Von dort gehe ich auf dem E6 bis zum Einstieg in die Weser in Hann. Münden. Ich werde wieder live über meine Erlebnisse berichten.
Göttingen ↣ Braunsberghütte
Wie gewohnt war die Bahn unpünktlich. Der Zug aus Prag nach Berlin konnte nicht rechtzeitig kommen, weil ein anderer Zug die Strecke versperrte. Und der Zug von Berlin nach Göttingen konnte nicht eingesetzt werden, weil der Zug fehlte. Sagt man. Ich warte im eiskalten Untergeschoß des Berliner Hauptbahnhofs. Nur ein schmaler Lichtstrahl zeigt an, daß draußen die Sonne scheint. Letztendlich komme ich 14:30 Uhr nur eine halbe Stunde verspätet in Göttingen an.
Hier macht der Sonnenschein die acht Grad Außentemperatur vergessen. Zeit für eine Stadtbesichtigung habe ich heute nicht, denn ich will noch 18 Kilometer laufen. Mein Ziel ist die Braunsberghütte, die erste im Hüttenverzeichnis eingetragene Schutzhütte am Weg nach Münden. Vom Bahnhof gehe ich nach Süden, bis ich auf den E6 treffe, der hier parallel zum Studentenpfad X13 verläuft. Letzterer verbindet die vier Universitätsstädte der Region. Ausgeschildert ist erst mal nichts, aber ich habe ja den Track auf dem Handy.

Highlights des Weges waren das Naherholungsgebiet um den Kiessee und der längere Abschnitt durch den Wald entlang eines Höhenzuges zum Heisterholz. An einigen Stellen duftet es intensiv nach blühendem Raps.


Kiessee bei Göttingen
Windräder wachsen im Rapsfeld
Der Weg führt sehr sanft ansteigend zum Hohen Hagen mit dem Gaußturm drauf, den man schon von Weitem sieht. Er markiert einen ehemaligen Vulkankegel, dessen Basalt man schon zum größten Teil abgebaut hat. Statt des Gipfels gähnt jetzt ein Loch im Boden. Der originale Turm aus Stein ist 1963 bei einem Bergsturz abgerutscht. Der neue Turm mit Sendemast und Aussichtsplattform hatte geschlossen.

Hinter dem Haus Hoher Hagen glimmen noch die Reste eines Lagerfeuers, an dem ich mir kurz die Hände wärme. Die Sonne war schon längst hinter einer fast geschlossenen Wolkendecke verschwunden.

Kurz nach dem Parkplatz auf dem Gipfel zweigt ein schmaler Pfad zur Hütte ab, in der ich übernachten will. Die Braunsberghütte ist ein sehr massiv gebautes Blockhaus mit ausreichend breiten Bänken darin. Ich beschließe, hierzubleiben. Aus herumliegenden Ästen baue ich mir einen groben und einen feinen Reisigbesen und fege damit zuerst die Spinnweben von den Wänden und danach Bänke und Boden. Ich will meinen neuen Schlafsack nicht hier schon einsauen. Dann mache ich mir eine Tüte Fertigreis warm und schaufle die lustlos rein. Sie ist das Schwerste der Lebensmittel, die ich mitschleppe. Weil ich so lange nicht draußen war, hat einiges aus meinem Vorratslager schon die Mindesthaltbarkeit überschritten.


Sobald es dunkel wird, ziehe ich mich in meinen Schlafsack zurück. An Blog schreiben ist bei der Kälte nicht zu denken, auch weil meine 25€ Überweisung für Onlinevolumen nach 4 Tagen immer noch nicht bei Vodafone angekommen ist. Im Schlafsack ist es warm genug und ich schlafe gut, natürlich flacher als zu Hause, weil ich bei jedem Wendemanöver aufpassen muß, nicht von der Bank zu fallen.
Braunsberghütte ↣ Hannoversch Münden
Die Nacht verlief ruhig. Ein bellendes Reh in der Ferne, keine Besucher. Nachts regnet es. Für einen Augenblick schien die aufgehende Sonne bis zu mir in den hintersten Winkel der Hütte. Als ich gegen acht aufstehe, kommt sie da nicht mehr hin. Stattdessen gibt es Sonnen-Schnee-Regen. Ein Kaffee weckt meine Lebensgeister. Gegen 9 Uhr gehe ich den knappen Kilometer zurück zum Studentenpfad.
Die erste Hütte direkt am Weg ist die Finnhütte am Altarstein, deutlich unbequemer und schmutziger als mein Nachtlager.


Der Altarstein daneben ist in viele Teile zerbrochen. Opfergaben oder Knochen sehe ich keine.
Als ich die große Freifläche um Scheden herum betrete, beginnt es zu nieseln. Das hört erst auf, als ich die Hütte am Klusteich erreiche. Obwohl es nun nicht mehr nötig ist, mich unterzustellen, mache ich kurz Rast und wechsle ein paar Worte mit einem Mountainbiker. Die Hütte ist stark vermüllt.


Klusteich
Riesenfliegenpilz, ungiftig
Wesentlich besser gefällt mir die Hütte am Düsteren Kellerbrunnen. Die ist sehr solide gebaut mit Tisch, breiten Bänken, Vorraum und Sitzgruppe davor. Sogar einen Besen gibt es, mit dem ich die Spinnweben von meiner Sitzbank fegen kann. Einziger Nachteil ist, daß ich von vorbeifahrenden Forstfahrzeugen gesehen werde.


Ich warte einige Regenschauer ab und sehe mir währenddessen die Hotelsituation in Minden an. Hotels gibt es in der Altstadt einige, Booking.com zeigt allerdings nur zwei an, mit jeweils nur einem freien Zimmer. Morgen soll es regnen und übermorgen soll die Kältewelle zu Ende sein. Es bietet sich also an, statt auf dem Zeltplatz zu bibbern, mir für zwei Tage ein Hotelzimmer zu nehmen. Für das Buchen ist das Internet zu schlecht. Ich benötige 20 % eines Akkus, bis ich endlich die zwei Hotels angezeigt bekomme. Ich werde einfach dort vorbeigehen.
Von der Weserliedanlage aus erhasche ich den ersten Blick auf Münden. Ein sehr schöner Anblick!

Münden gefällt mir sehr gut. Fast die gesamte Altstadt besteht aus Fachwerkhäusern. Dazu gibt es sehr viele Wasserarme um die Stadt herum. Nicht nur, daß Werra und Fulda in die Stadt kommen und als Weser aus ihr herausfließen, beide Zuflüsse teilen sich auch noch im Stadtgebiet und bilden Inseln. Dazu gibt es noch die künstlichen Abzweigungen zu den beiden Schleusen, die die Wehre umgehen. Fließendes Wasser überall!


Ich frage im Hotel Schloßschänke, dem Ersten der beiden Hotels bei Booking.com, nach einem Zimmer. Alles belegt. Unterwegs zum Zweiten, der Alten Windmühle, grinsen mich weitere "Voll belegt"-Schilder an. Auch in der Tür dieses Hotels hängt eines. Was ist hier los? Schon in der Vorsaison sind an einem regnerischen und kalten Wochentag alle Hotels in Münden ausgebucht? Was ist dann an einem Sommerwochenende?

Ich frage trotzdem nach einem Zimmer und nach einigem Herumtelefonieren stellt sich heraus, daß noch ein Doppelzimmer frei ist. Ich nehme es.

Nach Einkauf von Lebensmitteln für zwei Tage erkunde ich die Umgebung. Am Campingplatz frage ich nach der besten Einsetzstelle und die Frau am Schalter weist mir den Weg zu zwei Steintreppen hinter der blauen Brücke. Ich setze mich in der Abendsonne mit einem Bier auf die Stufen, halte die Fingerspitzen ins Wasser und bekomme Lust, sofort loszufahren.


Die Schauende
Wasserspritzenbrunnen
Ich besuche noch den Weserstein mit der bekannten Verszeile und streune ziellos durch die Gassen der Stadt. Zurück im Hotel gucke ich Snooker-WM, bis ich einschlafe.

Münden
Ich verbringe den Tag mit Blog schreiben, Stadtbummel und Museumsbesuch. Zuerst bin ich auf der Suche nach einem Laden, der mir eine Mini-Tube Zahnpasta verkauft. Die letzte war gestern alle geworden. Deswegen führt mich mein Weg auf der nördlichen Seite der Werra zu den Supermärkten. Hier sind die Fachwerkhäuser nicht mehr ganz so vornehm wie in der historischen Altstadt und teilweise winzig.



Auf dem Rückweg erkunde ich einige der vielen Wasserarme. Wenn zwei Flüsse in eine Stadt fließen, gibt es eine doppelte Chance auf schlimme Hochwasser. An einer Hauswand hat man alte Höchststände zusammengetragen.



Fulda-Mühlenarm
Nadelwehr in der Werra



Das Museum zeigt eine Sonderausstellung über Alfred Hesse. Der Maler hat in den 20er bis 50er Jahren des 20. Jahrhunderts einige Bürger in Münden davon überzeugt, das Fachwerk ihrer alten Häuser freizulegen. Davor waren die Häuser verputzt und nicht als Fachwerk zu erkennen. Kaum vorstellbar, wie die Stadt damals ausgesehen haben muß. Die Frage, wann die Häuser verputzt wurden, konnten mir die beiden Damen im Museum nicht beantworten. Vielleicht wurden sie schon im 13. Jahrhundert verputzt erbaut? Immerhin schützt der Putz doch das Holz vor den Elementen? Verrotten die Balken schneller, wenn sie freiliegen? Und wie war das in anderen Fachwerkstädten wie Wernigerode? Beim Stadtrundgang waren mir einige Häuser mit extrem schiefen Balken aufgefallen. Auf Sand gebaut, oder überflutet?


Die Dauerausstellung beschäftigt sich mit dem Römerlager, der Glas- und Fayencen-Herstellung (Letzteres sind Keramiken mit Zinnglasur) und der Schiffer-Gilde.




Am Abend gibt's wieder Snooker im Fernsehen.
Münden ↣ Weißehütte
Was für ein wunderschöner Tag! Früh scheint die Sonne. Ich gehe neun Uhr los zur Einsetzstelle und baue auf einer Wiese mein Boot auf. Neben mir belädt ein Paar ein Zweierkajak. Ich komme vor Ihnen ins Wasser, aber natürlich überholen sie mich später. Außer ihnen sind nur noch drei Paddler in Booten eines Kanuklubs unterwegs.

Der Pegel Münden zeigte 2,15 m an. Die Strömung ist ordentlich und zusätzlich gibt es noch Rückenwind aus Süden. Ich lasse mich öfter mal treiben. Das Boot dreht dann sofort quer, aber das macht nichts. So habe ich einen Logenplatz um zu beobachten, was auf dem Land passiert.

Es gibt viele Vögel zu sehen, bisher noch ohne Junge. Mit höllischem Lärm überfliegen mich drei Kampfjets in geringer Höhe, später noch 2 Transporter. Ist schon Krieg?

14:30 Uhr erreiche ich bei Kilometer 22 mein geplantes Ziel für heute, den Zeltplatz Weißehütte. Ich hätte noch weiterpaddeln können, müßte dann aber später mal eine sehr lange Etappe machen. Die Sonne ist weg und es bläst ein scharfer Wind. Nahe an einer Hecke baue ich mein neues Zelt auf, ein Big Agnes Tiger Wall UL1. Für windsichere Abspannung braucht es einige Häringe mehr als das Hilleberg, die man auch nicht so flexibel setzen kann, aber für eine Zeltwiese ist es OK. Mit selbstzugeschnittener Unterlage wiegt es 1,2 kg, 800 Gramm weniger als mein voll aufgerüstetes Hilleberg Akto.

Weißehütte ↣ Beverungen
Wieder ein schöner Tag. Am Morgen ist mein Zelteingang genau zur aufgehenden Sonne ausgerichtet, die von einem wolkenlosen Himmel scheint. Trotzdem schafft sie es nicht, das Zelt zu trocknen. Die Nacht war sehr kalt. Ich war nur in Unterwäsche in meinen Schlafsack geschlüpft und hatte in der Nacht gleichzeitig geschwitzt und gefroren. Nachdem ich mir aus meinem Halstuch eine Schlafmütze gebastelt hatte, war es für den Rest der Nacht ausreichend warm. Der Wind hatte nachgelassen, so daß ich mir vom Zelt aus einen Kaffee kochen konnte. Gegen 10:30 Uhr setze ich mein Boot ein.

Den ganzen Tag über habe ich die Weser für mich alleine, abgesehen von den Fähren und einem einzigen Motorboot kurz vor Karlshafen. Ich sehe bei Gieselwerder einen Anhänger voller Canadier am Ufer, die gerade abgeladen wurden und die nach mir auf meinem Campingplatz ankamen, und kurz vor Karlshafen 5 Kanus, die am Ufer Rast machen und auch auf meinem Zeltplatz enden.
Bei der Vorbereitung hatte ich mir Sorgen wegen der Gierseilfähren und der schnellen Strömung der Weser gemacht. Das war unbegründet, weil anders als bei der Rathener Fähre das Seil nicht im Fluß hängt, sondern an Masten über dem Fluß befestigt ist. Dadurch kann man die Fähre auf beiden Seiten passieren. Bei der Rathener Elbfähre muß man warten, bis die Fähre wieder an dem Ufer anlegt, an dem das Seil befestigt ist.

Der Zeltplatz Weißenhütte war von der Ausdehnung der Wiese her riesig, aber weitgehend leer. Alle nachfolgenden Campingplätze waren dicht an dicht mit Wohnmobilen belegt. Vermutlich, weil sie näher zu Ortschaften lagen. Deshalb plane ich meine nächste Übernachtung auch auf einem Campingplatz, der etwas abseits liegt, dem Camping am Bootshaus bei Beverungen.
Die Weser dreht einige 180 Grad-Schleifen, so daß der schöne Rückenwind auf einmal zu Gegenwind wird. Nachdem es mir zweimal den Hut vom Kopf weht, packe ich ihn weg. Beim Duell Gegenwind vs. Strömung gewinnt Letztere leicht, aber das quertreibende Boot macht ordentlich Wellen. Besser, man sorgt selber für den Vortrieb.
Kurz vor dem Ziel passiere ich das ehemalige Kernkraftwerk Würgassen. Es hat 23 Jahre lang Strom geliefert, bis es 1994 wegen Haarrissen im Stahlmantel des Reaktorkerns stillgelegt werden mußte. Vollständig abgerissen wird es erst, wenn ein Endlager für die 5000 Tonnen mittel und schwach radioaktiven Reste gefunden ist.

Nur einmal sehe ich eine Schar Gänseküken hinter der Mutter den Fluß kreuzen. Hier sind die Vögel wohl generell noch nicht so weit. In Dresden hatten sie schon vor zwei Wochen ihren Nachwuchs spazierengeführt.

Am Camping am Bootshaus lande ich an und checke ein. Ich soll mein Zelt zu den anderen drei Zelten auf die Zeltwiese stromaufwärts stellen. Dort angekommen, sehe ich, daß die Wiese dicht an dicht zugeschissen ist. Und zwar nicht mit alten Fladen, sondern mit noch feuchten. Auf so was würde ich nicht mal wild zelten. Die Wohnmobile stehen auf schönem kackfreiem Rasen. Ich stelle mich mit dazu.

Die letzten beiden Tage war ich illegal auf der Bundeswasserstraße unterwegs, denn mein Boot hatte keine Kennzeichnung. Ich hole das nach und taufe das Boot auf den Namen Liv, zu Ehren von Liv Tyler. Es ist auch der Name, den ich mit den wenigsten geraden Stücken Klebeband hinbekomme.

Beverungen ↣ Holzminden
Die Nacht verlief durchwachsen. Es gab Verkehrslärm und Geschnarche aus einem Nachbarzelt. Morgens warte ich vergebens darauf, daß die Sonne mein Zelt trifft. Es ist bewölkt.
Die Motivation, mich in mein Boot zu setzen, ist also geringer als gestern. Gegen 10 Uhr bin ich auf dem Wasser. Eine Minute vor mir legt von einem zweiten Steg ein Kanu ab. Ich kann es nicht einholen und sehe die beiden darin nicht wieder.
Meine Begegnungen mit anderen Booten beschränken sich auf drei Einer-Kajaks, die mir von Höxter entgegenkommen, und zwei Motorboote. Vielleicht auch nur eines, das mich erst überholt hat und mir später entgegenkommt.

In Höxter sehe ich Kunst am Ufer stehen. Erst ein überlebensgroßes Paar, dann blaue Schafe auf den Wiesen, einen Blech-Angler und eine Kirchturmspitze. Zu dem Paar finde ich hinterher heraus, daß sie zu einer Ausstellung der "Alltagsmenschen" gehören. Die hätte ich mir gerne angesehen, wenn ich vorher davon gewußt hätte.


Ich habe wieder kurze Gegenwindstrecken, an denen ich mich ins Zeug legen muß, kann mich aber auch lange einfach treiben lassen. Viel kann ich zur Reisegeschwindigkeit ohnehin nicht beitragen. Ich bin heute 4,5 Stunden auf dem Wasser gewesen und habe 28 Kilometer geschafft. Macht einen Schnitt von 6,2 km/h. Dabei war ich nur die halbe Zeit in Flußmitte in der Hauptströmung. Mein eigener Beitrag beschränkt sich vielleicht auf 1 km/h.

In Holzminden erwartet mich gleich hinter der Brücke der Anleger vom örtlichen Kanuklub. Das kleine Gelände hat eine frisch gemähte Wiese. Ich baue das Zelt hinter dem Haus auf, gebe telefonisch Bescheid, daß ich da bin, und sehe mir den Ort an. Auf dem Campingmobil-Stellplatz gegenüber bekomme ich zwei kalte Bier. Die Fußgängerzone wirkt sehr inhomogen. Sind das Kriegsfolgen oder Bausünden der Neuzeit? Ich kehre schnell wieder zum Kanuklub zurück und schreibe Blog.

Abends unternehme ich noch eine zweite Runde in den Ort, diesmal außenrum. Es gibt schöne Ecken mit vielen Fachwerkhäusern, aber auch Fachwerkhaus neben Ziegelbau neben Betonklotz. Die Krönung ist sicher das Hochhaus.
Am Weserkai entdecke ich weitere Alltagsmenschen: Einen Fotografen, der ein Paar ablichtet. Sie werden gerade ebenfalls von einigen Touristen fotografiert. Weil ich nicht warten will, bis sie fertig sind, verzichte ich auf ein Foto. Wahrscheinlich ein Fehler. ;-)


gewagter Sitzplatz
Tillyhaus
Von einer Tafel vor dem Tillyhaus erfahre ich, daß Fachwerkhäuser früher öfter mal an einer Stelle abgebaut und woanders wiederaufgebaut wurden. 1609 wurde das Haus an dieser Stelle aufgebaut, davor stand es im 5 km entfernten Bevern. Die Eichen für das Dachgebälk hatte man zwischen 1550 und 1558 geschlagen. Was wohl dazu geführt hat, daß man ein neu gebautes Haus nach 50 Jahren umzieht? Der Dreißigjährige Krieg begann erst 10 Jahre später. Daß General Tilly darin übernachtet hat, ist nicht belegt.



Um draußen etwas zu essen, ist es mir zu windig. Beim Überqueren der Brücke mußte ich jedes Mal meinen Hut festhalten. Lieber mache ich mir eines der schweren Fertiggerichte warm, indische Kichererbsen. Vor der Bettruhe dusche ich nochmal schön heiß und trinke mein zweites Bier aus. Auf dem Campingplatz vor der Brücke stehen dicht an dicht die Wohnmobile und hier bin ich völlig allein. Cool!
Holzminden ↣ Rühler Schweiz
Am Morgen wurde es laut, weil der Kanuklub direkt an einer vielbefahrenen Straße liegt. Leider hatte ich das Zelt zu nahe an der Hauswand aufgebaut, so daß ich warten muß, bis die Sonne rumkommt und das Zelt trocknet.
Es gibt technische Probleme. Nachts piekt mich was in den Fuß. Es ist der in der zweiten Nacht gerissene Gummizug, der nun auch am anderen Ende abgerissen ist. Zwei Nächte Haltbarkeit ist für so einen teuren Schlafsack echt wenig. Der Halsbereich wird von einem anderen Versteller noch ausreichend abdichtet, insofern ist noch alles Ok. Ich finde nicht mal die Stelle, wo die Strippe ursprünglich angebracht war.

Der Touchscreen meines Blog-Schreibe-Handys nimmt am rechten Rand keine Berührungen mit dem Finger mehr an. P, L und Backspace gehen nur selten mal zu tippen. Sehr nervig, weil ich immer mal über das Ziel hinausschieße und das dann schwer wieder gelöscht bekomme. Glücklicherweise hatte ich mir vor einer Woche einen Kuli mit Stylus gekauft, damit geht es noch. Nur die drei Sondertasten unten kann ich damit nicht bedienen.

Das Faltboot hat ein Leck. Schon gestern war mir beim Anlanden aufgefallen, daß es sehr zusammengesunken auf dem Bootssteg lag. Während der Fahrt bekomme ich das nicht mit, weil mein Gewicht ja die Bootshaut strafft. In gewissem Rahmen ist ein Zusammenschrumpfen normal, weil das kalte Wasser den Luftdruck im Schlauch senkt.
Bevor ich heute im nur 100 Meter entfernten Edeka noch ein paar Kleinigkeiten gekauft habe, war das Boot voll aufgeblasen. Als ich nach einer halben Stunde zurückkam, fehlte schon wieder ein Viertel. Nach einigem Suchen fand ich einen Riß im Gummi-Mundblasstück. Mit dem Rest des Liv Tyler-Klebebandes habe ich das vorerst dicht bekommen.


All das führte dazu, daß ich erst zehn nach zwölf aufs Wasser gekommen bin. Es ist warm, die Sonne scheint und es ist einsam. Den ganzen Tag treffe ich niemanden auf dem Wasser. Auch Radfahrer kommen kaum noch die Ufer entlang. Ich paddel, wenn mir danach ist, oder lasse mich treiben.


Das geplante Etappenende war der Campingplatz Rühler Schweiz. Als ich wenige Kilometer davor inmitten schöner Felskulisse darüber nachdenke, die Etappe zu verlängern, entweicht mit einem Schlag die Luft aus der Rückenlehne. Lange kann ich ohne Rückenkissen nicht fahren, weil sich die Strippe vom Süllrand ins Fleisch schneidet, also wird es doch dieser Zeltplatz. Zum Glück ist an der Lehne nichts kaputt. Durch meine Bewegungen drehe ich manchmal unabsichtlich das Ventil auf. Auf dem Wasser bekomme ich sie allerdings nicht wieder aufgeblasen.


Rühler Schweiz
Rückenlehne
Auf dem Wasser steckt mein Handy in einer wasserdichten blauen Hülle. Ich kann darin nicht erkennen, was ich knipse, sondern sehe nur den großen weißen Auslöse-Knopf. Kurz vor dem Anlanden fällt mir auf, daß auf die Selfie Linse umgestellt ist. Ich habe heute also eine schöne Sammlung völlig ungestellter Selfies aufgenommen.

Der Zeltplatz ist nett, weitläufig und ruhig. Auf den drei Zeltwiesen habe ich das einzige kleine Zelt stehen. Die Gastronomie ist geschlossen, aber ich habe noch genug mit. Ich liege nach dem Zeltaufbau erst mal lange in der Sonne und lasse es mir gutgehen. Erst kurz vor Sonnenuntergang fange ich an zu kochen. Es gibt das Outdoor-Gourmet Essen Nr.1: Kartoffelmus mit Sauce, in diesem Fall welche für Curry-Bratwurst. Lecker!

Rühler Schweiz ↣ Hameln
Die Nacht ist ruhig. Der Verkehr auf dem anderen Flußufer ist zwar hörbar, stört aber nicht. Auch heute komme ich erst halb zwölf aufs Wasser. Ich habe lange Varianten gewälzt und beschlossen, die Weserfahrt in Hameln zu beenden und noch die drei Etappen des Weserberglandwegs bis Porta Westfalica zu laufen.


Heute ist es richtig heiß. Für 22 Kilometer genieße ich noch mal die Einsamkeit auf dem Fluß, ehe mich vor Hameln die Zivilisation einholt. Dort begegnen mir 3 Motorboote und ein Ausflugsdampfer, jeweils hin- und rückzu. Fünf Kilometer vor Hameln muß ich auch selber noch mal Hand anlegen, weil das Wehr in Hameln den Fluß breit und träge macht.


Windmühle
Ausflugsdampfer
Im Hafen lande ich am Steg des Kanu-Clubs an. Die Zeltwiese ist leer. Um dort nächtigen zu dürfen, soll ich mich online anmelden. Als Zahlungsmittel akzeptiert werden Paypal und Überweisung. Barzahlung geht nicht, auch wenn Leute vom Club vor Ort sind. Die klare Ansage ist: Wenn ich online nicht buchen kann, muß ich den Platz verlassen! Widerwillig sehe ich mir die Webseite an. Sie will Scripte von 9 verschiedenen Quellen ausführen, bis sie was anderes als die Startanimation zeigt. Vermutlich verdienen die Leute ihr Geld mit Weitergabe meiner Daten und das Campinggeschäft ist nur Zubrot. Einmal bestätigen der minimalen Cookies reicht nicht, sondern das muß bei jedem Schritt erneut erfolgen. Wahrscheinlich hat niemand erwartet, daß jemand diesen Knopf drückt. Wenn mir nicht der Erste Vorsitzende des Clubs persönlich bestätigt hätte, daß sich die Zahlung mit Überweisung auch abschließen läßt, ohne daß die Überweisung beim Club eingegangen ist, hätte ich wahrscheinlich aufgegeben und es woanders versucht. So schicke ich die Überweisung, fällig 30.4.24, ab, in dem Wissen, daß ich erst am 5.5. überweisen kann und die Banklaufzeit auch noch Tage braucht. Der Vorsitzende sagt, ich bekomme nur vier Nerv-Mails.

Die Anlage an sich ist super! Die Zeltwiese mit vielen Gänseblümchen liegt genau in der Spitze zwischen Hafen und Fluß. Nachdem ich per Mail den Zutrittscode zu den Sanitärräumen bekommen habe, dusche ich und kaufe Lebensmittel im nahen Lidl. Das "Schönen Feiertag" an der Kasse erinnert mich daran, daß morgen die Läden geschlossen haben. Egal, das Einzige, was bald zur Neige geht, ist der Brennspiritus. Den hatte der Lidl nicht. Um nach einer Drogerie zu suchen, ist schon zu spät.
Ich frage einige Leute von den Wohnmobilen, ob sie mir Primasprit abgeben können, aber die sind auf Gasgrills umgestiegen, weil Kohle nicht mehr überall erlaubt ist. Klar, wir haben ja Kohleausstieg! Ich schaue auch noch mal in den ersten Stock, ob noch jemand vom Personal da ist, werde aber rüde abgefertigt, daß das eine private Feier ist.
Hameln ↣ Süntel
Die Nacht war schrecklich. Das ferne Tiefbass-Wummern aus einer Disco endete erst um drei. Mein Zelt wird schon früh von der Sonne getroffen. Um acht denke ich ans Aufstehen. Es herrscht eine schwüle Hitze. In Anbetracht des wenigen verbliebenen Brennstoffs verzichte ich auf Kaffee und löffle nur einen halben Liter Yoghurt in mich rein. Ich spanne eine Wäscheleine und versuche, die Flöhe aus meinem Schlafsack zu vertreiben, die mich schon in der ersten Nacht gefunden hatten und seitdem piesacken. Ich habe bestimmt 100 Einstichstellen aller Art und wenn ich beim nächsten Levelaufstieg mir einen Perk aussuchen könnte, wäre das "Nicht juckende Stiche" oder am besten gleich "Stahlhaut", daß die Stachel der kleinen Biester abbrechen, wenn sie versuchen, sich an mir zu laben.

Dann beginnt das Einräumen des Rucksacks. Das Boot hatte ich schon gestern zusammengerollt, aber einige frische Vorräte und die Winterklamotten vom Anfang der Tour müssen auch noch ihren Platz finden. Auch ein halber Liter Rotwein von gestern muß noch mit, inklusive Glasflasche. Ich habe leider keine Plasteflasche übrig. Zwei brauch ich für Wasser. Insgesamt habe ich bestimmt wieder mein Startgewicht von 20 kg erreicht und der Rucksack ist zum Bersten voll.
Für die Sehenswürdigkeiten Hamelns habe ich da keinen Blick. Der Zubringer-Pfad E11 führt mich durch die Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern und vielen schon gut gefüllten Straßencafés/Beach-Bars.


Frühschoppen auf der Pluto
und in der Stadt
Große Leistungen kann man von mir heute nicht erwarten und die 27 km der offiziellen Etappe plus den Zubringer von Hameln sind mir definitiv zu lang. Zumal völlig unklar ist, ob man am Etappenende auch übernachten kann. Ich peile zur Übernachtung die Süntelkammhütte an, die einzige noch existierende Hütte weit und breit.
Es ist viel los auf den Wegen, die meisten kommen aber nur bis zur ersten Wirtschaft, der Heisenküche. Dort ist es mir viel zu quirlig. Ich mache lieber auf jeder Bank kurz Rast und futtere etwas von meinen Vorräten. Am in die Karte eingezeichneten "Yellow Place" entdecke ich eine lustige kleine Bank über einer Steilklippe mit wunderbarer Aussicht. Als ich auf einer weiteren Bank an einer Kreuzung sitze, kommt ein Fuchs den Weg entlang und nimmt den linken Abzweig. Füchse wissen sicher mittlerweile, daß von Menschen, die auf ihr Handy schauen, keine Gefahr ausgeht. Ich war so überrascht, daß ich erst auf Kamera umschalten konnte, als er schon vorbei war.


Ausblick vom Yellow Place
Ein Fuchs geht durch den Wald.


Die Süntelkammhütte wäre ganz OK gewesen, wenn nicht schon vor dem Eingang und auch in der Hütte Schwärme von Hunderten Mücken gewartet hätten. Ich ergreife fluchtartig das Weite und als letzte Option bleibt mir nur, das Zelt irgendwo aufzustellen. Weil um die Teufelskanzel ein Schutzgebiet eingezeichnet ist, suche ich mir einen Platz davor auf der Hochfläche.


Süntel ↣ Schaumburg
Meine Nacht im Wald war angenehm ruhig. Nach dem Verzehr der ganzen Leckereien gestern Abend ist mein Rucksack heute 2 Kilo leichter. Kurz vor zehn komme ich los. Wie gestern auch schon, laufe ich lange durch riesige Waldgebiete, deren Boden dicht mit weiß blühendem Bärlauch bedeckt ist. Ein verlockender Duft nach Knoblauch-Butterbrot liegt in der Luft.

Die erste Rast lege ich an der Teufelskanzel ein, einer Klippe mit schöner Aussicht auf das Wesertal. Zwei Müllmänner kommen vorbei und holen die Grillabfälle vom Vortag ab.

Im gestrigen offiziellen Etappenende Rohdental erhoffe ich mir ein zweites Frühstück mit einem ordentlichen Kaffee, werde aber leider enttäuscht. Die Weinschänke hat noch nicht auf und das Café am Donnerstag Ruhetag. Wenigstens werde ich durch die formidable Sitzgruppe entschädigt, die die beiden einen Kilometer weiter aufgestellt haben.
Weiter geht es nach Schaumburg. Als ich das Hotel Schaumburger Ritter sehe, werde ich schwach und frage nach einem Zimmer. Die billigen Zimmer sind leider schon ausgebucht, aber die Dame am Empfang läßt mit sich handeln.

Mein Zimmer hat viel nicht nutzbaren Raum, wie einen großen leeren Vorraum, und geht nach hinten raus auf den Wald. Nur zwei Fenster am Ende des Raums lassen ein wenig Licht herein. Zwei Meter vor den Fenstern steht eine Efeu-berankte Holzwand, was wirkt wie ein Lichtschacht mit Bäumen darüber.

Vor dem Abendessen schaue ich mir noch die Burg an. Die hiesigen Fürsten müssen sich wohl sehr bei Hexenprozessen hervorgetan haben. Hinweisschilder und Namen, wie z.B. Hexenteich deuten darauf hin. Man kann sich ja vorstellen, was da passiert ist. Sehr gruselig!

Natürlich esse ich auch im Hotel zu Abend, es gibt sonst nichts in der Gegend. Das Lokal entpuppt sich als sehr nobel. Man könnte das 8-Gänge-Menü haben, aber ich gönne mir nur eine vegetarische Hauptspeise. Lecker, aber das Beste war das Bärlauchschmalz mit Brot, das vorher gereicht wurde. Genau das Aroma, daß ich den ganzen Tag schon in der Nase hatte!

Ich wasche Wäsche, sehe mir die Tagesschau an und überlege, wie es weitergehen soll. Bis Porta Westfalica werde ich es wohl morgen nicht schaffen. Ich werde morgen entscheiden.

Heimfahrt
Wegen dem abends noch vor meinem Fenster herumflatternden Viehzeug traue ich mich erst in der Nacht, das Fenster zu öffnen und die Hitze herauszulassen. Ich wache 7:30 Uhr auf und sehe einer Amsel zu, die unermüdlich Material für ihr Nest in der Dachrinne heranschleppt. Wenn das mal nicht vom nächsten Starkregen weggespült wird!

Immer noch habe ich viele Optionen für den heutigen Tag, die ich langsam aussortiere. Das schönste wäre gewesen, die Wasserwanderinfrastruktur zu nutzen und auf der Wiese des Rintelner Kanu-Clubs zu nächtigen. Ich will aber keine weitere Nacht in meinem vermutlich immer noch verflöhten Schlafsack verbringen, sondern nur noch in Hotelbetten nächtigen. Die Hotelsituation in Rinteln sieht schlecht aus. Nur ein Hotel und das über meinem Budget. Bis Porta Westfalica durchzulaufen, schaffe ich eventuell nicht, so daß ich kein Hotel online buchen kann. Ich schaue nach, wie ich nach Hause komme.
Der DB-Navigator findet nur eine Verbindung, wo ich über viele kurze Strecken nach Göttingen gelange, und dann über Erfurt nach Dresden. Ich nehme erst mal den Bus in Gegenrichtung nach Rinteln. Von dort findet auch der Navigator was über Braunschweig und Magdeburg, was meiner ursprünglichen Planung entspricht. Wenn alles gut geht, bin ich eine Stunde eher zu Hause als mit dem ersten Vorschlag.

Zweimal muß ich wegen Zugverspätungen Spurts quer über den Bahnhof hinlegen und schaffe die Anschlüsse gerade so. Jetzt sitze ich im letzten Zug nach Dresden und könnte in zwei Stunden zu Hause sein. Damit endet das erste Abenteuer des Jahres 2024.
